Das Spannende an der Radiologie ist, dass wir es mit sehr vielen Disziplinen zu tun haben. Wir servicieren als zentrales Diagnosefach von der Inneren Medizin über die Urologie bis hin zur Gefäßmedizin praktisch das gesamte Spektrum. Dadurch haben Radiologen naturgemäß ein sehr breites Blickfeld und dennoch ist es möglich, sich zu spezialisieren, zum Beispiel auf die Mammografie oder die interventionelle Radiologie. Das Fach bietet extrem viele Facetten, die je nach Interessenslage bearbeitet werden können und im Grunde bleibt man immer der breit gefächerte Radiologe, der mit allen Disziplinen kooperieren kann.
Die wirkliche Herausforderung für uns als zentrales Diagnosefach ist, dass wir auch zunehmend unter Druck geraten, wenn die zuweisenden Fächer immer mehr Patienten in kürzerer Zeit behandeln müssen. Wenn die Liegedauer im Spital kürzer wird, sind auch wir gefordert, schneller zu untersuchen und zu befunden, sodass die Therapien rasch eingeleitet werden.
Dazu kommen die steigenden fachlichen Anforderungen von den klassischen Röntgenuntersuchungen bis hin zu gefäßerweiternden Eingriffen oder der Tumorembolisation. In meiner Abteilung mit mehreren Standorten ist es die Herausforderung, diese Leistungen standortübergreifend allen Patienten zur Verfügung zu stellen. Dazu braucht es sehr hohe Flexibilität der Mitarbeiter.
Nach der Ausbildung, die ich noch im alten AKH Wien begonnen habe, wollte ich ein Jahr ins Ausland gehen, um dort meine Forschungen zu betreiben. Ich ging an die renommierte Harvard Medical School und habe diese Zeit als wissenschaftlich extrem fruchtbar erlebt. Das eröffnet viele neue Perspektiven.
Anfang der 90er-Jahre war auch die Übersiedlung ins AKH ein wichtiger Schritt, denn die Ausstattung war extrem gut und auch die Bedingungen für die Forschung. Oft ist es wichtig, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, dann kann man auch in Österreich echte Topleistungen erbringen.
Medizinisches Wissen allein ist heute für eine Spitzenposition sicher zu wenig. Zu meiner Studienzeit gab es noch keine Zusatzangebote, daher habe ich erst 2004 eine Weiterbildung im Bereich Spitalsmanagement gemacht. Ich würde so etwas sehr empfehlen, weil man einen makroökonomischen Blickwinkel auf die Medizin bekommt, der bei Fragen der Personalplanung oder überhaupt in einer Führungsposition sehr hilfreich ist.
Ich bin erstaunt und positiv überrascht, welch interessante Lebensläufe sie haben. Ob Studien im Ausland oder Hobbys, die junge Generation scheint sehr vielseitig, offen und interessiert zu sein.
Der Lebenslauf muss zeigen, dass der Bewerber ein über den Durchschnitt hinausgehendes Interesse am Fach und über die Medizin hinaus hat. Ich treffe die Entscheidung aber nicht allein, sondern die Bewerber haben ein Hearing vor allen Oberärzten der Abteilung.
Das Fach ist durchaus interessant und wir haben für jede Ausbildungsstelle doch viele Bewerber. Wir haben also keinen Nachwuchsmangel, aber einen Facharztmangel, vor allem in den Bundesländern. Wir haben eine reduzierte Kapazität an Ausbildungsstellen und in naher Zukunft wird sich das verschärfen, weil viele Kollegen in Pension gehen. Das Arbeitsfeld der Radiologie hat sich enorm erweitert und das ist ein zusätzlicher Grund für den Mangel an entsprechenden Fachärzten.
Das ist eine große Auszeichnung für mich. Ich war schon viele Jahre in der ÖRG tätig und für die Facharztprüfung verantwortlich. Daher möchte ich meine Zeit als Präsident auch nutzen, um hier einen Schwerpunkt zu legen.
Die Ausbildung ist ein wichtiges Thema. Wir müssen auch für Kollegen in kleineren Häusern – wo naturgemäß nicht alle Spezialdisziplinen angeboten werden können – gleich gute Chancen schaffen, um eine hochwertige Ausbildung zu bekommen. Wir schaffen das in der Vinzenzgruppe dadurch, dass sie Ärzte während der Ausbildung in verschiedene Häuser rotieren. In der ÖRG haben wir dazu eine Akademie etabliert, die Facharztkurse anbietet.
Zumindest ein Semester an einer ausländischen Uni zu verbringen und eine Zusatzausbildung – während oder nach dem Studium – zu erwerben. Ökonomie oder Technik haben sehr viele Berührungspunkte mit der Medizin und die Jobchancen erhöhen sich dadurch auf jeden Fall.