Fingerpolyarthrose ist eine der häufigsten degenerativen rheumatischen Erkrankungen, die zu Funktionsverlust, Schmerzen, Formveränderungen der Gelenke (die von vielen Patienten auch als ästhetisch störend empfunden werden), sowie zu einer Verminderung von Lebensqualität und Teilhabe an sozialen Aktivitäten führen kann. Zusätzlich zu den knöchernen Veränderungen der Gelenke kann es zu auch zu entzündlichen Gelenkschwellungen kommen. Die Intensität der empfundenen Symptome, z. B. der Schmerzen, variiert zwischen verschiedenen Personen, und die Auswirkungen der Erkrankung auf den Alltag hängen von unterschiedlichen biopsychosozialen Faktoren sowie der jeweiligen Lebenssituation ab.
Die Behandlung und Rehabilitation eines Patienten mit Fingerpolyarthrose ist daher oft komplex und erfordert somit ein interdisziplinäres Management, welches neben der pharmakologischen Therapie, die sich hauptsächlich auf analgetische und antiinflammatorische Agenzien beschränkt, auch physikalische und ergotherapeutische Maßnahmen inkludieren sollte.
Der nichtmedikamentösen Behandlung kommt bei der Fingerpolyarthrose ein besonderer Stellenwert zu. Auch die neuen Behandlungsempfehlungen zum Management der Fingerpolyarthrose der Europäischen Rheumatologiegesellschaft (European League Against Rheumatism [EULAR]) befassen sich eingehend mit der nichtmedikamentösen Behandlung: Die ersten drei genannten Empfehlungen betreffen nichtmedikamentöse Behandlungsmaßnahmen – und zwar die detaillierte Information und Schulung von Patienten, den Einsatz von ergonomischen Alltagsgegenständen sowie Übungen und Orthosen.1 Auch die europäischen Behandlungsstandards für Arthrose und rheumatoide Arthritis2, die in einem EU-Projekt mit internationaler Beteiligung bei uns an der Medizinischen Universität Wien entwickelt wurden, sehen vor, dass Patienten mit Arthrose medikamentöse sowie nichtmedikamentöse Therapien erhalten und außerdem von einem interdisziplinären Team betreut werden sollten, um die Komplexität der Auswirkung der Erkrankung auf den Alltag ausreichend berücksichtigen zu können.
Neben den bereits genannten nichtmedikamentösen Maßnahmen spielen auch Lebensstil und Selbstmanagement eine wichtige Rolle. Größtmögliche Schmerzkontrolle, Funktionsfähigkeit und Selbstständigkeit sollen angestrebt werden.
Allerdings passt nicht immer die gleiche Strategie für jeden Patienten, sondern diese sollte an die individuelle Lebenssituation und die Bedürfnisse angepasst werden und in einer gemeinsamen Besprechung zwischen Kliniker und Patient festgelegt werden.1 Dieser Ansatz wurde auch in einer rezenten Studie, die an der Medizinischen Universität Wien durchgeführt wurde, getestet: In einer interdisziplinären Behandlungssitzung erhielten die Patienten mit Fingerpolyarthrose eine personalisierte, kombinierte Interventionssitzung mit rheumatologisch trainierten Angehörigen nichtärztlicher Gesundheitsberufe, nämlich Ergotherapeuten und Physiotherapeuten. Die Intervention in dieser Studie bestand aus detaillierten Informationen über Erhaltung und Training der Funktionsfähigkeit im Alltag, Übungen und Anleitungen zu körperlicher Aktivität, dem Einsatz von ergonomischen Gerätschaften, einer Beratung zu Ernährungsgewohnheiten und anderen Lebensstilfaktoren sowie die Anleitung zum aktiven Selbstmanagement der eigenen Erkrankung, vor allem zum Selbstmanagement von Schmerzen. Durch die Intervention konnte die Handfunktion signifikant gegenüber der Kontrollgruppe, die als Placebo-Intervention einen Massage-Ball erhielt, verbessert werden.3
Derzeit empfehlen Fachgesellschaften daher folgende Maßnahmen für das nichtpharmakologische Management von Arthrosen im Handbereich:
Zusammenfassend können durch nichtmedikamentöse Therapien Patienten mit Fingerpolyarthrose ihren persönlichen Bedürfnissen entsprechend behandelt werden. Diese Maßnahmen werden oftmals von Angehörigen nichtärztlicher Gesundheitsberufe sowie von Fachärzten für Physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation durchgeführt. Dadurch können sekundäre Krankheitsfolgen und Folgeerkrankungen minimiert und eventuell sogar chirurgische Eingriffe, wie z. B. Gelenkersatz, zeitlich aufgeschoben bzw. die Patienten in optimaler Weise auf solche Operationen vorbereitet werden.