AHF-Gastein 2024 Tag 1: eHealth und Prävention

In Bad Hofgastein wird wieder diskutiert! Im Rahmen des Austrian Health Forum treffen sich 200 Expert:innen und hochrangige Entscheidungsträger:innen und gestalten die Zukunft des österreichischen Gesundheitssystems mit. Dabei standen die Themen eHealth und Prävention im Vordergrund.

AHF-Gründer Christoph Hörhan bei der Eröffnung des AHF-Gastein 2024 | © Klaus Ranger

Neue Umfrage als Grundlage für Diskussionen
Die Veranstaltung wurde dabei mit einer aktuellen Umfrage des INTEGRAL-Institutes gestartet. Geschäftsführer Dr. Bertram Barth präsentierte Zahlen zu dem Gesundheitsengagement der in Österreich lebenden Menschen. 66 % der Österreicher:innen achten „sehr“ oder „eher“ auf einen gesunden Lebensstil, nur 5 % tun das „überhaupt nicht“. Ähnlich viele Menschen, nämlich 70 %, fühlen sich „sehr“ oder „eher“ gesund, nur 7 % fühlen sich nicht gesund. Etwas weiter geht die Schere beim Impfthema auf: 64 % achten darauf, dass sie „alle Impfungen rechtzeitig bekommen“, 14 % tun dies „überhaupt nicht“. Dabei ergaben sich große Unterschiede in den einzelnen Bevölkerungsschichten: „Es gibt viele Wertegemeinschaften in der österreichischen Bevölkerung, die in den Sinus-Milieus zusammengefasst sind, und die haben unterschiedliche Zugänge zum Thema Gesundheit. Die milieuspezifischen Werte haben starken Einfluss auf den Lebensstil und das Gesundheitsbewusstsein dieser Bevölkerungsgruppen“, erklärte Dr. Barth.

INTEGRAL-Geschäftsführer Dr. Bertram Barth präsentierte die Umfrageergebnisse der verschiedenen Sinus-Milieus | © Klaus Ranger

Die Bevölkerungsgruppen, in denen das Gesundheitsbewusstsein besonders schlecht ausgeprägt ist, sind auch die Gruppen, die sich Sorgen machen, ob in Österreich auch in Zukunft die notwendige ärztliche Versorgung sichergestellt ist. „Wenn wir uns fragen, wieso es Impfgegner gibt, so müssen wir uns die Werte und die soziokulturelle Ausrichtung verschiedener Bevölkerungsgruppen ansehen. Beispielsweise fühlt sich das Milieu der ‚Konsumorientierten Basis‘ von den Eliten missachtet, entsprechend negativ steht sie auch der Wissenschaft gegenüber“, führte Dr. Barth weiter aus.

Datenqualität ist entscheidend
Simulationsforscher Niki Popper erklärte im Rahmen des ersten Workshops zum Thema Prävention, wie glaubwürdige Informationen zu besseren Entscheidungen führen können: „Für ein digitales Gesundheitssystem, das wir nachhaltig nutzen können, brauchen wir Daten aus verschiedenen Bereichen. Daraus entstehen dynamische Evaluierungsmodelle, auf deren Basis vernünftige Entscheidungen getroffen werden können. Wir können dann simulieren, wie sich eine bestimmte Intervention, beispielsweise eine Impfung, auswirken wird. Mit unseren Modellen versuchen wir auch, glaubwürdige Informationen zu generieren, auf deren Basis die Menschen frei entscheiden können.“ Allerdings fehlten oft noch die nötigen Daten: „Wenn wir solche evidenzbasierten Modelle entwickeln wollen, brauchen wir Daten in einer Qualität, von der wir jetzt noch sehr weit entfernt sind.“ Um diese für die Evaluierungsmodelle nötigen Daten zu bekommen, müsse investiert werden.

Der Simulationsforscher Niki Popper plädierte für höhere Datenqualität | © Klaus Ranger

Gesundheitsportale und telefonische Gesundheitsberatung 1450
Neben der Prävention stand die eHealth-Strategie Österreichs im Zentrum des ersten Kongresstages des AHF-Gastein 2024. Schon Mitte Oktober hatten die Landesgesundheitsreferent:innen und Gesundheitsminister Johannes Rauch einen Maßnahmenkatalog verabschiedet, der auch den Ausbau von Gesundheitsportalen sowie der telefonischen Gesundheitsberatung 1450 vorsieht. In Gastein wurde in diesem Zusammenhang über die Bildung des „Öffentlichen Gesundheitsportals Österreich“ gesprochen: Noch gibt es keine bundesweite Ausrichtung, die aber notwendig wäre, um sowohl Fachpersonal als auch Bürgerinnen und Bürgern Orientierung zu bieten und die involvierten Stellen entlang der Behandlungspfade besser zu vernetzen.

Robert Bauchinger, CDO der österreichischen Gesundheitsholding, beim AHF-Gastein 2024 | © Klaus Ranger

Weiteres Thema waren die digitale Transformation und der Nutzen digitaler Anwendungen: „Inmitten der Portalflut bringt es uns nichts, wenn jedes einzelne Portal Ansprüche erhebt. Wir müssen darauf achten, dass für die Bürgerinnen und Bürger alles übersichtlich bleibt“, sagte Robert Bauchinger, CDO (Chief Digital Officer) der österreichischen Gesundheitsholding. Dies gelte für alle vorgestellten Portallösungen, inklusive der Gesundheitshotline 1450. David Reif, der Leiter der telefonischen Gesundheitsberatung 1450 und Zentrale Services beim Fonds Soziales Wien, ergänzte: „Das Thema Gesundheitsportale sollte auch global gedacht werden. Es geht nicht nur darum, Informationen zu liefern, die gelieferten Informationen müssen auch einen spürbaren Nutzen bringen. Die Menschen sollen konkrete Überblicke und Vorschläge erhalten, die ihnen in ihrer Lebenssituation eine Hilfestellung bieten können.“

Fazit des Tages
Die beim AHF-Gastein anwesenden Expert:innen waren sich einig, dass einheitliche Strukturen und Prozesse geschaffen werden müssen, um die digitalen Möglichkeiten optimal einzusetzen. Etwa durch die Einbindung von Gesundheitsdaten, um den Patient:innen gezielt Fachärzt:innen vorzuschlagen oder ihnen bei der Suche direkt Terminoptionen mitzugeben.
AHF-Gründer Christoph Hörhan betonte zum Abschluss des ersten Kongresstages: „Es wird klar, dass es um eine Stärkung und Integration der ELGA geht und darum, sie an den Bedürfnissen der Menschen auszurichten, so dass sie rasch und wohnortnah medizinische Leistungen erhalten, wie sie sie brauchen.“