Die Zahl der digitalen Gesundheitsanwendungen (DIGA) sowie deren öffentliche Wahrnehmung steigen. Auch in Österreich wird intensiv über ihre Rolle im österreichischen Gesundheitssystem diskutiert. Konzepte, wie DIGA auf Rezept möglich werden können, liegen vor und das Ziel ist im Digital Austrian Act auch verschriftlicht. Jetzt liegt es an der Politik, die Weichen zu stellen.
Welche Hindernisse noch aus dem Weg geräumt werden müssen und wie der zeitliche Rahmen aussieht, wurde unter anderem auch am diesjährigen Austrian Health Forum diskutiert. AUSTROMED war in einem starken Team vertreten: Präsident Gerald Gschlössl, Geschäftsführer Mag. Philipp Lindinger, Vorstandsmitglied Ing. Mag. (FH) Christine Stadler-Häbich sowie Sebastian Mörth von der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit trafen Stakeholder und diskutierten zentrale Fragen der Branchenvertretung.
„Wir haben einen Workshop zu digitalen Gesundheitsanwendungen mitgestaltet, der den Status quo in Österreich beschrieben hat. Das zeigte deutlich, dass im Vergleich zum Vorjahr doch wesentliche Schritte gelungen sind. Es gibt mehr Awareness für das Thema und federführende Entscheidungsträger beschäftigen sich damit“, resümiert Stadler-Häbich, die im AUSTROMED-Vorstand für das Thema „Digitalisierung“ verantwortlich zeichnet. Wesentlich, so die Expertin, sei nun der klare Auftrag vonseiten der Regierung, damit digitale Gesundheitsanwendungen auch in der Praxis ankommen.
Empathie und Zusammenarbeit
Neue Denkanstöße kamen beim Austrian Health Forum auch von prominenten Keynote Speakern: Harald Katzmair, führender Experte auf dem Gebiet der sozialen Netzwerkanalysen und CEO der FASresearch, diagnostizierte: „Das österreichische Gesundheitssystem steckt auch deshalb fest, weil die Stakeholder in ihren eigenen Organisationen feststecken. Um den gordischen Knoten einer Reform des Gesundheitssystems zu lockern, müssen die Akteure ihre Blockaden rasch angehen.“
Gesundheit muss leistbar sein
Philosophin Lisz Hirn betonte, dass Gesundheitspolitik immer in einem größeren gesellschaftlichen Zusammenhang zu denken sei: „Eine leistbare Gesundheitsversorgung ist nicht nur wesentlich für den sozialen Zusammenhalt, sondern auch ein Zeichen politischer Gerechtigkeit.“ Und Tania Singer, wissenschaftliche Leiterin der Max Planck Forschungsgruppe Soziale Neurowissenschaften, regte an, auf Achtsamkeit zu setzen, um die Menschen im Gesundheitswesen und damit das ganze System resilienter zu machen: „Die Abwesenheit von Mitgefühl ist die Ursache für die meisten unserer derzeitigen globalen Probleme“, so Singer.
Doppelgleisigkeiten vermeiden
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit prägte die Veranstaltung. Geboten wurden zahlreiche Möglichkeiten, sich mit Experten aus verschiedenen Fachrichtungen auszutauschen und gemeinsam Lösungsansätze für komplexe Gesundheitsprobleme zu erarbeiten. Workshops und interaktive Sessions ermöglichten einen intensiven Dialog und regten zu neuen Kooperationen an. Kooperation wurde großgeschrieben und dominierte auch die fachlichen Inhalte: „In vielen Ländern gibt es eine fragmentierte Gesundheitslandschaft mit vielen verschiedenen Anbietern und Institutionen. Um eine effektive Versorgung der Patienten sicherzustellen, ist es wichtig, dass die Akteure miteinander zusammenarbeiten, um Doppelgleisigkeiten und damit hohe Kosten zu vermeiden“, beschreibt Stadler-Häbich eines der zentralen Ergebnisse.
Schließlich wurde auch die Bedeutung von Patientenzentriertheit betont. Die Patienten sollten im Mittelpunkt der Gesundheitsversorgung stehen und ihre Bedürfnisse und Wünsche sollten berücksichtigt werden. „Eine patientenzentrierte Versorgung kann dazu beitragen, die Qualität der Versorgung zu verbessern und die Zufriedenheit der Patienten zu erhöhen“, so Stadler-Häbich.