Behandlungsziel bei infektiösen Entzündungen der Leber ist es, durch den Einsatz antiviraler Substanzen die Viruslast zu senken. „Durch spezifische Virusdiagnostikmethoden ist es seit Kurzem möglich, bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Therapie abzuschätzen, ob und in welchem Ausmaß ein Patient auf eine bestimmte Behandlung anspricht“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Peter Ferenci von der Universitätsklinik für Innere Medizin III am AKH Wien. Die Wirksamkeit eines antiviralen Medikaments ist an der Geschwindigkeit des Virusabfalls im Blutspiegel zu erkennen.
Am exaktesten lässt sich das Virusansprechen bei Hepatitis C beurteilen. Wird beispielsweise ein Patient mit Virushepatitis C unter antiviraler Therapie bereits nach vier Wochen virusnegativ, wird von einer „rapid virological response“ (RVR), einem raschen Virusansprechen, gesprochen. In diesem Falle kann die Therapiedauer auf die Hälfte verkürzt werden. Ist ein Patient zwar in Woche vier noch viruspositiv, aber in Woche zwölf schon virusnegativ, liegt eine „complete virological response“ (komplettes Virusansprechen, cEVR) vor. Wenn ein Patient hingegen in Woche zwölf nicht negativ ist, aber einen Virusabfall um zumindest zwei log-Stufen (d. h. um den Faktor > 99) hat, ist eine „partial virological response“ (partielles Virusansprechen, pEVR) eingetreten. Diese Gruppe von Patienten benötigt in der Regel eine längere Therapie. Sind die Patienten in Woche zwölf bzw. in Woche 24 nicht virusnegativ – das heißt, ihre Viruslast ist nach wie vor über der Nachweisgrenze – tritt die sogenannte „stopping rule“ in Kraft. Das bedeutet, dass die Therapie mangels Effizienz gestoppt wird.
In der neuen Triple-Therapie wird die Standardmedikation, bestehend aus Interferon plus Ribavirin, mit weiteren Virusstatika ergänzt. Hierbei gelten unterschiedliche Kriterien für den Therapieabbruch aufgrund der Unwirksamkeit. Im Allgemeinen gilt, dass es bei Patienten, die nicht unter 1.000 Internationale Viruseinheiten kommen, sinnlos ist, eine Behandlung weiterzuführen.
„Bei allen anderen Hepatitiden wird versucht, die Abschätzung der Prognose bzw. der Sinnhaftigkeit einer Therapie nach ähnlichen Kriterien vorzunehmen. Allerdings ist dies bei diesen Virusinfektionen weniger exakt möglich. Bei der Hepatitis B dauert es generell lange, bis die Viruslast sinkt. Aber im Prinzip wird auch hier eine Virusnegativität in Woche zwölf eingefordert. Bei Nichterreichen dieses Kriteriums wird bis Woche 24 zugewartet“, erklärt der Mediziner. Bleibt der Patient weiterhin viruspositiv, wird das Behandlungsschema um ein zweites antivirales Medikament ergänzt oder ein Therapiewechsel eingeleitet. Bei der sehr selten vorkommenden Hepatitis D wurden bisher keine klaren Regeln definiert. Wenn jedoch ein Patient innerhalb einer gewissen Zeit einen Virusabfall zeigt, wird die Therapie abgebrochen. Mit der virologischen Virusdiagnostik kann somit das individuelle Therapieansprechen monitiert werden. Ein wesentliches Ziel ist, bei Hepatitis C die Therapielänge an den Verlauf anzupassen. Bei Hepatitis B geht es hingegen darum, die Effektivität einer Behandlung zu überprüfen.