Brustkrebs kommt bei jungen Frauen zwischen 20–34 Jahren in etwa 2 % und bei Frauen zwischen 35–44 Jahren in etwa 11 % der Fälle vor. Brustkrebs ist bei der jungen Frau ein relativ seltenes Ereignis, welches jedoch mit einem schlechten Outcome verbunden sein kann. Es wird beobachtet, dass junge Frauen bei der Diagnosestellung ein eher fortgeschrittenes Stadium aufweisen, einerseits durch eine verspätete oder erschwerte Diagnose (fehlende Screeningmethoden, Schwangerschaft), andererseits durch eine aggressive Tumorbiologie.
Prognostische Faktoren bei jungen Frauen mit Brustkrebs: Collins et al.1 zeigten in einer Kohorte von jungen Frauen mit Brustkrebs, dass der molekulare Phänotyp Luminal A (ER/PR+, HER2–, G1/2) 33 %, Luminal B (ER/PR+, HER2+; oder ER/PR+, HER2–, G3) 35 %, HER2 (ER/PR–, HER2+) 11 % und triple negativ 21 % betrug. In dieser Untersuchung betrug der Anteil der Frauen mit schlecht differenzierten Tumoren (G3) 55 % und dieser mit einer lymphovaskulären Invasion 34 %.
Anders et al.2, 3 untersuchten die Frage einer molekularen Signatur in Assoziation mit Brustkrebs bei der jungen Frau. In der ersten Untersuchung (2008) zeigten sich 2.154 Gene, die in den Altersklassen junge Frauen vs. ältere Frauen unterschiedlich exprimiert waren (p < 0,05). Nach Ausschluss von statistisch beeinflussenden Faktoren, wie z. B. molekularer Subtyp und Grading, konnte nur ein unterschiedlich exprimiertes Gen identifiziert werden. In einer weiterführenden Untersuchung (2010) einer zusätzlichen Gruppe haben die gleichen Autoren 778 unterschiedlich exprimierte Gene gezeigt, statistisch jedoch konnte kein Genunterschied gezeigt werden.
Untersuchungen zur Assoziation zwischen Alter und Gesamtüberleben haben gezeigt, dass die etablierten prognostischen Faktoren, der molekulare Subtyp (einschließlich Hormonrezeptorstatus, HER2-Rezeptorstatus, Grading), die Tumorgröße und der Nodalstatus, unabhängige prognostische Faktoren für das Outcome junger Patientinnen mit Brustkrebs darstellen.
Der molekulare Subtyp insbesondere scheint eine starke Assoziation zum rezidivfreien Überleben und zum Gesamtüberleben zu haben, so dass zwischen jungen Frauen mit einer günstigen und jungen Frauen mit einer ungünstigen Prognose unterschieden werden kann. Zusammenfassend ist aus heutiger Sicht nicht klar, ob das junge Alter allein einen unabhängigen prädiktiven Faktor für das Gesamtüberleben darstellt.
Verfrühte Menopause und Infertilität: Langzeiteffekte der adjuvanten systemischen Therapie bei jungen Frauen mit Brustkrebs unterscheiden sich von jenen der älteren Frauen, insbesondere durch die Möglichkeit einer früh einsetzenden Menopause und der damit verbundenen Infertilität. Die Tabelle 2 zeigt die Rate der Amenorrhö in verschiedenen Altersgruppen und nach Therapie mit unterschiedlichen Chemotherapieschemata. Die Wahrscheinlichkeit der Menopause für eine 35-jährige Frau, die mittels adjuvanter Chemotherapie behandelt wird, beträgt etwa 15 % und steigt auf 30 % nach einer chemoendokrinen Therapie (Abb.). Die Möglichkeit von fertilitätserhaltenden Maßnahmen (Tab. 2) sollte hiermit als Teil des Aufklärungsgesprächs zum Zeitpunkt der adjuvanten Therapieplanung stattfinden.5 Die Methode mit der höchsten Schwangerschaftsrate (20–30 %) stellt die In-vitro-Fertilisation mit Embryo-Kryokonservierung dar, gefolgt von der In-vitro-Fertilisation mit Eizellen-Kryokonservierung (2 %). Nachteile dieser Methoden sind unter anderem die Verzögerung der Chemotherapie und die ungewisse Auswirkung eines möglichen Östradiolanstiegs im Serum auf die Prognose von Hormonrezeptor-positiven Tumoren.
Die ovarielle Suppression mittels GnRH-Analoga ist eine einfache Methode zur Ruhigstellung der Ovarien und zum Schutz der Follikel während der Chemotherapie. Eine Effektivität bezüglich Fertilitätserhaltung konnte jedoch noch nicht bestätigt werden. Eine weitere, noch experimentelle, fertilitätserhaltende Möglichkeit ist die Kryokonservierung von ovariellem Gewebe, welches mittels Laparoskopie vor Beginn einer Chemotherapie reseziert wird, um nach der Therapie transplantiert zu werden. Fertilitätserhaltenden Maßnahmen sollten ein obligater Bestandteil des Aufklärungsgespräches der jungen Frau mit Brustkrebs sein. Sämtliche Verfahren werden in Österreich im Rahmen des Netzwerkes „fertiprotect“ angeboten.6