Inzidenz (Tab. 1): Im Jahre 2008 erkrankten 34.868 ÖsterreicherInnen (16.562 Frauen und 18.306 Männer) an bösartigen Tumorbildungen, das waren knapp 5 % weniger als im Jahre 2007 (36.516 Neuerkrankungen) und um 3 % weniger als 10 Jahre vorher (36.093 Neuerkrankungen im Jahre 1998). Tatsächlich war allerdings nur bei den Frauen ein Rückgang der Krebsinzidenz zu registrieren, die Zahl der Neuerkrankungen bei den Männern war in den 10 Jahren zwischen 1998–2008 in etwa gleich geblieben.
Betrachtet man die Zeitreihe der absoluten Zahlen an Krebsneuerkrankungen während der letzten 10 Jahre, so war nach einem Inzidenzgipfel im Jahre 2004 (38.655 Neuerkrankungen) insgesamt ein gradueller Rückgang zu verzeichnen. Die Statistik Austria weist allerdings darauf hin, dass gewisse Zweifel an der Vollzähligkeit der Krebsregister bestehen.
Mortalität (Abb. 1/Tab. 1): In Bezug auf die Gesamtmortalität beträgt der Anteil von Krebserkrankungen bei Männern 28,5 %, bei Frauen 22,7 %, womit Malignome nach Herz- Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache sind. Insgesamt ist die Krebsmortalität im Zeitraum zwischen 1998–2008 kontinuierlich gestiegen: 18.591 Todesfälle im Jahr 1998 bzw. 19.744 Fälle im Jahre 2008 ergeben ein Plus von etwa 5,9 %, wobei diese Zunahme durch die höhere Krebsmortalität bei den Männern bedingt ist (+ 10 %). Angesichts der Tatsache, dass Krebserkrankungen überwiegend in höherem Alter auftreten und die Lebenserwartung steigt, werden die Malignom-Inzidenz und entsprechend die Malignom-Mortalität in den nächsten Jahren weiter zunehmen. In diesem Kontext wird verstärkten Vorsorge- Initiativen mit entsprechenden Screeningprogrammen Bedeutung zukommen.
5-Jahres-Überleben: Erstmals verfügt die Statistik Austria auch über Daten bezüglich der Überlebensdauer von KrebspatientInnen: Das relative 5-Jahres-Überleben nahm in Österreich in den vergangenen Jahren deutlich zu. Während nach Diagnosestellung in den 1980er-Jahren das relative 5-JahresÜberleben einer Krebspatientin/eines Krebspatienten bei etwa 40 % lag, betrug es mit dem Diagnosejahr 2005 bereits 62 %. Besonders interessant ist eine Analyse der Zahlen bezüglich der 5-Jahres-Überlebensrate bei verschiedenen Malignomen, die von Robert Koch-Institut im Jahre 2010 für Deutschland vorgenommen wurde (Abb. 2).
Mammakarzinom: Das weitaus häufigste Malignom der Frau ist mit einem Anteil an der Gesamt-Malignominzidenz von knapp 28 % das Brustkarzinom. Seit 1998 (Mammakarzinom-Inzidenz 4.736 Neuerkrankungen) ist die absolute Zahl an Mammakarzinomen in etwa gleich geblieben bzw. nach einem Höchstwert im Jahre 2004 (4.940 Neuerkrankungen) hat die Inzidenz sogar leicht abgenommen. Da Brustkrebs durch das forcierte Mammographie- Screening in einem immer früheren Stadium erkannt wird, zeichnet sich auch ein deutlicher Rückgang der Sterblichkeit an diesem Malignom ab: Starben im Jahre 1998 noch 1.621 Frauen an diesem Malignom so waren es im Jahre 2008 „nur mehr“ 1.492 Fälle; das ergibt ein Minus von knapp 8 %. Der Anteil der Mammakarzinom-Mortalität an der Gesamt-Karzinommortalität betrug im Jahre 2008 über 16 %. Die Statistik zeigt weiters, dass bei rund 2/3 der Fälle die Diagnose bereits gestellt wird, wenn noch ein lokalisiertes bzw. regionalisiertes Stadium vorliegt (Tab. 3).
Uteruskarzinom: Der Anteil an Karzinomen der Gebärmutter an der Gesamt-Malignominzidenz betrug im Jahre 2008 etwas über 7 % (Zervixkarzinome 2,2 %, Korpuskarzinome 5,0 %). In diesem Kontex ist allerdings anzuführen, dass in Bezug auf das so genannte Gebärmutterkarzinom statistische Unschärfen gegeben sind, auf die auch von Seiten der ÖSTAT hingewiesen wird. Insbesondere ist nicht allzu selten die Differenzierung zwischen Fällen von Gebärmutterhalskrebs und Ge bärmutterkörperkrebs sowohl in Bezug auf Inzidenz als auch Mortalität zu hinterfragen.
Das Risiko, an einem Malignom der Gebärmutter zu erkranken, nahm insgesamt in den beiden letzten Jahrzehnten beträchtlich ab. Vor 25 Jahren (im Jahre 1983) waren noch über 2.000 Frauen jährlich mit der Diagnose Gebärmutterkrebs konfrontiert (damals 11,3 % Anteil an der Gesamtinzidenz), wobei in etwa gleich viele Fälle von Zervixkarzinomen und Endometriumkarzinomen registriert wurden; im Jahre 2008 wurde nur mehr bei etwas über 1.200 Frauen diese Diagnose gestellt. Zweifellos ist der Rückgang der Inzidenz durch die Abnahme der Zahl an Zervixkarzinomen bedingt, da sich die Zahl der Gebärmutterkörperkarzinome in den letzten Jahren und Jahrzehnten kaum verändert hat.
Zervixkarzinom: Seit Beginn des zytologischen Screenings ging die Inzidenz der Zervixkarzinome um über 60 % zurück; so waren im Jahre 1993 noch 954 Frauen mit der Diagnose Zervixkarzinom konfrontiert, im Jahre 2008 nur mehr 357 Frauen; entsprechend war in diesen 25 Jahren ein Rückgang der Zervixkarzinom-Mortalität um rund 50 % zu registrieren. Negativ ist allerdings zu vermerken, dass sich die Abnahme der Inzidenz seit etwa 10 Jahren deutlich verflacht hat und außerdem die Zervixkarzinom-bedingte Mortalität in etwa gleich geblieben ist. Zu erklären ist dieser Umstand durch die Tatsache, dass in Österreich nur etwa 70 % der bezogenen Frauen regelmäßig die zytologische Krebsvorsorge in Anspruch nehmen, 30 % der Frauen sind konstant für ein Screening nicht zu erreichen. Ob nun allerdings ein organisiertes Screening tatsächlich eine höhere Teilnehmerrate an der zytologischen Krebsvorsorge bewirken würde, ist allerdings fraglich.
Korpuskarzinom: Die Inzidenz des Gebärmutterkörperkarzinoms ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten in etwa gleich geblieben, zwischen (etwa 850–1.000 Erkrankungen jährlich), in Bezug auf die Mortalität ist statistisch ein (marginaler) Anstieg der Sterblichkeit zu verzeichnen. Außer Frage steht jedenfalls, dass gerade im Bezug auf das Gebärmutterkörperkarzinom Lebensumstände wie die klassische Trias (Adipositas, Hypertonie und Diabetes mellitus) sowie die zunehmende Lebenserwartung eine besondere Rolle spielen. Festzustellen ist abschließend, dass rund 70 % der Gebärmutterkörperkarzinome entsprechend der ÖSTAT-Daten im Frühstadium diagnostiziert werden (Tab. 3), woraus sich die relativ gute Prognose ergibt.
Ovarialkarzinom: Das zweithäufigste Karzinom des weiblichen Genitales und jenes Malignom, das mit der höchsten Mortalität assoziiert ist, ist das Ovarialkarzinom. Die Inzidenz hat sich in den letzen Jahren und Jahrzehnten nur marginal geändert, sie liegt zwischen knapp 700 und 900 Neuerkrankungen pro Jahr, womit der Anteil an der Gesamtmalignom- Inzidenz über 4 % beträgt. Der Umstand, dass entsprechend der Daten der ÖSTAT nur 24,5 % im „lokalisierten Stadium“ diagnostiziert werden (Mammakarzinom 42,3 %, Gebärmutterkörperkrebs 68,7 %), ist für die schlechte Prognose dieses Malignoms ausschlaggebend (Tab. 3). Tatsächlich weist die Mortalitätsstatistik während der letzten 10 Jahre eine in etwa gleichbleibende Mortalität auf, diese liegt konstant bei etwa 550 Fällen pro Jahr, womit das Ovarialkarzinom mit 5,7 % an der Gesamtmalignom-Mortalität der Frau beteiligt ist.
NACHSATZ:Wie schon eingangs erwähnt, belegen diese Zahlen zum einen den hohen Stellenwert der Gynäkologie in der Onkologie. Sie zeigen aber auch, dass von den spezifischen weiblichen Karzinomen einerseits das Mammakarzinom und das Zervixkarzinom durch Screening und Vorsorgeunter – suchungen, andererseits das Gebärmutterkörperkarzinom auf Grund der Frühsymptomatik in der Mehrzahl der Fälle in einem frühen und deshalb auch kurablen Stadium entdeckt werden können (Tab. 3). Nicht zuletzt diese Tatsache ist Beleg dafür, dass der Gynäkologie das Privileg zukommt, in Bezug auf Malignomprävention und Malignomfrühentdeckung das wichtigste Spezialfach in der Humanmedizin zu sein.
Quelle: Statistik Austria