Noch weniger hat er sich vorstellen können, dass seine Beobachtung die Medizin und vor allem die Geburtshilfe revolutionieren wird. Aber genau das ist passiert. Heute ist es nahezu unvorstellbar, eine Schwangerschaft zu betreuen, ohne über das fetale „Wellbeing“ mittels Doppler informiert zu sein.
Das fetale Gewicht wird mittels Ultraschall bei Verwendung von Gewichtsperzentilen ermittelt. Ein Unterschreiten des Schätzgewichts der 10. Perzentile wird als Grenzwert für einen untergewichtigen Feten betrachtet. Dieser Definition zufolge sind je Gestationsalter 10 % aller Feten untergewichtig (Small for Gestational Age – SGA). Dieser Grenzwert kann willkürlich gesetzt werden mit folgenden Konsequenzen: bei niedrigeren Schwellenwerten, wie z. B. 5. Gewichtsperzentile, wird eine höherer Anteil intrauterin gefährdeter Feten entdeckt (höhere Spezifität), gleichzeitig entgeht aber eine größere Anzahl potenziell gefährdeter Feten der Diagnostik (erniedrigte Sensitivität) und damit der für diesen Feten erforderlichen intensiveren Betreuung. Beim derzeitigen geburtshilflichen Management erreicht nur etwa ein Drittel aller SGA-Feten ihren errechneten Geburtstermin. Die weiteren zwei Drittel werden vorzeitig entbunden, entweder nach spontanen Frühgeburtsbestrebungen oder iatrogen nach ärztlicher Evaluierung.
Gefährdungsgrad von SGA-Feten: Allein die Feststellung eines für das Gestationsalters untergewichtigen Kindes sagt nichts über dessen Gefährdungsgrad aus. SGA-Feten können genetisch bedingt klein sein (kleine Eltern). Diese Feten weisen in der Regel ein lineares Wachstum auf niedrigem Perzentilenniveau auf. Demzufolge ist der für das Gestationsalter untergewichtige SGA-Fetus nicht unabwendbar intrauterin gefährdet. Feten, die ihr Wachstumspotenzial aufgrund endogener wie exogener Einflussfaktoren nicht verwirklichen können, sind ebenfalls untergewichtig. Diese Gruppe den untergewichtigen Feten fällt nicht nur in den unteren Perzentilenbereich, sondern werden als „intrauterin wachstumsretardiert“ bezeichnet und stellen das eigentlich gefährdete Kollektiv dar (IUGR). Der Nahrungsmangel führt nicht nur zur verlangsamtem Wachstum, sondern auch zu den Gefahren von Hypoxämie, in Extremfall mit bleibenden neurologischen Schäden.
Ätiologie-abhängige Konsequenzen: Die Ätiologie der Wachstumsrestriktion ist multifaktoriell. Die Folgen sind von Art und Zeitpunkt des Auftretens des jeweiligen Faktors abhängig. Frühe Schädigungen (in den ersten 16 Wochen) führen zu einer gleichmäßigen Beeinträchtigung der Zellzahl und dadurch zu einer symmetrischen Wachstumsrestriktion. Diese Feten weisen, trotz ggf. ausgeprägten Wachstumsdefizits, selten Hypoxiezeichen auf, haben aber durch die niedrigere zerebrale Zellzahl ein erhöhtes Risiko für ein intellektuelles Defizit. Diese Art der Wachstumsrestriktion wird öfter bei Substanzabusus, bei starkem Rauchen, viralen Infektionen und bei Chromosomenanomalien beobachtet. Später auftretende Schädigungen treffen den sich entwickelnden Fetus in einer Phase, wo sie bereits zentrale Steuerungsmechanismen auslösen. Diese Mechanismen ermöglichen eine Neuverteilung des Blutvolumens zugunsten lebenswichtiger Organe wie Herz, Gehirn und Nebennieren. Durch die Mobilisierung und konsekutives Aufbrauchen von Glykogenreserven in der Leber fällt die Zunahme des Abdomenumfangs aus, dagegen wird das Wachstum des Kopfes durch eine Steigerung der Gehirndurchblutung beibehalten. Diese Prozesse führen zu einer asymmetrischen Wachstumsrestriktion. Diese Wachstumsform macht die Mehrheit der Retardierungen aus. Für eine korrekte Gewichtsschätzung ist Minimum die Abmessung von Kopf- und Abdomenumfang erforderlich. Mit zunehmender Anzahl von biometrischen Parametern kann die Genauigkeit der Gewichtsschätzung gesteigert werden.
Fazit: Für die klinische Betreuung von IUGR-Feten ist die Feststellung des exakten Gestationsalters eine Grundvoraussetzung. Dazu werde Daten von Regel- bzw. Konzeptionsanamnese und Messungen der Scheitel-Steiß-Länge im ersten Trimenon verwendet. Die zuverlässigste Methode, die Entwicklung des Feten beobachten zu können, ist die Ultrasonografie mit genauer biometrischer Datensammlung, die eine nahezu 90%ige Entdeckung von IUGR-Feten ermöglicht. Um den Gefährdungsgrad des Fetus noch besser abschätzen zu können, hilft uns die systematische Beurteilung des Blutflusses in fetalen und maternalen Blutgefäßen.