Digitale Plattform Preferrix

UNIVERSUM INNERE MEDIZIN: Herr Professor Aletaha, ist Preferrix primär ein rheumatologisches Tool, oder steht es allen Ärzt:innen bzw. Patient:innen offen?

Univ.-Prof. Dr. Daniel Aletaha: Derzeit sind noch primär Rheumatolog:innen involviert, da momentan noch viel über den persönlichen Austausch funktioniert. Die Plattform ist jedoch skalierbar, und wir möchten wachsen. Das betrifft die Fachdisziplinen, aber auch die Zahl und die Herkunft der registrierten Patient:innen. Die Anwendung wird im Moment eher im Raum Wien genutzt, sie soll aber bundesweit etabliert werden und nach Möglichkeit auch über Ländergrenzen hinaus europaweit Verwendung finden. Langfristig sollte Preferrix krankheitsagnostisch, also nicht auf gewisse Erkrankungen beschränkt sein und im Idealfall für sämtliche klinische Studien genutzt werden können.

Das heißt, es sollen langfristig auch andere Fachdisziplinen dieses Tool nutzen und Patient:innen den Studienzugang ermöglichen?

Ja, Preferrix ist für alle Fachrichtungen offen. Derzeit wird es bereits über die Rheumatologie hinaus für Diagnosen anderer Fachgebiete eingesetzt. Das Tool ermöglicht dann behandelnden Ärzt:innen, eine Vielzahl von Patient:innen für passende Studien zu registrieren, zu denen sie andernfalls kaum Zugang hätten. Dadurch erhalten nicht nur mehr Menschen diesen Zugang zu innovativen Therapien, unabhängig von ihrem Wohn- oder Versorgungsort, sondern es wird auch die Studienlandschaft in Österreich insgesamt gestärkt, indem es die Rekrutierung erleichtert und Österreich für internationale Studienbetreiber als Standort attraktiver macht. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund wichtig, dass aktuell die Unterrekrutierung in Österreich ein wesentliches Problem darstellt: für Studienzentren, Studienbetreiber und eben den gesamten Studienstandort Österreich.

Wie läuft die Registrierung von Patient:innen mittels Preferrix ab?

Auf Preferrix sind die jeweiligen Studieneinschlusskriterien genannt, und wenn diese von den Patient:innen erfüllt werden, können die betreuenden niedergelassenen Kolleg:innen sie registrieren. Das Studienzentrum sieht dann die registrierte Person auf der Plattform und kann sie in der Folge direkt kontaktieren. Von ärztlicher Seite muss ansonsten nur die Zustimmung der Patient:innen für die Namensweitergabe eingeholt werden.

Entsteht ansonsten ein Mehraufwand für die registrierenden Ärzt:innen?

Nein, und dieser niederschwellige Zugang war uns auch sehr wichtig. Worauf wir weiters Wert gelegt haben, ist, dass der Aufwand für die Ärzt:innen auch entgolten wird. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass sich die Kolleg:innen diese Mühe machen. Es ist leider oft genug der Fall, dass erwartet wird, dass Ärzt:innen solche Dinge einfach zusätzlich zu ihren ohnehin schon breit gefächerten Aufgaben „miterledigen“. Darüber hinaus wäre es ohne Preferrix auch sehr kompliziert herauszufinden, welche Studien gerade rekrutieren und wie die Sponsoren kontaktiert werden können.

Gibt es schon erste Erfahrungen zur Akzeptanz des Preferrix-Tools?

Ja, und zwar durchaus positive. Unsere erste Studie, die wir im „Beta-Test“ über Preferrix angeboten hatten, war eine Früherkennungsstudie für Psoriasisarthritis. Vor der Einführung von Preferrix verlief die Rekrutierung von Patient:innen mit Psoriasis und Arthralgien ziemlich schleppend über AKH-interne Rekrutierung von Dermatolog:innen. Durch die Anbindung externer Dermatolog:innen konnte die Rekrutierungsrate um das 15-Fache gesteigert werden. Die positiven Erfahrungen zeigen das Potenzial, für einen breiteren Einsatz wird das System jedoch weiter optimiert, insbesondere hinsichtlich Benutzerfreundlichkeit und intuitiver Bedienung. Für Feedback sind wir immer dankbar – wir wollen das Tool ja kontinuierlich verbessern.

Vielen Dank für das Gespräch!