Beim Praevenire Digital Health Symposion 2024 trafen sich im Le Méridien in Wien in seiner 6. Ausgabe 250 Teilnehmer:innen aus allen Bereichen des Gesundheitssystems, um die neuesten Entwicklungen rund um die Digitalisierung im Gesundheitssystem zu diskutieren. Getreu dem Motto: Shape the future eröffnete Dr. Hans Jörg Schelling virtuell die erste Plenumssession, in der von Keyplayern des Gesundheitssystems verschiedene Standpunkte beleuchtet und dargestellt wurden.
Dr. Naghme Kamaleyan-Schmied, 2. Vizepräsidentin und Obfrau der Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer Wien, gab einen Einblick in den aktuellen Stand beim Ausbau der Primärversorgungseinheiten (PVE). Nach anfänglich schleppendem Start hat die Entwicklung Fahrt aufgenommen, sodass aktuell doppelt so viele PVE in Wien in Planung sind, wie schon aktiv. Aus eigener Erfahrung berichtete sie über gewisse Hürden, wie etwa Probleme bei der Immobilienfindung und -förderung oder ganz aktuell rechtliche Unsicherheiten über den heiß diskutierten Rahmenvertrag für PVE, der einen noch rascheren Ausbau verhindern würde.
Dr. Anita Puppe, Expertin für KI im Gesundheitsbereich und aktuell bei IBM iX für die Healthcare Strategy der DACH-Region zuständig, präsentierte best practice Beispiele der datengetriebenen KI-Innovationen wie beispielsweise mamahealth. Die Plattform bietet einerseits Patient:innen durch generative KI die Möglichkeit, Antworten auf ihre Fragen zu erhalten und andererseits eine KI-basierte Auswertung der freiwillig übermittelte Daten für Dritte. Die Herausforderungen für den DACH-Raum in Zusammenhang mit Innovationen sieht sie vor allem in der mangelnden Kommunikation der einzelnen Institutionen des Gesundheitssystems untereinander.
Silvio Frey, Senior Manager für Digital Health der Firma Detecon Schweiz, erklärte anhand des Universitätsspitals Basel, welche Schritte auf dem Weg zu einem Data Driven Hospital erfolgen müssen. Hinter dem Begriff „Data Driven Hospital“ versteckt sich eine IT-Struktur für Krankenhäuser, die eine strukturierte Datenerfassung voraussetzt und dafür einen direkteren Zugriff der Anwender auf die einzelnen Patientendaten ermöglicht. Dadurch kann die verstreute Datenverwaltung der teils über 200 verschiedenen digitalen Anwendungen in einem Krankenhaus aufgebrochen und eine effiziente Nutzung dieser Daten ermöglicht werden.
Dr. Alexander Biach, Direktor-Stellvertreter der Wirtschaftskammer Wien, präsentierte, virtuell zugeschaltet, aktuelle Zahlen zum Gesundheitsbereich in Österreich. So betrugen die gesamten Gesundheitsausgaben im Jahr 2022 50,8 Mrd. Euro. Der Großteil davon entfiel auf den stationären Bereich. Obwohl die Fallzahlen dieses Bereichs rückläufig waren, haben sich dort auch die größten finanziellen Steigerungen bemerkbar gemacht. So würde ein Behandlungsfall im stationären Bereich 6.521 Euro, im ambulanten Bereich 432 Euro und in der Niederlassung 100,5 Euro kosten, erklärte Biach. Logischerweise folgte daher ein Plädoyer für das Ausnutzen von Verlagerungspotenzialen. So sollten laut Biach die Rufnummer 1450, PVE und die Prävention ausgebaut werden. Die Digitalisierung könne ihr Potentzal zusätzlich in der Patientenstromlenkung entfalten.
Als letzter Keynote-Speaker durfte Andreas Huss, MBA, Obmann Stv. der ÖGK, seine Sichtweise auf die Digitalisierungsaufträge, die sich aus dem Finanzausgleich 2023 ergeben haben, erläutern. Er forderte einen Ausbau der PVE von derzeit 60 auf 300 in den nächsten 5 Jahren, da die längeren Öffnungszeiten der PVE die Attraktivität der Niederlassung für die Patient:innen massiv erhöht. Diese Strategie spiegelt sich leider nicht ganz in der Finanzierung wider, da für den Ausbau der ambulanten Versorgung 700 Mio. Euro, für die Niederlassung aber nur 300 Mio. Euro festgelegt wurden. Einig mit seinem Vorredner zeigte er sich beim notwendigen Ausbau von 1450, ELGA und telemedizinischen Leistungen. Er freute sich über die verpflichtende Diagnosecodierung, die eine bessere Steuerung ermöglichen wird und ließ damit aufhorchen, die E-Card zukünftig mit NFC-Funktionen auszustatten.