Hintergrund: Der SGLT-2-Inhibitor Empagliflozin ist derzeit für die Therapieintensivierung von Patienten mit Typ-2-Diabetes zugelassen. Die doppelblinden, placebokontrollierten Phase-III-Studien EASE-2 und EASE-3 untersuchten Empagliflozin in unterschiedlichen Dosierungen (2,5 [nur EASE-3], 10 bzw. 25 mg) bei Typ-1-Patienten als Begleitmedikation zu einer bestehenden Insulintherapie.1
Methoden: Untersucht wurde der Einfluss der Empagliflozin-Begleitmedikation auf die glykämische Kontrolle (Änderungen des HbA1c nach 26 Wochen; primärer Endpunkt), das Gewicht, die Zeitspanne im HbA1c-Zielbereich, die Insulindosis, den Blutdruck sowie die Hypoglykämierate. 730 Patienten wurden in EASE-2 über eine Studiendauer von 52 Wochen behandelt; die 26-wöchige Studie EASE-3 inkludierte 977 Patienten. Vor Studienbeginn wurde bei allen Patienten eine 6-wöchige Intensivierung der Insulintherapie durchgeführt.
Ergebnisse: Alle untersuchten Dosierungen von Empagliflozin verbesserten statistisch signifikant die glykämische Kontrolle nach 26 Wochen und die Zielwerterreichung und zeigten einen positiven Effekt auf das Körpergewicht.
Die Hypoglykämierate wurde durch Empagliflozin nicht erhöht. Hinsichtlich weiterer Sicherheitsaspekte waren die 10- und 25-mg-Dosierungen von Empagliflozin mit einem erhöhten Risiko für diabetische Ketoazidose assoziiert (3,3 bzw. 4,3 %); diese traten häufiger bei Patienten mit mindestens einem Risikofaktor (z. B. gleichzeitige Infektion, verminderte Insulinaufnahme), bei Frauen und unter Insulinpumpentherapie auf. Während der gesamten Studienphase war eine Ketonüberwachung vorgesehen; eine medizinische Abklärung wurde bei BHB-(Beta-Hydroxybutyrat-)Werten > 1,5 mmol/l empfohlen.
Diskussion: Die Gesamtheit der Wirkung von Empagliflozin auf HbA1c, Körpergewicht, Zielwerterreichung und Blutdruck sowie die Reduktion des Insulinbedarfs werden von den Studienautoren als klinisch relevant eingestuft. Das erhöhte DKA-Risiko bleibt jedoch ein kontroversielles Thema. Prof. Thomas Pieber, der im Rahmen des EASD-Symposiums2 als unabhängiger Kommentator auftrat, wies auf die Gefahr eines „Symptomverlusts“ hin: Durst oder vermehrtes Urinieren, einerseits wichtige Hinweise für DKA, sind andererseits übliche SGLT2i-assoziierte Nebenwirkungen. Zudem tritt die SGLT1-assoziierte DKA meist im euglykämischen Bereich auf. Vor dem Einsatz von SGLT2i bei Typ-1-Diabetes fordert er Studien, die Empagliflozin in niedrigeren Dosierungen (2,5 und 5 mg) evaluieren, die Etablierung von Risikofaktoren und eine kardiovaskuläre Outcomestudie in dieser Patientenkohorte.