Hintergrund: DKA ist eine durch absolute Insulindefizienz ausgelöste – potenziell lebensgefährdende – Komplikation des Typ-1-Diabetes, die sich in Azidose, Ketose sowie Hyperglykämie manifestiert.2 Die Inzidenz und mögliche Risikofaktoren für das Auftreten einer DKA bei Erwachsenen ist derzeit noch wenig untersucht.
Methoden: In der vorliegenden Analyse wurden Daten von 46.966 erwachsenen Patienten (≥ 18 Jahre) mit Typ-1-Diabetes der Diabetes Prospective Follow-up (DPV) Registry im Zeitraum 2000–2016 ausgewertet. DKA wurde definiert als Serum-pH < 7,3; Ereignisraten wurden mittels Regressionsmodell nach Poisson bestimmt und nach Geschlecht, Alter, Diabetesdauer, HbA1c, Art der Therapie, Zentrumsgröße und Migrationshintergrund stratifiziert.
Ergebnisse: Die Rate DKA-assoziierter Hospitalisierungen lag im Mittel bei 2,5/100 Patientenjahren (PJ), wobei die Rate in der Altersgruppe 10–30 Jahren mit (4,03/100 PJ) am höchsten lag und mit zunehmendem Alter kontinuierlich abnahm. Es wurde kein Unterschied in der weiblichen und männlichen Kohorte dokumentiert.
Personen mit Migrationshintergrund hatten eine signifikant höhere Hospitalisierungsrate (3,4 vs. 2,47/100 PJ). Eine Diabetesdauer von ≤ 2 oder > 20 Jahren war mit einer signifikant niedrigeren DKA-Rate assoziiert (verglichen mit 5–10 Jahren).
Zudem konnte eine Korrelation zwischen glykämischer Kontrolle und DKA-Rate festgestellt werden (Abb.): Die DKA-bedingte Hospitalisierungsrate von Patienten mit einem HbA1c > 7 % war signifikant niedriger als bei Patienten mit unzureichender glykämischer Kontrolle (HbA1c ≥ 9 %).
Die kontinuierliche subkutane Insulininfusionstherapie (CSII, vs. mehrmals tägliche Injektion) und eine Versorgung in größeren Zentren (ab 50 Patienten) stellten weitere Faktoren mit positivem Einfluss auf die DKA-Rate dar.
Diskussion: Eine unzureichende metabolische Kontrolle stellt auch bei Erwachsenen den stärksten Prädiktor für eine DKA-assoziierte Hospitalisierung dar. Im Gegensatz zur pädiatrischen Kohorte ist das DKA-Risiko bei weiblichen und männlichen Patienten vergleichbar. Das erhöhte DKA-Risiko bei Patienten mit Migrationshintergrund ist den Studienautoren zufolge auf ein geringeres Haushaltseinkommen – ein belegter Risikofaktor – und unzureichende Diabetesschulung aufgrund von Sprachbarrieren zurückzuführen.3
Frühere Studiendaten, die ein höheres DKA-Risiko bei Patienten mit CSII dokumentierten4, konnten in dieser Analyse nicht bestätigt werden; die Studienautoren sehen mögliche Gründe im technologischen Fortschritt und in einer verbesserten Patientenaufklärung.
Risikopatienten (hoher HbA1c, Diabetesdauer zwischen 5 und 10 Jahren, Migrationshintergrund, 30 Jahre oder jünger) sollte in der klinischen Praxis eine verstärkte und strukturierte Diabetesschulung angeboten werden, da diese maßgeblich zur Reduktion und Prävention einer DKA beitragen kann.