Medikamentöse Schmerztherapie für den Frauenarzt

Durch eine Therapie akuter Schmerzen wird eine mögliche Chronifizierung und Verselbstständigung des Schmerzes, die zum Teil unabhängig vom ursprünglichen Auslöser auftritt, vermieden. Es existiert ein sog. Schmerzgedächtnis. Dadurch wird ein neuerliches Schmerzgeschehen subjektiv stärker empfunden, ein neuer Schmerz hält länger an, kann sich auf Gebiete ausdehnen, die nicht unmittelbar durch das Schmerzgeschehen betroffen sind, und erfordert höhere Mengen an Analgetika. Bei jedem neuen Schmerz wird eine kompliziertere Behandlung notwendig. Emotionale Faktoren verstärken den Schmerz.

 

 

Bei chronischen Schmerzpatientinnen sollten Analgetika nie bei Bedarf, sondern nach einem festgelegten Plan verabreicht werden. Führen hohe Opiatdosen nicht zur Schmerzfreiheit, ist die Dosis alle 24 Stunden um 50 % zu steigern. Opiate führen nicht bei Patientinnen mit guter analgetischer Einstellung, sondern nur dann zur Toleranzentwicklung, wenn zwischen den Einzeldosen Schmerzen auftreten. Eine mögliche Suchtentwicklung spielt bei Karzinomkranken keine Rolle. Die perorale, transmukosale, rektale sowie parenterale Applikation sind in der Akuttherapie des Schmerzes effektiv. Mit einer Patienten-kontrollierten Analgesie (PCA, „Schmerzpumpe“) s. c. oder i. v. können optimale Dosisprofile erreicht werden. Ist aber ein Übergang in ein kontinuierliches Verfahren notwendig, sollten länger wirksame Opiate (perorale Retard-Formen oder transdermale Opioide; Tab. 2) bevorzugt Anwendung finden. Generell sollten nicht Substanzen aus derselben Stoffgruppe, also z. B. ein nicht-steroidales Antirheumatikum (NSAR) mit einem anderen NSAR, kombiniert werden. Gleiches gilt für ein schwach wirksames und stark wirksames Opioid. Eine Ausnahme stellt die Gabe von Tramadol z. B. zusätzlich zu einem Fentanylpflaster dar, da es mäßig antineuropathisch wirksam ist.

 

 

Adjuvantien wie Antidepressiva, Kortikosteroide oder Bisphosphonate verstärken den analgetischen Effekt von Opioiden, behandeln schmerzauslösende Begleiteffekte und können bei bestimmten Schmerztypen unabhängig analgetisch wirken. Dadurch kann die Dosis und Toxizität der Opioide reduziert werden. Benzodiazepine (z. B. Diazepam) verstärken die atemdepressive Wirkung von Opiaten und sind nur schwach analgetisch wirksam. Unter der Therapie mit Opioiden sind prophylaktische antiemetische und laxative Maßnahmen essenziell.