Hygienemaßnahmen müssen zum Umfeld passen

“Hygiene heißt auch: Mitdenken bei der Arbeit”, bringt es DGKS Christa Bernhofer, Hygienefachkraft, Zentrum für Krankenhaushygiene und Infektionskontrolle der SALK, auf den Punkt, wenn es um das Problembewusstsein rund um das Thema Krankenhausinfektionen geht. Sie zeigt auch deutlich auf, dass die Maßnahmen zur Umsetzung nicht immer nur Kosten verursachen müssen und mit dem berühmten Hausverstand oft leicht und rasch umzusetzen sind.
“Das Fachwissen und die Evidenz sind aus meiner Sicht nicht die Fragen, wenn es darum geht geeignete Maßnahmen in Gang zu bringen. Ich bin überzeugt, dass diese Basis in nahezu allen Krankenanstalten vorhanden ist. Viel wichtiger ist es, daraus für das jeweils vorhandene Setting die passenden Aktivitäten abzuleiten, denn Hygienemaßnahmen müssen zum Umfeld passen und können/dürfen nicht nur aus dem Lehrbuch kommen”, ist Bernhofer überzeugt. Dass Hygiene nicht nur auf dem Papier existieren kann, sondern auch im praktischen Alltag gelebt werden muss, versteht sich von selbst. “Mitarbeiter müssen die Notwendigkeit der Einhaltung erkennen und verstehen, warum sie etwas tun und was sie tun”, so die Hygieneexpertin. Hygieneregeln sind ihrer Ansicht nach nur dann wirksam, wenn sie logisch, unkompliziert, wirtschaftlich, zeitökonomisch, anpassungsfähig an Erregereigenschaften und abgestimmt auf die Übertragungswege sind.

 

Der Wert der Händedesinfektion

Rund 80% aller vermeidbaren Infektionen werden durch die Hände übertragen. Demnach ist die Händedesinfektion die schnellste, effektivste und billigste Maßnahme der Infektionsverhütung. Wird sie korrekt durchgeführt, vermindert sich nachweislich die Keimzahl auf den Händen um 99%. “Wesentlich ist, dass eine Methode eingeübt wird, mit der alle Areale erreicht werden. Dieser Vorgang soll so weit automatisiert sein, dass ein Nachdenken darüber gar nicht mehr notwendig ist”, beschreibt Bernhofer den praktischen Zugang. Darüber hinaus empfiehlt sie auch weitere Maßnahmen der Personalhygiene, wie das Tragen von Bereichskleidung, das Zusammenbinden bzw. Auf stecken von langen Haaren, das Tragen passender Kopfhauben, den Verzicht auf Schmuck oder künstliche Nägel bzw. Gelnägel sowie die Reduktion der Personenbewegungen im OP. “Nicht oft genug kann die sinnvolle Handhabung der Mund-Nasen-Masken beschrieben werden. Sie müssen Mund und Nase bedecken, dürfen nicht um den Hals gewickelt werden und müssen nach einer zweistündigen OP-Dauer jedenfalls gewechselt werden.
Einen gewissen Aufwand – der erst auf den zweiten Blick im Zusammenhang mit Infektionsprävention steht – erfordern darüber hinausgehende Maßnahmen, wie die Sorge für ausreichend hygieneerfahrenes Personal, genügend Platz und Manipulationsfläche und damit eine bauliche Gestaltung, die auf Hygieneaspekte Rücksicht nimmt. Ebenso erforderlich ist nach Ansicht Bernhofers die standardisierte Erfassung von SSI, die schon durch den Beobachtungseffekt dafür sorgen kann die Infektionsraten zu senken. “Wir erfassen seit dem Jahr 1996 Wundinfektionen. Postoperative Wundinfektionen bei Bypassoperationen war die erste Erfassung, mit der wir innerhalb von vier Jahren die Infektionsrate von 6 auf 1,4% senken konnten, ohne an unserer Arbeitsweise etwas zu verändern”, erklärt die Hygienefachkraft. Der Zeitaufwand für die Erfassung definierter Indikatoroperationen, die derzeit an fünf chirurgischen Kliniken der SALK erfolgt, beträgt derzeit zwei Stunden pro Woche und erscheint angesichts des positiven Ergebnisses durchaus vertretbar. Wichtigster Erfolgsfaktor ist nach Ansicht der Expertin die Personaldisziplin: “Oft haben einfache Maßnahmen große Wirkung, wenn sie in die Arbeitsabläufe leicht zu integrieren sind und wie selbstverständlich in der Alltagsroutine mitlaufen.”

 

Quelle: 1. Johnson & Johnson Medical Products GmbH Symposium Österreich, 6.-7. März 2011, Salzburg, Schirmherrschaft: Fortbildungsakademie der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgie, Veranstalter: Ethicon/Johnson & Johnson