Therapie Aktiv
Das erste und bislang einzige strukturierte Langzeitbetreuungsprogramm wurde 2007 (Disease-Management-Programm = DMP) in Österreich implementiert. Unter dem Namen „Therapie Aktiv – Diabetes im Griff“ baut es mittlerweile österreichweit auf einer Kooperation mit niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen (Ärzte und Ärztinnen für Allgemeinmedizin und Fachärzte bzw. Fachärztinnen für innere Medizin) auf.
Das Programm Therapie Aktiv verfolgt einen systematischen Behandlungsansatz mit dem Ziel, für PatientInnen mit Diabetes mellitus Typ 2 eine kontinuierliche und qualitativ hochwertige Versorgung nach dem neuesten Stand der Wissenschaft zu organisieren. Dabei gilt es, auf jeden Patienten bzw. jede Patientin möglichst individuell einzugehen und den Überblick über den Behandlungsverlauf und die notwendigen Therapieschritte zu behalten. Zur Unterstützung stehen den Therapie-Aktiv-Ärzten und -Ärztinnen Instrumente wie die Zielvereinbarung, der Dokumentationsbogen, Behandlungspfade sowie Folder und Broschüren zur Verfügung. Die Umsetzung von Lebensstiländerungen ist gerade für Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 besonders wichtig, oft aber auch schwierig. Die Zielvereinbarung dient daher als Hilfestellung, um Lebensstiländerungen noch besser umzusetzen. Zusätzlich wird abhängig vom Krankheitsstadium zumindest einmal jährlich eine ausführliche Untersuchung mithilfe des Dokumentationsbogens, der als Checkliste dient, durchgeführt. Die teilnehmenden Ärzte und Ärztinnen erhalten für die Betreuung von Therapie-Aktiv-PatientInnen ein zusätzliches Honorar.
Aktuell profitieren bereits mehr als 100.000 PatientInnen und beinahe 2.000 Therapie-Aktiv-Ärzte und -Ärztinnen in ganz Österreich von den zahlreichen Vorteilen des Programms.
Der Umsetzungsstand von Therapie Aktiv in den einzelnen Bundesländern kann der Tabelle entnommen werden (Stand 11. 10. 2021).1
„Zur optimalen Betreuung der vielen Diabetikerinnen und Diabetiker über viele Jahre hinweg braucht es neben der nötigen fachlichen Kompetenz vor allem ein gutes organisatorisches Konzept. Therapie Aktiv bietet hierbei eine fachlich wie organisatorisch entscheidende Hilfestellung. Es hebt die Qualität der Diabetikerbetreuung bei gleichzeitiger Unterstützung des Ordinationsbetriebes. Die Etablierung von Therapie Aktiv in der Praxis erhöht nicht nur die Mitarbeit und Selbstverantwortung der Diabetiker, sondern festigt auch deren Bindung an die Ordination. Für mich persönlich ist nach 10 Jahren die Anwendung von Therapie Aktiv aus meinem Praxisalltag nicht mehr wegzudenken“, so Dr. Anton Wankhammer, Arzt für Allgemeinmedizin in Lang.2
Der Erfolg von Therapie Aktiv spiegelt sich in den Ergebnissen der wissenschaftlichen Evaluierungen, den PatientInnen-Befragungen und einer Therapie-Aktiv-Ärzte/Ärztinnen-Befragung wider.
Bereits die Evaluierung von Therapie Aktiv im Jahr 2015 hat positive Effekte von Therapie Aktiv gezeigt.3 Um zu untersuchen, ob die beobachteten Vorteile im Zeitverlauf bestehen bleiben oder sich verändern, wurde die Medizinische Universität Graz mit einer weiterführenden Evaluierung des Programms beauftragt. Dazu wurde der Beobachtungszeitraum von 4 auf 8 Jahre erweitert. In der Langzeitbeobachtung zeigte sich in der DMP-Gruppe ein um 30 % niedrigeres Sterberisiko als in der Kontrollgruppe. Auch bei den diabetesspezifischen Folgeerkrankungen (Herzinfarkt und Schlaganfall) zeigten sich Vorteile für die PatientInnen von Therapie Aktiv. Bei den Gesamtkosten konnte ein Kostenvorteil von jährlich ca. € 1.000 pro DMP-PatientIn nachgewiesen werden, wobei dieser über den gesamten Zeitverlauf erhalten bleibt. Der Hauptteil des Kosteneffektes entfällt dabei auf den Teilbereich der stationären Kosten.4
Der Nutzen des Disease-Management-Programms „Therapie Aktiv – Diabetes im Griff“ wird auch durch PatientInnen-Befragungen immer wieder bestätigt.5 Die Ergebnisse zeigen, dass die PatientInnen im Programm deutlich besser betreut werden. Dies spiegelt sich sowohl im subjektiv deutlich besseren Gesundheitszustand und Informationsstand als auch bei den diabetesrelevanten Untersuchungen, die im Programm regelmäßig von den Ärzten und Ärztinnen durchgeführt werden, wider. Zudem sind Therapie-Aktiv-PatientInnen eher motiviert, sich vermehrt zu bewegen und sich somit aktiv an der Behandlung zu beteiligen. Diese Verbesserungen sind zum einen auf die strukturierte, regelmäßige ärztliche Behandlung und die damit verbundenen Zielvereinbarungen zwischen Arzt bzw. Ärztin und PatientIn und zum anderen auf die gezielte Informationsvermittlung durch Informationsmaterialien und Schulungen zurückzuführen.6
2019 wurde eine Befragung von 277 Therapie-Aktiv-Ärzten und -Ärztinnen durchgeführt. Die Ergebnisse belegten, dass 91 % der befragten Therapie-Aktiv-Ärzte und -Ärztinnen mit dem Programm „sehr zufrieden“ bzw. „zufrieden“ sind.7
Trotz der zahlreichen positiven Effekte von Therapie Aktiv gibt es noch Vorurteile gegenüber dem Programm, die verhindern, dass noch mehr Ärzte und Ärztinnen das Programm anbieten. Als häufigste Rückmeldung, warum es immer noch Ärzte und Ärztinnen gibt, die Therapie Aktiv noch nicht anbieten, wurde in einer Ärzte/Ärztinnen-Befragung der „überbordende Bürokratismus“ genannt. Diese Kritik wurde jedoch überwiegend von Ärztinnen und Ärzten geäußert, die das Programm nicht kennen bzw. gerade erst damit gestartet haben. Insgesamt wurde der administrative Aufwand bei der Konzeptionierung des Programms bewusst geringgehalten. Zudem können Ordinationsassistenten einen großen Teil der mit dem Programm verbundenen administrativen Aufgaben übernehmen. Wie bei jeder Änderung braucht es jedoch auch bei Therapie Aktiv erst eine Integration in den Ordinationsalltag. Bei der Identifikation von Möglichkeiten, wie der Dokumentationsbogen und die Zielvereinbarung eine Hilfestellung anstatt einer einbremsenden Hürde darstellen können, gibt es Unterstützung durch die Therapie-Aktiv-Administrationsstellen in den Bundesländern. Darüber hinaus werden die Integrationsmöglichkeiten des Programms in den Ordinationsalltag in den Basisschulungen für Therapie-Aktiv-Ärzteund -Ärztinnen sowie in den Ordinationsassistenten-Schulungen aufgezeigt.
Alles spricht somit für eine Teilnahme am Programm Therapie Aktiv, sowohl für PatientInnen als auch für Ärzte und Ärztinnen! Therapie Aktiv ermöglicht eine strukturierte und auf medizinischen Behandlungspfaden beruhende Betreuung von PatientInnen und sorgt dadurch für mehr Behandlungssicherheit für Ärzte und Ärztinnen sowie mehr Lebensqualität für Therapie-Aktiv-PatientInnen.
Die Österreichische Gesundheitskasse arbeitet intensiv daran, noch mehr Ärzte und Ärztinnen von den Vorteilen des Programms zu überzeugen. Durch den richtigen Einsatz der zur Verfügung gestellten Tools wird der Ordinationsalltag erleichtert, und die PatientInnen werden motiviert, sich aktiv an der Therapie zu beteiligen.
Nähere Informationen zum Programm erhalten Sie auf der Website oder bei den DMP-Administrationsstellen in den Bundesländern.