KI im Gesundheitssystem: Wo sind aktuell die Grenzen?

Mag. Franz Öller, MBA, MPH, Kaufmännischer Geschäftsführer der Gesundheit Burgenland, lud für diese Vortragsreihe vier spannende Speaker ein und führte selbst durch die Veranstaltung. Die Themenbereiche reichten dabei von der Infektiologie über KIS-Systeme zur Kardiologie und Pathologie.

Der erste Vortrag wurde von Dr. Joanna Sarah Grah, Robert Koch Institut Berlin, gehalten. Sie beschäftigt sich in ihrer Forschung mit bildbasierten Analysesystemen bei Infektionserkrankungen. Dabei kommen mittlerweile nicht mehr nur klassische mathematische Modelle zur Unterscheidung verschiedener Formen zum Einsatz, sondern auch ganz gezielt Methoden des Maschinellen Lernens und tiefe neuronale Netze. Deren Anwendung hilft jetzt schon bei der Erkennung potenziell gefährlicher Erreger. Dies kann vor allem in Pandemiezeiten eine große Zeitersparnis und Arbeitsentlastung bieten.

Dr. Michael Dahlweid von Dedalus präsentierte in seinem Vortrag faszinierende Anwendungsbeispiele im Bereich der Datenverwaltung. Diese reichten vom Extrahieren von Informationen aus Arztbriefen zu Prognosen über den Gesundheitsverlauf von Patient:innen auf der Grundlage vorhandener Laborwerte bis zu der Vorhersage von Medikamentenwechselwirkungen. Daneben ist es jetzt schon möglich bei bildgebenden Untersuchungen Kontrastmittel zu sparen, da die Bilder anschließend mit AI-Algorithmen so nachbearbeitet werden können, als hätte man die volle Dosis verwendet.

Eine beeindruckende Anwendung stellte Dr. Leonhard Riehle, Co-Founder von Noah Labs, vor. Unter dem Namen noah labs Vox bietet das Unternehmen eine KI-basierte Anwendung an, die schon leichte Stimmveränderungen detektieren kann. Bei Patient:innen mit Herzinsuffizienz kann so die Entwicklung einer kardialen Dekompensation erkannt werden. Dies wurde in kleineren Studien bereits nachgewiesen. So sind diese Veränderungen bereits ca. 12 Tage vor einer notwendigen Hospitalisierung erkennbar. Zeit genug also, um beispielsweise die Medikation anzupassen und eine kritische Erkrankung zu verhindern. Aktuell laufen dazu mehrere große klinische Studien u.a. an der Charité und der Mayo Clinic.

Den abschließenden Vortrag hielt Norman Zerbe vom pathologischen Institut der Charité Berlin. Er fokussierte sich nicht nur auf die Vorteile der Digitalisierung, sondern vor allem auch auf die Herausforderungen, die sich der digitalen Datenverarbeitung in der Pathologie stellen. Allen voran ist dies das Fehlen von Interoperabilität und standardisierten Datenformaten. So zeigt sich aktuell, dass es zwar viele verschiedene klinisch validierte AI-unterstützte Algorithmen im Bereich der Pathologie gibt, diese aber nicht den Weg in die breite Anwendung finden, da immer nur ganz spezielle Systeme und Datenformate unterstützt werden können.