Transition ist ein gezielter, geplanter Prozess, um Jugendliche und junge Erwachsene mit chronischer Erkrankung von kindzentrierter in erwachsenenorientierte medizinische Betreuung zu übergeben. Blum et al. formulierten diese Definition bereits 1993: „Transition is the purposeful, planned movement of adolescents and young adults with chronic physical and medical conditions from child-centred to adult-orientated health care systems.“
Typ-1-Diabetes (T1D) ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindesalter, mit einem Anstieg der Inzidenzrate um 3,4 % pro Jahr in Europa. Die Phase der Transition ist mit Verschlechterung der Blutzuckerkontrolle sowie mit erhöhtem Risiko für akute Komplikationen wie schwere Hypoglykämien und diabetische Ketoazidosen assoziiert.
Die Transition als Wechsel von der Pädiatrie zur Erwachsenenmedizin ist ein einschneidender Vorgang in der Behandlung von Jugendlichen mit T1D. In Österreich werden mit dem Erreichen der Volljährigkeit die Betroffenen nicht mehr wie gewohnt in den Diabetesambulanzen der Kinderkliniken behandelt. Sie wechseln nun zum Internisten. Dieser Übergang von der Kinder- in die Erwachsenenmedizin ist für Jugendliche mit Diabetes, für ihre Eltern und das Diabetesteam mit besonderen Herausforderungen verbunden.
Neben Diabetes kommen zum Ende der Jugendphase viele neue Themen auf. Diabetes selbst kann dann schnell in den Hintergrund treten. Auf einmal stellen sich Fragen zur Berufswahl, zu junger Liebe, neuen Freizeitaktivitäten, Reisen und sozialer Zugehörigkeit. Die Jugendlichen möchten in dieser Zeit möglichst „normal“ wirken. Normal sind auch alterstypische Verhaltensweisen, wie langes Ausschlafen oder bis spät in die Nacht aktiv sein, oft mit variierenden Essenszeiten. Der eigenverantwortliche Umgang mit dem Diabetes und der eigenen Gesundheit gerät in dieser Zeit außer Acht.
Die Transition findet in der Regel zwischen dem 18. und 19. (20.) Lebensjahr statt – ein Alter, das ohnehin durch Umbrüche gekennzeichnet ist. Der Einfluss der Eltern, die im Kindesalter noch die Ambulanztermine organisierten, schwindet, und durch den Beginn von Studium oder Ausbildung kann ein Wohnortwechsel anstehen. Alle diese Faktoren können dazu beitragen, dass sich der Kontakt zum „Erwachsenendiabetologen“ verzögert. Der Zeitpunkt des Transfers ist nicht nur mit dem Erreichen der Volljährigkeit verbunden, sondern richtet sich auch nach der Transitionsbereitschaft, die mithilfe eines standardisierten Fragebogens (TRAQ GV-15) erhoben werden kann.
Es finden sich unterschiedliche Modelle von Transition mit einem gemeinsamen Ziel: eine geplante und gezielte Zusammenarbeit zwischen Kinder-/Jugendmedizin und Erwachsenenmedizin sowie ein entsprechender Wissens- und Informationstransfer, gleichzeitig mit einer entsprechenden Begleitung des jungen Menschen.
In Deutschland wurde im Rahmen des Berliner Transitionsprogrammes (BTP) ein strukturierter Transitionsprozess für chronisch kranke Jugendliche entwickelt, der zum Teil auch von den Krankenkassen remuneriert wird, jedoch noch nicht flächendeckend ausgerollt ist. In Österreich existieren verschiedene persönliche Initiativen zur Transition an den diversen Diabetesambulanzen der Kinderabteilungen.
An der Medizinischen Universität Graz erfolgt monatlich eine Transitionsklinik in der Diabetesambulanz der Kinderklinik. Die Jugendlichen mit T1D werden mit 17 Jahren über die Transition informiert und entsprechend ihrem Diabetes-Selbstmanagement nachgeschult. Am Tag der Transitionsklinik erfolgt eine gemeinsame ambulante Visite mit Pädiater, Internist und Diabetesberater. Dabei steht neben der mündlichen und schriftlichen Übergabe der relevanten medizinischen Information und neben der Terminisierung der ersten Kontrolle im neuen Diabetesteam das Kennenlernen und Eingehen auf individuelle Bedürfnisse der jungen Erwachsenen im Vordergrund. Dabei zeigte sich, dass die Transitionsklinik die Betreuungslücke zwischen den pädiatrischen und internistischen Diabetesambulanzen im Durchschnitt von 9 Monaten auf 4 Monate verkürzt. Gerade bei den ersten Ambulanzbesuchen in der „Erwachsenendiabetologie“ liegt der Fokus auf dem Aufbau bzw. der Wiederherstellung einer neuen Diabetesbetreuung (Abb.).
Dabei ist zu bedenken, dass es bei den jungen Erwachsenen im Rahmen der Transition zum Abbruch einer oft langjährigen Beziehung mit den betreuenden Kinderärzten kommt und dass Autonomie und Selbstfürsorge der Jugendlichen noch nicht ausgereift sind. Diesbezüglich wird auch gefordert, dass sich das Übergangsalter in die spezialisierte internistische Versorgung nach Reife sowie auch familiären Umständen der Jugendlichen mit T1D richten und weniger durch strukturelle, organisatorische oder finanzielle Voraussetzungen bestimmt werden sollte. Durch eine frühzeitige und interdisziplinäre Kommunikation zwischen den pädiatrischen und internistischen Diabetesteams wird versucht, Betreuungslücken zu vermeiden, und auch die Expertise im Bereich der neuen Diabetestechnologien sowie der Einsatz von Telemedizin werden ausgebaut.
Die Transition von Kindern und Jugendlichen zu Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes birgt zahlreiche Herausforderungen für den Betroffenen und die Eltern sowie in der Diabetesbetreuung. Spezielle Transitionsprogramme sind hilfreich, um Betreuungslücken, eine Verschlechterung der Diabeteskontrolle und akute Komplikationen zu vermeiden. Interdisziplinäre Strukturen mit Verantwortlichkeiten im Transitionsprozess sind dafür notwendig, und eine Finanzierung für eine langfristige Sicherung ist wünschenswert.