Der Energiebedarf der werdenden Mutter erhöht sich bei Einlingsschwangerschaften um etwa 13 %, bei Zwillingsschwangerschaften steigt der Bedarf um etwa 20 % an, wobei die Nahrungsenergieträger wie folgt verteilt sein sollten:
• 55–60 % Kohlenhydrate (ca. 1.600 kcal/d)
• 30 % Fett (ca. 800 kcal/d)
• 10–15% Protein (ca. 350 kcal/d)
Die empfohlene Gewichtszunahme der Schwangeren ist dabei abhängig vom Ausgangsgewicht (Tab.). Dabei entfallen im Schnitt (bei Gewichtszunahme von 12 kg) ca. 6,5 kg auf Wasser, auf Protein ca. 1,5 kg und Fett ca. 4 kg. Ungefähr die Hälfte des in der Schwangerschaft zugenommenen Gewichtes wird postpartal schon im Wochenbett wieder verloren.
Der Bedarf an Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen ist überdurchschnittlich erhöht. Dies gilt nicht nur für die Zeit während der Schwangerschaft, sondern auch für die anschließende Stillperiode.
• Folsäure: Folsäure kommt eine zentrale Rolle bei der Metabolisierung von Homocystein zu. Sie ist vor allem vor allem für Differenzierungs- und Wachstumsprozesse essenziell. Bei unzureichender Versorgung mit Folsäure ist der Homocysteinspiegel erhöht, was Blutbildungsprobleme und die Entstehung von fetalen Fehlbildungen, vor allem von Neuralrohrdefekten begünstigen kann.
Als natürliche Quelle für Folsäure dienen Blattgemüse, Hefe und Vollkornprodukte. Folsäuresubstitution wird in einer Dosierung von (400–)800 mcg/d empfohlen.
• Vitamin B1, B2, B6 und B12: Vitamin B1 ist am Kohlenhydratstoffwechsel und an der Reizübertragung der Nerven beteiligt und beeinflusst die Herzmuskulatur.
Vitamin B2 unterstützt die Zellatmung und den Sehvorgang und wird für den Fett-, Kohlenhydrat- und Eiweißstoffwechsel benötigt.
Vitamin B6 beeinflusst den Proteinstoffwechsel und die Synthese von Nervenbotenstoffen. Vitamin B12 ist essenziell für die Teilung der Gehirnzellen des Ungeborenen und für den Aufbau von Nervenzellen und die Bildung roter Blutkörperchen. Vitamin B12 lässt sich nur über tierische Produkte zuführen.
Hauptquelle der B-Vitamine (B1, B2, B6, B12 und Folsäure) sind Weizenkeime, Nüsse, Eier und Hefe. Der tägliche Mehrbedarf in der Schwangerschaft liegt bei etwa 20 % (1,5 mg B1, 1,8 mg B2, 3,5 mcg B12). Für B6 ist eine um 60 % höhere Aufnahme (2,6 mg) sinnvoll.
• Vitamin A ist ein wichtiger Baustein für das Sehvermögen, schützt die Schleimhäute vor dem Austrocknen und senkt das Infektionsrisiko. Es ist außerdem für das Wachstum und für den Aufbau der Haut von Bedeutung. Der Mehrbedarf in der Schwangerschaft liegt bei ca. 40 % mit einer empfohlenen täglichen Gesamtzufuhr von 1,1 mg/d. Die wichtigsten natürlichen Quellen sind Leber, Butter und Fisch (Heilbutt, Haifisch). Cave: Teratogene Wirkungen als Folge von überhöhter Vi – tamin-A-Zufuhr (> 10.000 IE/d) können zu Herz-, Gefäßund ZNS-Fehlbildungen führen.
• Vitamin C unterstützt die Bindegewebsbildung und den Aufbau von Knochen, Blut und Zähnen. Es erhöht außerdem die Widerstandskraft gegen Infektionen.
• Vitamin D3 zeichnet für den Knochenaufbau und die Prävention von Rachitis verantwortlich. In der Darmschleimhaut wird die Kalzium- und Phosphatresorption, im Knochen Mobilisation/Mineralisation und in der Niere deren Rückresorption gefördert. Einerseits gelten Fischöle und Milchprodukte als Vitamin- D3-Quellen, andererseits wird Vitamin D3 in größeren Mengen in der Haut aus 7-Dehydrocholesterin (unter Einwirkung von UV-B-Strahlung) synthetisiert. In der Schwangerschaft wird eine Tagesdosis von 10 mcg (400 IE) empfohlen, diese übersteigt den Normalbedarf um 100 %.
• Vitamin K: Für die antihämorrhagische Wirkung von Vi – tamin K wird ein Tagesbedarf von 1 mcg/kg KG angegeben. Nahrungsmittelquellen sind Früchte und Salate.
• Eisen ist für den Sauerstofftransport essenziell. Da das Blutvolumen in der Schwangerschaft erhöht ist, besteht ein erhöhter Eisenbedarf. Als Gesamtdosis für nicht-anämische Frauen werden 30 mg/d empfohlen, was in der Schwangerschaft einem Mehrbedarf von rund 100 % entspricht. Unklar ist allerdings, ob die Eisensupplementierung bei nicht-anämischen Schwangeren tatsächlich das neonatale „Outcome“ verbessert, bei einem Hb-Wert von < 12 mg/dl ist sie allerdings zu empfehlen.
• Kalzium ist essenziell für den Knochenaufbau. Vor allem im letzten Schwangerschaftsdrittel steigt der Bedarf an Kalzium an. In der Schwangerschaft wird eine Tagesdosis von 1 g empfohlen (Mehrbedarf ca. 20 %). Wichtigste Quellen sind Milch und Milchprodukte, Gemüse und Getreide.
• Jod dient der Synthese von Schilddrüsenhormonen und unterstützt die Entwicklung des Gehirns. Von der WHO wird Österreich als Jodmangelgebiet eingestuft. Deshalb wird in der Schwangerschaft bereits bei einen TSH-Wert von > 2,5 mU/l eine Substitution von Schilddrüsenhormonen empfohlen. Der Tagesbedarf für Jod wird in der Schwangerschaft mit 230 mcg angegeben, was einer Erhöhung von 15 % entspricht. Quellen sind Milch und Eier.
Generelle Empfehlungen betreffen das Waschen bzw. Kochen von Obst und Gemüse vor dem Verzehr, die absolute Vermeidung von nicht-pasteurisierten Milchprodukten und von rohem Fleisch und Fisch, da die Gefahr von Infektionen mit Listerien bzw. Toxoplasma gondii besteht. Auch Speisen mit hohem Gehalt an Schadstoffen (Geräuchertes, Gegrilltes) bzw. an Konservierungsmitteln (Konserven und Fertigprodukte) sowie Nahrungsmittel mit hohem Histamingehalt (diese können Allergien auslösen) sind zu vermeiden.
Und nicht zuletzt ist es wichtig, der werdenden Mutter immer wieder zu vermitteln, welchen Einfluss ihre Lebensweise ganz generell auf die Entwicklung und Gesundheit des Kindes hat, wobei in diesem Kontext vor allem dem Hinweis auf die Vermeidung von Nikotin und Alkohol besondere Bedeutung zukommt.