Registerstudie in Versorgungszentren für Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes
Hintergrund: Die optimale Größe eines Versorgungszentrums für pädiatrische und jugendliche Patienten mit Typ-1-Diabetes wird in den ISPAD-(International Society for Pediatric and Adolescent Diabetes-)Leitlinien aus dem Jahr 2014 mit ≥ 150 betreuten Patienten angegeben1; der tatsächliche Zusammenhang zwischen Patientenzahl und Qualität der glykämischen Kontrolle wurde bislang jedoch noch nicht geklärt.
Methoden: Die vorliegende Studie untersuchte diese Korrelation anhand der Daten von 500 pädiatrischen Diabeteszentren aus insgesamt 7 Ländern (Österreich, Dänemark, England, Deutschland, Norwegen, Schweden, Wales) und inkludierte die Daten von 54.494 Patienten unter 18 Jahren mit Typ-1-Diabetes und einer Diabetesdauer von > 3 Monaten.2 HbA1c wurde nach Geschlecht, Alter (< 6, 6–12, 12–18 Jahre), Diabetesdauer und Volljährigkeit adjustiert (HbA1c adj.) und nach Behandlungsart (Insulininjektion oder Pumpentherapie) stratifiziert. Die Gruppierung der teilnehmenden Zentren erfolgte anhand der Anzahl an betreuten Patienten (< 20, 20–50, 50–100, 100–200, > 200 Patienten).
Ergebnisse: Ein Großteil der Patienten (45,6 %) wurde in Zentren mit 100 bis 200 Patienten versorgt; Zentren mit mehr als 200 Patienten waren für 30,2 % der Patienten verantwortlich. 23,2 % der Patienten entfielen auf kleine Zentren (< 50 Patienten). Die Verteilung der Zentrumsgrößen war länderspezifisch; während nur etwa 12 % aller Zentren in England und Schweden weniger als 50 Patienten versorgen, liegt der Anteil kleiner Zentren in Österreich, Deutschland und Norwegen über 34 %. Insgesamt erhielten 38,1 % aller Patienten eine Pumpentherapie (Bereich 25–69 %).
In Zentren mit weniger als 50 Patienten lag der adjustierte HbA1c signifikant höher als in größeren Zentren; dieser Unterschied zeigte sich sowohl bei Patienten mit Injektionstherapie (Pen) als auch mit Pumpentherapie. Ab einer Zentrumsgröße von > 50 war der adjustierte HbA1c in allen Größengruppierungen vergleichbar (Abb.). Patienten mit Injektionstherapie wiesen insgesamt einen höheren HbA1c adj. auf; zudem war in dieser Patientengruppe ein stärkerer Einfluss der Zentrumsgröße auf die glykämische Kontrolle erkennbar (Abb.).
Fazit: Die Autoren schlussfolgern, dass sich der Zusammenschluss kleiner Zentren zu größeren Versorgungseinheiten positiv auf die glykämische Kontrolle der Patienten auswirken kann. Patienten, die in kleinen Zentren versorgt werden, sollte verstärkt die Pumpentherapie empfohlen werden, da diese mit besseren HbA1c-Werten assoziiert war. Eine weitere Zentralisierung zu Versorgungseinheiten mit sehr hohen Patientenzahlen scheint auf Basis der Ergebnisse nicht vorteilhaft, da keine weitere Verbesserung der glykämischen Kontrolle zu erwarten ist.
Gründe für die unterschiedliche Qualität der erzielten glykämischen Kontrolle in großen und kleinen Versorgungszentren (z. B. Verfügbarkeit multidisziplinärer Betreuung) sollten in künftigen Studien weiter untersucht werden.