Vor der Pandemie war die telemedizinische Versorgung in Teilen der USA nicht gerne gesehen und sollte im Fall des Falles seitens des Gesundheitspersonals am Arbeitsplatz stattfinden. Durch die COVID-19-Pandemie kam es zu einem Umdenken: Prozesse wurden schneller umgesetzt und ermöglichten eine gute Diabeteseinstellung und Versorgung mit verordnungspflichtigen Medikamenten. Schwierigkeiten, die bei der telemedizinischen Versorgung auftreten können, sind fehlende technische Voraussetzungen (Internet, Datenverfügbarkeit) und Unterschiede in den Persönlichkeiten der Patienten sowie deren Fähigkeiten. Wichtig ist es, alle relevanten Personen (Patienten, Angehörige, Diabetesteams, Hersteller von Diabetestechnologie) einzubinden. Langfristig könnte je nach individueller Präferenz auch nach der Pandemie eine telemedizinische Versorgung in ländlichen Gebieten sinnvoll sein.
Lebensqualität: Es wird vielerorts angenommen, dass Technologie in der Versorgung von Diabetes den größten Einfluss auf die Gesundheit und die Lebensqualität hat. Jedoch bestehen einerseits weiterhin Hindernisse in der Versorgung, andererseits werden Technologien nicht immer sinnvoll angenommen und umgesetzt. Telemedizin kann eine diabetologische Versorgung breiter Bevölkerungsgruppen ermöglichen, verschiedene Technologien und Kommunikationsformate können hierfür genützt werden. Jedoch müssen dazu Barrieren gegenüber der Technologie überwunden werden, nicht jeder Patient ist für eine derartige Versorgung geeignet.
In einer randomisierten placebokontrollierten Studie wurden die Effekte des neuen exendinbasierten GLP-1-RA Efpeglenatid (s. c. 1-mal wöchentlich) auf kardiovaskuläre und renale Outcomes bei 4.076 Patienten mit Typ-2-Diabetes und kardiovaskulärer Vorerkrankung oder eingeschränkter Nierenfunktion plus ≥ 1 kardiovaskulären Risikofaktoren untersucht.
Nach durchschnittlich 1,8 Jahren wurden der primäre Endpunkt (MACE) um 27 % (p = 0,007) und der zusammengesetzte renale Endpunkt um 32 % (p < 0,001) reduziert. Die Studienergebnisse wurden simultan im New England Journal of Medicine publiziert. Die präsentierten Outcome-Daten bestätigen den hohen Stellenwert der GLP-1-Analoga-Therapie in Therapieleitlinien und täglicher Praxis.
Aus klinischen Studien geht hervor, dass SGLT2-Inhibitoren das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und Herzinsuffizienz reduzieren – bei Patienten mit und ohne Typ-2-Diabetes. Die Mechanismen der Kardioprotektion durch SGLT2-Hemmer sind allerdings weiterhin unklar.
Eine im Rahmen des ADA-Meetings präsentierte Studie untersuchte den Einfluss von Dapagliflozin auf die Verwendung von Energiesubstraten im Herzmuskel im Rattenmodell. Parallel mit der Reduktion der Plasmaglukose nahm auch die Oxidation von Pyruvat ab, während die Oxidation von Ketonkörpern mit steigender Ketonkörperkonzentration im Plasma zunahm. In einem Herzinsuffizienzmodell lag die Pyruvatoxidation von vornherein deutlich niedriger als im gesunden Herzmuskel, durch die SGLT2-Hemmung stieg die Ketonkörperoxidation aber in ähnlichem Ausmaß an.
Fazit: Die SGLT2-Hemmer-bedingte Verschiebung der kardialen Energiequelle hin zu Ketonkörpern könnte eine Ursache der kardioprotektiven Wirkung darstellen.
Im STEP-Programm wird Semaglutid in einer Dosierung von 2,4 mg 1-mal wöchentlich bei Menschen mit Adipositas untersucht. Bei ca. 1.800 Patienten ohne Diabetes (STEP-1) zeigte Semaglutid einen Gewichtsverlust von ca. 17 % nach 68 Wochen. In der Semaglutidgruppe hatten zu Beginn 45 % der Teilnehmer Prädiabetes, am Ende der Studie waren es nur noch 16 % (0,5 % sind in dieser Zeitspanne an T2D erkrankt), in der Placebogruppe hatten zu Studienbeginn 40 % der Patienten Prädiabetes, am Ende der 68 Wochen waren es 49 % (3 % entwickelten T2D). In allen STEP-Studien lag die Abbruchrate aufgrund von Nebenwirkungen nur bei ca. 5–7 %.
Weitere Analysen der Studie STEP-2 betrafen Effekte auf das kardiometabolische Risiko, die Lebensqualität und die physische Funktionalität (PF). Übergewichtige/adipöse Menschen mit Typ-2-Diabetes erzielten über die HbA1c-Reduktion hinaus signifikante Verbesserungen kardiovaskulärer Risikofaktoren (u. a. Blutdruck, Bauchumfang, Triglyzeride, CRP). Weiters berichteten die Teilnehmer klinisch signifikante Verbesserungen in der Lebensqualität, insbesondere die körperliche Funktion und das psychosoziale Empfinden betreffend.
Während Menschen mit Typ-1-Diabetes (T1D) in den 1970er-Jahren noch deutlich schlanker als die Hintergrundpopulation waren, zeigen aktuelle NHANES-Daten eine Ausgeglichenheit. Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass Insulinresistenz auch bei Menschen mit T1D ein Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen (CVD) ist.
Eine rezente Analyse der DCCT-Studie zeigte, dass Alter, HbA1c, Triglyzeride, Herzfrequenz (als Marker für autonome Neuropathie) und eine positive Familienanamnese die stärksten Risikofaktoren für eine CVD bei T1D sind. Daher stellt sich die Frage, ob es Sinn macht, auch bei diesen Patienten Medikamente mit nachgewiesenen kardiovaskulären Benefit anzuwenden.
Es gibt keine ausreichenden Daten, um diese Frage generell zu beantworten. In Studien bei Menschen mit T1D, die mit GLP-1-Rezeptoragonisten behandelt wurden, kam es zu einer deutlichen HbA1c-Senkung und zu einem Gewichtsverlust, aber auch zu mehr Hypoglykämien und Ketoazidosen. Auch Studien für SGLT2-Inhibitoren sind uneinheitlich. Es gibt aber Hinweise, dass der Einsatz dieser Medikamente bei Menschen mit längerer Diabetesdauer und einem T2D-Risikoprofil (insbesondere bei chronischer Nieren- oder Herzinsuffizienz) Sinn macht.
Im Rahmen des ADA-Kongresses wurde der Entwurf eines ADA/EASD-Konsensus für das Management erwachsener Typ-1-Diabetes-Patienten präsentiert. Dieser beinhaltet einen neuen Therapiealgorithmus, aktualisierte Therapieziele und Therapieempfehlungen. Weitere Kapitel beschäftigen sich u. a. mit Schwangerschaft, älteren Patienten, psychosozialen Themen, Diabetesberatung, Hypoglykämien oder Ketoazidose. Der ADA/EASD-Konsensus wird nach einem offenen Reviewprozess im September auf dem Annual Meeting der EASD final vorliegen. Handlungsempfehlungen, wie z. B. eine deutliche Präferenz für den Sensor-Einsatz werden in Zukunft das Typ-1-Diabetes-Management prägen.