Prof. Huber, er leitete seit 1992 die Abteilung für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, ist über die Grenzen Österreichs hinaus als „Hormonpapst“ bekannt geworden. 6 Jahre lang war er Vorsitzender der Bioethikkommission der Österreichischen Bundesregierung und hat auch in der Reproduktionsmedizin wichtige Initiativen gesetzt. Prof. Leodolter war von 1981 bis 1996 Vorstand der Gynäkologisch- geburtshilflichen Abteilung des Krankenhauses der Stadt Wien in Lainz und leitete danach 15 Jahre lang die Klinische Abteilung für Allgemeine Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie an der Universitäts-Frauenklinik. Von 2001 bis 2007 war Prof. Leodolter Präsident der Gesellschaft der Ärzte in Wien, 2008 wurde er zum Ehrenpräsidenten der Gesellschaft ernannt.
„Prof. Leodolter hat sich – wie kaum ein anderer – immer für Frauenheilkunde in ihrer Gesamtheit interessiert“, resümierte o. Univ.-Prof. Dr. Peter Husslein, Vorstand der Universitätsklinik für Frauenheilkunde in Wien. „Seine ersten Arbeiten waren geburtshilflich ausgerichtet, er hat sich dann sehr früh für die Mikrochirurgie, später für die operative Endoskopie interessiert und auch diesbezüglich wichtige Forschungsakzente gesetzt. In den vergangenen Jahren hat er sich aber der Onkologie gewidmet. In diesem Zusammenhang sind vor allem die bahnbrechenden Arbeiten seiner Arbeitsgruppe in der HPV-Forschung zu nennen.“
Außerdem hat sich der Sohn der ehemaligen Gesundheitsministerin Ingrid Leodolter auch mit Gesundheitspolitik und Weiterbildung beschäftigt, so u. a. im Jahre 2006 das enorm beliebte MINI-MED-Studium initiiert.
Die Persönlichkeit Leodolters charakterisiert Prof. Husslein sehr treffend: „Als ich im Herbst 1977 an der 1. Frauenklinik in Wien eingetreten bin, hat der damalige Klinikchef Prof. Gitsch OA Dr. Ernst Kubista beauftragt, mir einen Arbeitsplatz zuzuweisen. Am Weg durch den Kreißsaal begegneten wir OA Dr. Leodolter, der mich sofort freundlich aufforderte, ihm bei einer Sectio zu assistieren …“
Prof. Leodolter ist dafür bekannt, dass er nicht nur Kollegen und Mitarbeitern, sondern auch jeder einzelnen Patientin mit einer aufrichtigen Herzlichkeit und stets auf Augenhöhe begegnet. Diese Eigenschaften sowie seine Kontaktfreudigkeit auch Medien gegenüber wurden im Rahmen des Symposiums von Univ.-Prof. Dr. Paul Sevelda in seinem Referat auf äußerst humorvolle Weise thematisiert.
Univ.-Prof. Dr. Elmar Joura, langjähriger Mitstreiter Leodolters in der HPV-Forschung, erinnerte sich mit Freude an die Zusammenarbeit in der Entwicklung des quadrivalenten HPVImpfstoffs und überreichte ihm ein Kompendium mit den gemeinsamen wissenschaftlichen Arbeiten der vergangenen 5 Jahre.
Prof. Joura: „Nicht zuletzt waren die Forschungsaktivitäten an der Abteilung von Prof. Leodolter dafür verantwortlich, dass Österreich das erste Land in Europa war, in dem die HPV-Impfung eingeführt wurde, und das erste Land weltweit, das eine international viel beachtete Empfehlung für die Impfung von Knaben abgegeben hat.“
Diesen Forschungserfolgen ist die österreichische Gesundheitspolitik leider nicht gefolgt. „Es ist als lokales Kuriosum zu werten, dass Österreich als inzwischen einziges Land im westlichen Europa diese Impfung nicht im Impfprogramm anbietet“, so Joura.
Für Prof. Huber referierte u. a. Ass. Prof. Dr. Markus Metka über die Rolle der „Antiinflammatorischen Ernährung“ in der alterspräventiven Medizin. Die Beschäftigung mit dieser Thematik sei ein Beispiel für den weiten Blick über den Tellerrand hinaus, welcher für Johannes Huber so charakteristisch sei.
Univ.-Prof. Dr. Michael Sator verwies in seinem Referat auf die wichtige Rolle Hubers in der Reproduktionsmedizin. Die von ihm an der Universitäts-Frauenklinik etablierte IVF-Einheit zählt bis heute zu den größten universitären IVF-Einheiten in Österreich.
Univ.-Prof. Dr. Klaus Mayerhofer verwies auf die federführende Rolle von Prof. Hubers Abteilung auf dem Gebiet des „Ovarian Tissue Banking“.
Mit einem „herzlichen, geradezu nostalgischen Gefühl“ verabschiedete Prof. Husslein die beiden Universitätsprofessoren schließlich in ihre neue Lebensphase, „die Zeit nach der Klinik“. Eine Zeit, die für beide Wissenschaftler keineswegs Ruhestand bedeutet, sondern erfüllt sein wird mit Forschungsund Lehraktivitäten. Für Prof. Sepp Leodolter ist nicht zuletzt „Gyn-Aktiv“ ein wichtiger Teil davon …