Das European Network of Trainees in Obstetrics and Gynecology, kurz ENTOG, ist die Jugendorganisation des European Board and College of Obstetrics and Gynaecology (EBCOG) und damit die Vertretung aller AssistenzärztInnen in Europa. Das Ziel der ENTOG ist es, hohe, in ganz Europa vergleichbare Ausbildungsstandards zu schaffen und die Interessen der AssistenzärztInnen in der EBCOG zu vertreten. Diese Ziele werden durch ein Consensus-basiertes Ausbildungskonzept (Project for Achieving Consensus in Training – PACT) für ganz Europa, Akkreditierung von Kliniken, die den europäischen Ausbildungsstandards entsprechen, der Förderung von länderübergreifenden Forschungsprojekten und durch die Organisation von Austauschprogrammen erreicht.
ENTOG Exchange 2019
Eines dieser Austauschprojekte ist der jährlich organisierte ENTOG Exchange, welcher heuer von 3.–8. Juni in Polen stattfand. Insgesamt nahmen 54 AssistenzärztInnen aus 28 verschiedenen Ländern teil (Abb. 1). Österreich wurde durch die Vorsitzende der JungenGyn (Nachwuchsorganisation der OEGGG), Mag. Dr. Karin Windsperger, und mich vertreten.
Ablauf des ENTOG Exchange: An den ersten 3 Tagen fand der Clinical Exchange (klinischer Austausch) statt. Dabei wurden die TeilnehmerInnen auf 11 polnische Städte (Bydgoszcz, Katowice, Kielce, Kraków, Lubkin, Łódź, Olsztyn, Opole, Poznań, Warschau und Wrocław) aufgeteilt. Karin Windsperger war in Kielce, ich in Warschau. Innerhalb dieser 3 Tage sollten wir durch Hospitieren in Spitälern den klinischen Ablauf und die Facharztausbildung in Polen kennenlernen, zusätzlich wurde ein Social Program organisiert, um uns die polnische Kultur näher zu bringen und uns TeilnehmerInnen aus 28 Ländern Zeit zum Kontakteknüpfen und zum Austausch über die Ausbildungssysteme in unseren Heimatländern zu geben. Am 4. Tag des Austausches trafen sich alle JungmedizinerInnen in Warschau, wo am darauffolgenden Tag das Scientific Meeting und der ENTOG Council in Warschau – gemeinsam mit dem EBCOG Council – stattfinden sollte.
Meine Erfahrungen an der Warschauer Universitätsklinik: Ich war, wie bereits eingangs erwähnt, in Warschau platziert und absolvierte meinen klinischen Austausch in der Universitätsklinik der Warszawski Uniwersytet Medyczny, der medizinischen Universität Warschau. Ich wurde dort sehr nett von den polnischen AssistenzärztInnen begrüßt und bekam einen Assistenten als „Betreuer“ zugeteilt. Mein Betreuer führte mich anfänglich durch die gesamte Klinik, welche an diesem Standort alleinig aus gynäkologischen und geburtshilflichen Abteilungen bestand. Danach gingen wir gemeinsam Visite und ab dem späteren Vormittag assistierte ich bei den Sectios. In den folgenden beiden Tagen durfte ich beim Pränatalultraschall und bei intrauterinen Eingriffen zusehen und in verschiedenen Spezialambulanzen hospitieren. Die polnischen ProfessorInnen waren dabei sehr bemüht, uns AustauschteilnehmerInnen einen möglichst umfassenden Einblick in ihre Arbeit zu geben. Insgesamt war der klinische Austausch für mich eine sehr spannende Erfahrung. Einerseits war ich sehr beeindruckt von den intrauterinen Eingriffen, welche in der Universitätsklinik durchgeführt werden (Spina-bifida-Verschluss, Fetoscopic Endoluminal Tracheal Occlusion [FETO] bei angeborenen Zwerchfellhernien, Laserkoagulation bei feto-fetalem Transfusionssyndrom), und andererseits war der Austausch mit den polnischen ÄrztInnen, aber auch mit den AssistenzärztInnen der anderen teilnehmenden Länder sehr interessant, da es oft sehr große Unterschiede in der Behandlung und im Management der verschiedenen Krankheitsbilder in den unterschiedlichen Ländern Europas gibt.
Ein von den polnischen Veranstaltern organisiertes kulturelles Rahmenprogramm fand an den Nachmittagen bzw. Abenden statt. In meinem Fall wurden wir durch die wunderschöne Warschauer Altstadt geführt, frischten unser Geschichtswissen im Warsaw Uprising Museum auf, einem Museum, das dem Aufstand im Warschauer Ghetto 1944 gewidmet ist, und genossen die hervorragende polnische Küche. Viel zu schnell waren die drei Tage auch schon wieder vorbei!
Das Scientific Meeting zum Thema „Reproductive health and prenatal testing in Europe“ fand am 5. Tag nach einem Anreisetag für die TeilnehmerInnen aus den anderen Städten statt. Am Vormittag wurden 3 Workshops zu den Themen pränataler Ultraschall, Laparoskopie (Abb. 2) und Kommunikationsfähigkeiten angeboten – nach einem Rotationsschema konnten alle 3 von allen AssistenzärztInnen besucht werden. Der Nachmittag bestand aus Vorträgen renommierter polnischer und internationaler FrauenärztInnen, so sprach z. B. Prof. Basil Tarlatzis über „Assisted reproductive techniques in Europe – what is allowed?“. Bei dem anschließenden gemeinsamen Galadinner der ENTOG mit der EBCOG konnten dann Kontakte geknüpft und mögliche zukünftige Kooperationen besprochen werden.
Am letzten Tag, während des ENTOG Councils, wurde der neue Vorstand der ENTOG gewählt, Russland als neues Mitgliedsland bestätigt und der Host für den ENTOG Exchange 2021 gewählt. Griechenland ging dabei als Gewinner hervor.
AUSBLICK: Nächstes Jahr, 2020, wird der ENTOG Exchange in Norwegen stattfinden und Karin Windsperger und ich können allen AssistenzärztInnen nur empfehlen, sich zu bewerben! Es war eine großartige, bereichernde Erfahrung, aus der wir sehr viel für unsere tägliche klinische Arbeit und Ausbildung zum Facharzt/zur Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe mitnehmen konnten! Die Deadline für die Bewerbung ist der 31. 12. 2019.
Weitere Infos, auch zu anderen Austauschprogrammen für AssistenzärztInnen: