Die trockene Scheide und der Verlust des Bindegewebes im Blasen-Scheiden-Bereich sind sensible Parameter für Hormonstörungen; reduzieren die Eierstöcke ihre Aktivität, so kann dies dermatologische und urologische Probleme mit sich ziehen. Deswegen wird die lokale Anwendung von Hormonen auf die Haut seit einigen Jahren mit Erfolg praktiziert.
Ähnlich wie das Östrogen in der Scheide – topisch verwendet – die Probleme des Vaginalepithels verbessert, können auch Progesteron, Östrogene und Androgene, lokal auf andere Stellen des Körpers verwendet, für die betroffene Frau einen Nutzen haben. Natürlich wird man auch die lokale Hormonsubstitution nur dort beginnen, wo Probleme vorhanden sind, die durch den Abfall der Sexualsteroide ausgelöst wurden. Hier ist in erster Linie der Kollagenverlust der Haut – in verschiedenen Körperteilen – zu nennen.
Ähnlich wie der Mineralgehalt des Knochens vom Östrogen abhängig ist und zur Lebensmitte mitunter abzunehmen beginnt, hängt der Kollagengehalt der Haut ebenfalls von den Geschlechtshormonen der Frau ab. Verschiedene Studien zeigten, dass die topische Anwendung von Östrogenen an jenen Hautstellen, wo der Kollagenverlust Symptome bereitet, ähnliche therapeutische Vorteile bringt wie das vaginal verwendete Östriol. Um die Balance zwischen der gewollten lokalen Effizienz und einer möglichen systemischen Wirkung zu erhalten, bedarf es einer entsprechenden Galenik bzw. der fachärztlichen Beratung. Aber nicht nur das Östrogen, auch das Progesteron wurde auf seine lokale Wirkung wissenschaftlich untersucht. Das Gelbkörperhormon hemmt jene biochemischen Scheren, die auch in der Haut das Kollagen zerschneiden und damit für die Faltenbildung mitverantwortlich sind. Die exogene Hautalterung wird auch durch eine mitunter zu stark induzierte Matrix-Metalloproteinasen-Aktivität ausgelöst, die das Gelbkörperhormon hemmt. Viele Frauen berichten, dass gerade während der Schwangerschaft sowohl ihre Haut wie auch ihre Haare eine besonders gute Qualität aufwiesen. Dies ist durch das Zusammenwirken von Östrogen und Progesteron auf die Haut zu erklären: während das Östrogen die Kollagensynthese stimuliert, hemmt das Progesteron deren Zerschneidung und Degraduierung. In den letzten Jahren gab es auch wissenschaftliche Arbeiten, die die lokale Anwendung des Progesterons auf die Haut untersuchten und dessen Wirkung bestätigten.
Auf das Haarwachstum wirken ebenfalls die beiden Geschlechtshormone, das Östrogen und das Progesteron. Dies bestätigt die bereits erwähnte Anekdote zur besonders guten Haar- und Hautqualität während der Schwangerschaft, die mitunter nach der Entbindung abnimmt – bei manchen Frauen kommt es postpartal zu Haarausfall, der im Widerspruch zur hervorragenden Haarsituation während der Schwangerschaft steht. Die lokale Anwendung von Östrogen und Progesteron kann sowohl nach der Entbindung, aber auch in Situationen des Hormonmangels, wenn er zu Haar- und Hautproblemen führt, angedacht werden.
Aber auch das unmittelbar unter der Haut lokalisierte Bindegewebe steht unter dem Einfluss der Sexualsteroide. In Zeiten der Hormonumstellung beobachten betroffene Frauen, dass die Körpersilhouette und das Hautprofil sich verändern, was durch eine Veränderung des Bindegewebes bedingt ist. Dieses steht unter der Steuerung der männlichen Hormone, der Androgene, die bei der Frau schon vor der Lebensmitte mitunter defizitär werden, was Gewichts- und Libidoprobleme, aber auch Störungen im Bereich des Fett- und Bindegewebes hervorrufen kann. Auch hier hat sich eine lokale Hormonbehandlung bewährt, wobei die ärztliche Überwachung, aber auch die pharmazeutische Galenik deswegen von hoher Bedeutung sind, weil ein Überangebot an Androgenen – auch lokal appliziert – zu hyperandrogenämischen Problemen, wie Hirsutismus und Akne, führen können. Deswegen ist eine endokrinologische Beratung und Aufklärung vor einer derartigen Therapie notwendig.
Lokale Anwendungen von Sexualsteroiden auf die Haut und auf das Bindegewebe wurden vom Fach der Frauenheilkunde mitunter ironisiert. Vor allem deswegen, weil diese Beschwerden der betroffenen Frauen als nicht therapiewürdig eingeschätzt wurden. Allerdings ist der Leidensdruck von Patientinnen, die an Haarausfall oder östrogendefizitären Hautproblemen leiden, groß und sollte auch von unserem Fach ernst genommen werden. Auf der anderen Seite tendieren viele Frauen – verunsichert durch die WHI-Studie – dazu, von einer lokalen Hormonbehandlung Abstand zu nehmen, die topische Therapie mit einem niedrig konzentrierten Steroid ist dabei eine intellektuell redliche Alternative. Und schließlich darf nicht übersehen werden, dass topische Hormonbehandlungen im Fach der Frauenheilkunde seit Jahrzehnten praktiziert werden. Wenn es klinisch akzeptabel ist, Östrogene für die Verbesserung der vaginalen epithelialen Qualität zu verwenden, dann ist es auch billig und recht im Bereich von Gesicht oder anderen Körperstellen.