Das CMV ist ein DNA-Virus und gehört zur Gruppe der Herpesviren. Der Mensch gilt als einziges Reservoir. Die Übertragung erfolgt zumeist durch Schmierinfektion (Blut, Urin und Speichel), sehr selten durch Tröpfcheninfektion; die Inkubationszeit wird mit 3 bis 4 Wochen angegeben. Nach der derzeitigen Datenlage ist die Verbreitung des CMV weltweit sehr unterschiedlich. Während im afrikanischen Kontinent eine fast hundertprozentige CMV-Durchseuchung der Bevölkerung besteht, sind die Inzidenzzahlen in Europa mit 42% vergleichsweise relativ niedrig.
Eine CMV-Infektion verläuft in 10 bis 15% der Fälle wie ein milder grippaler Infekt, in bis zu 90% jedoch asymptomatisch. Es besteht im Allgemeinen nach einer durchgemachten Infektion eine lebenslange Latenz, unter Umständen kann es allerdings zu einer Reaktivierung des Virus bei Immunsuppression kommen. Eine Impfung ist derzeit nicht absehbar, zurzeit existiert nur ein Zytomegalie-Immunglobulin am Markt, das für die Prophylaxe klinischer Manifestationen einer CMV-Infektion bei Patienten unter immunsuppressiver Therapie, insbesondere bei Transplantatempfängern, zugelassen ist.
In der Schwangerschaft kommt es bei mütterlicher CMV-Infektion in 30% bis 40% zu einer transplazentaren Übertragung, dadurch entsteht eine “Placentitis”, woraus in 40% eine fetale Infektion resultiert.
Eine kongenitale CMV-Infektion kann dann in weiterer Folge zu ZNS-Schäden, Hepato-, Splenomegalie, petechialen Blutungen und letztlich zum intrauterinen Fruchttod führen. Spätschäden bei fetaler CMV-Infektion manifestieren sich im Kindesalter als Hörschaden oder auch als Visusverlust; die Prävalenz liegt bei 6 bis 25%. Um nun konkret eine Vorstellung zu bekommen, wie häufig eine CMV-Infektion mit kongenitalen Fehlbildungen in der Schwangerschaft assoziiert ist, wurden anhand der deutschen Geburtenzahlen (kalkuliert mit 700.000 pro Jahr) folgende Berechnung durchgeführt: Wenn es bei 1% aller Schwangeren zu einer kongenitalen CMV-Infektion kommt und davon in etwa 40% zu einer fetalen Manifestation, dann haben fast 500 Kinder Krankheitszeichen oder Spätschäden und 40 Kinder sterben pro Jahr. Dazu kommen noch etwa 180 Kinder mit Spätschäden nach intrauteriner Infektion, wie z. B. Hörstörungen (Abb.).
Falls es nun in der Schwangerschaft zu einer frischen CMV-Infektion kommt, steht uns derzeit ein Immunglobulin zur Verfügung, das zwar in dieser Indikation (d. h. CMV-Infektion in der Schwangerschaft) nicht zugelassen ist, jedoch nach ausführlicher Aufklärung und Nutzen-Risiko-Analyse im Sinne eine “Off-label Use” eingesetzt werden kann. Die nicht publizierten, jedoch im Rahmen von wissenschaftlichen Tagungen berichteten Daten sprechen davon, dass durch die Immunglobulintherapie eine fetale Infektion (serologisch nachgewiesen) nicht sicher vermieden werden kann, jedoch bei den bisher beobachteten Fällen keine konnatalen Schäden oder auch Spätschäden aufgetreten sind. In jedem Fall ist post partum eine neonatologische Nachuntersuchung durchzuführen, mit CMVPCR-Testung aus dem Harn sowie aus dem Blut, Hörscreening und intensiven Nachkontrollen an einem pädiatrischen Zentrum.
Nach Ende der derzeit laufenden Studie (Prevention of congenital cytomegalovirus infection in infants of mothers with primary cytomegalovirus infection during pregnancy. A randomised, open, controlled, prospective, multicentre, and multinational study inves tigating efficacy and safety of Cytotec FH, nanometer filtered), an der auch die Klinische Abteilung für Geburtshilfe und feto-maternale Medizin am AKH Wien teilnimmt und in deren Rahmen alle Schwangeren auf CMV gescreent sowie im Falle einer Infektion behandelt werden, wird es mehr Klarheit bezüglich Prävalenz und Therapiemöglichkeiten von CMV in der Schwangerschaft geben.