Visionen für ein ­Gesundheitssystem 2025

Mit der Perspektive auf das Jahr 2025 wurde zwei Tage intensiv nach Lösungswegen hin zu einem Gesundheitswesen gesucht, das den Patienten tatsächlich in den Mittelpunkt stellt. Unter dem Motto „At the Crossroads“ beschäftigten sich rund 200 Experten aus dem Gesundheitswesen mit den Weichen, die Österreich und ganz Europa stellen müssen, um künftigen Herausforderungen gewachsen zu sein. In elf Kleingruppen wurden in kurzen, aber umso intensiveren Diskussionen Zukunftskonzepte weit über die Gesundheitsreform hinaus skizziert. Im Zentrum standen die Entwicklungen im Bereich Big Data, Neuroscience und Genetik. Die Ergebnisse wurden traditionell von den Moderatoren zusammengefasst und Gesundheitsminister Alois Stöger präsentiert.

Gesundheitsreform: Erst der Anfang

Die zentralen Ansatzpunkte: Gesundheit in Österreich muss stärker als bisher als Querschnittsmaterie verankert werden, es braucht mehr Kommunikation quer über das gesamte Gesundheitswesen, und zwar in Richtung der Patienten wie auch innerhalb der Akteure – Forderungen aus Alpbach, deren Umsetzung angesichts der Mantra-artigen Wiederkehr von Jahr zu Jahr wohl bis heute im Argen liegt.
Die von Dr. Pamela Rendi-Wagner, Bundesministerium für Gesundheit, geleitete Arbeitsgruppe „Reorienting Health Services – von der Kuration zur Prävention“ kam zu ähnlichen Ergebnissen. Neue Partnerschaften im Jahr 2025 zwischen Politik, Wirtschaft, Gesundheitsberufen und der Bevölkerung stellen eine Abkehr von Partikularinteressen hin zu einer gesundheitlichen Gesamtpolitik sicher. Ein umfassender Gesundheitsbegriff bildet die Basis für das Leistungsangebot, Bildung und Erziehung sind präventionsorientiert und folgen einem Life Course Approach. „Dazu gilt es, den Föderalismus, Partikularinteressen und die Wertigkeit von Prävention grundlegend zu verändern. Konkrete nächste Schritte wären eine Klausur der Minister zum Thema Gesundheit, fiskalpolitische Maßnahmen und ein verbessertes Care-Management“, fasst Rendi-Wagner zusammen.

 

 

Kompromissloser Paradigmenwechsel

Gesundheitsminister Alois Stöger formuliert in seiner Conclusio einen radikalen Paradigmenwechsel: von der Krankheits- zur Gesundheits-, von der Institutionen- zur Patientenorientierung und hin zu einer sektorenübergreifenden Gesundheitspolitik.
„Der politische Überbau muss sicherstellen, dass dieser Paradigmenwechsel auch möglich ist“, so der Minister. Für ihn ist die Gesundheitsreform nur ein Anfang, seine Zukunftsbilder setzen auf jenen Maßnahmen auf, die in den letzten Jahren forciert wurden: „ELGA wird im Jahre 2025 so selbstverständlich sein wie die e-card heute, in den Lokalen wird nicht mehr geraucht und alle Bürger kennen ihren ‚Best Point of Service‘. Eine Finanzierung des Gesundheitssektors gemessen am BIP ist sichergestellt und Politiker, die hier Einschnitte machen, sollen abgewählt werden können. Die Wertschöpfung muss im Land bleiben und 10 % der Wirtschaftsleistung müssen für den Gesundheitssektor re-investiert werden“, skizziert der Minister. In Gesundheitsberufen soll in den nächsten zehn Jahren vermehrt praxisorientiert ausgebildet werden und die Kommunikation zwischen den Berufsgruppen und Stakeholdern muss intensiviert werden. Um diesen Paradigmenwechsel langfristig halten zu können, ist eine radikale Gesundheitsplanung, -finanzierung und -steuerung erforderlich. „Es gibt keine Gesundheit für alle, wenn wir nicht solidarisch agieren. Der Zug fährt, ich lade Sie ein, die Wagons zu besetzen und mitzufahren“, so Stöger abschließend.
Es bleibt zu hoffen, dass in Alpbach 2015 das Rad nicht wieder neu erfunden wird und an diesen Forderungen auch unter einem neuen Minister konsequent weitergearbeitet wird.

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