Erbrechen ist ein Fremdreflex, der durch periphere und zentrale Afferenzen oder durch direkte Aktivierung der Chemorezeptor-Triggerzone in der Area postrema ausgelöst werden kann. Die Chemorezeptor-Triggerzone in der Area postrema am Boden des vierten Ventrikels ist das zentrale Gebiet für die Aufnahme emetogener chemischer Reize. Bei Zytostatika-induziertem Erbrechen scheinen die Neurotransmitter Serotonin, Substanz P und Dopamin mit ihren entsprechenden Rezeptoren die größte Bedeutung zu haben.
Es gibt drei Formen der CINV: das akute, das verzögerte und das antizipatorische Erbrechen. Die akute Form des CINV findet in den ersten 24 Stunden nach Applikation der Chemotherapie statt, während die verzögerte Form nach 24 Stunden einsetzt und mehrere Tage lang andauern kann. Während das antizipatorische Erbrechen, das beispielsweise durch den alleinigen Gedanken an eine Chemotherapie ausgelöst wird, am besten durch Verhaltenstherapie in Kombination mit Benzodiazepinen zu managen ist, gibt es für das akute und verzögerte Erbrechen verschiedene Kombinationen von hoch wirksamen Antiemetika.
Risikoadaptierter Antiemetika-Einsatz: Um dieser unangenehmen Begleiterscheinung vorbeugen zu können, muss man zunächst einmal das jeweilige emetogene Potenzial des entsprechenden Chemotherapieschemas abschätzen. Man unterscheidet hoch von moderat bis gering und niedrig emetogenen Chemotherapieschemata und darauf abgestimmte Antiemetika-Empfehlungen (Tab. 1). Zu den wichtigsten Antiemetika gehören 5-HT3-Inhibitoren, Neurokinin-1-Rezeptorantagonisten und Dexamethason, die je nach Chemotherapieregime unterschiedlich kombiniert werden (Tab. 2).
Zusätzlich ist es ratsam, auf die richtige Ernährung (beispielsweise die Vermeidung von fettigen Speisen und Alkohol) sowie Bewegung und ausreichend Ruhephasen auch in der Zeit zwischen den einzelnen Chemotherapiezyklen zu achten.