Befürchtungen, Phytoöstrogene könnten aufgrund ihrer östrogenähnlichen Wirkung die Entwicklung von Brustkrebs oder anderer hormonsensitiver Tumoren fördern, sind entsprechend rezenten Ergebnissen klinischer Studien nicht gerechtfertigt. So konnte in einer Metaanalyse von 174 randomisierten, placebokontrollierten Studien (RCTs) mit über 9.000 Frauen keine Häufung von Brustkrebs, Endometriumhyperplasie bzw. Endometriumkarzinom bei jenen Frauen, die durch längere Zeit Phytoöstrogensupplemente eingenommen hatten, festgestellt werden.
ER-alpha ist nicht gleich ER-beta: Tatsache ist, dass durch die Entdeckung eines zweiten Östrogenrezeptors (ER-beta) zahlreiche Widersprüche hinsichtlich Östrogenwirkung aufgeklärt werden konnten. Damit ist auch das Paradoxon zu erklären, dass Frauen im gebärfähigen Alter trotz hoher Östrogenspiegel ein niedrigeres Brustkrebsrisiko haben als Frauen nach der Menopause. Während also der klassische ER-alpha die Proliferation an Brust und Uterus fördert, hat nach rezentem Wissensstand der ER-beta einen proliferationshemmenden Effekt. Im Gegensatz zu den Östrogenen wirken Isoflavone kompetitiv antagonistisch am proliferationsfördernden ER-alpha und agonistisch am protektiv wirkenden ER-beta. Von Substanzen, die vorrangig am ER-beta ansetzen, ist ganz generell ein Schutz vor hormonsensitiven Krebsarten zu erwarten.
Sicherheit für Brust und Endometrium: Es existiert eine Vielzahl von wissenschaftlichen Untersuchungen, die eine Unbedenklichkeit von Soja- und Rotklee-Isoflavonen im Bezug auf eine Erhöhung des Risikos, an Brust- bzw. Endometriumkarzinom zu erkranken, belegen, vielmehr zeigten die Ergebnisse einer Reihe klinischer Fall-Kontroll-Studien und vor allem epidemiologischer Studien, dass unter dem Einfluss von Isoflavonen nicht nur kein negativen Einfluss, sondern auch teilweise eine signifikante Reduktion der Brustkrebsrate beobachtet werden kann. Weiters ergab eine europäische Untersuchung zum Thema Ernährung und Brustkrebs eine Korrelation zwischen hohem Genisteinspiegel im Serum und vermindertem Brustkrebsrisiko. Idente Ergebnisse erbrachte auch eine aktuelle japanische Studie, die mit 24.000 Frauen durchgeführt wurde. Und nicht zuletzt zeigte eine Untersuchung, dass die tägliche Einnahme von Rotklee- Isoflavonen über 1 Jahr bei Frauen zwischen den 49. und 65. Lebensjahr zu keiner mammographisch feststellbaren Erhöhung der Brustdichte führt.
Zusammenfassend ist demnach festzustellen, dass entsprechend der aktuellen Studienlage Isoflavonen ein protektiver Effekt auf die Brust zukommt.
Praktisch idente Ergebnisse ergaben Studien bezüglich Sojaverzehr und Risiko einer Endometriumhyperplasie: Nicht nur war keine Risikoerhöhung durch Konsumation von Isoflavonen gegeben, sondern einige Studien ergaben sogar signifikant protektive Effekte auf die Gebärmutterschleimhaut.
Weitere Benefits einer Isoflavon-Medikation: Neben der Linderung von Wechselbeschwerden durch Phytoös trogen – supplemente wurde in Studien eine Reihe weiterer positiver Effekten von Phytoöstrogen und Phyto östrogen- Supplementen nachgewiesen. So ergab unter anderem eine Metaanalyse von 38 RCTs eine signifikante Reduktion von Surrogatmarkern der kardiovaskulären Gesundheit wie Low-density Lipoprotein (LDL) und der Triglyzeride unter der Einnahme von Sojaprotein. Ob allerdings eine derartige Reduktion kardiovaskulärer Risikomarker geeignet ist, kardiovaskuläre klinische Endpunkte wie z. B. den Myokardinfarkt positiv zu beeinflussen, ist noch offen.
ZUSAMMENFASSEND ist festzustellen, dass sowohl die Internationale Menopausegesellschaft und die Österreichische Menopausegesellschaft den Einsatz von Isoflavonen in Form von Rotklee- oder Sojaprodukten zur Behandlung klimakte – rischer Beschwerden empfehlen: entweder als alleiniger Behandlungsversuch oder als additive Gabe zur HRT, da das Wirkungsspektrum der synthetischen Östrogene mit dem der Isoflavone als „symbiotisch“ bezeichnet werden kann. Im Bezug auf die positiven Effekte und das Sicherheitsprofil sind Sojaoder Rotklee-Isoflavonen ident. Unterschiede zwischen verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln bestehen jedoch in der Qualität, diese wird hauptsächlich durch die biologische Verfügbarkeit der Isoflavone bestimmt.
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