In den letzten Jahren hat sich ein eindeutiger Trend hin zur individualisierten Behandlung von Patientinnen mit einem Mammakarzinom gezeigt. Den Anfang der zielgerichteten Therapien machte Sir Virgil Craig Jordan, ein britischer Pharmakologe, als er 1978 erstmals Tamoxifen als Blockade des Östrogenrezeptor einsetzte. Mittlerweile können mittels molekularpahologischen Untersuchungsmethoden viele verschiedene Targets im Tumor bestimmt werden.
Immuncheckpoint-Inhibitoren beim triplenegativen Mammakarzinom: Ein vielversprechendes Target ist der PD-1/PD-L1 Signaling Pathway, wo neuerdings Immuncheckpointinhibitoren beim triple negativen Mammakarzinom eingesetzt werden können. In der IMpassion-130-Studie von P. Schmid et al. (NEJM 2018; 379: 2108–2121) konnte bei metastasierten triplenegativen Mammakarzinompatientinnen mit einem PD-L1-positiven Tumor durch die Hinzugabe von Atezolizumab, eines Checkpointinhibitors, zur Chemotherapie ein 10-monatiger Überlebensvorteil gezeigt werden.
Der Einsatz von PARP-Inhibitoren ist eine weitere innovative Therapiestrategie bei Brustkrebs. Als Target dient hierbei das BRCA-Gen. Eine von 6 triplenegativen Brustkrebspatientinnen weist eine BRCA-Keimbahnmutation auf. Gerade diese Tumoren mit ihrer Genominstabilität sprechen hervorragend auf eine PARP-Inhibitor-Therapie an. Mittlerweile haben zwei Wirkstoffe, Olaparib in der OlympiaD-Studie und Talazoparib in der EMBRACA-Studie, eine Verbesserung des progressionsfreien Überlebens gezeigt und die Zulassung zur Behandlung des fortgeschrittenen Mammakarzinoms erhalten.
Innovationen in der operativen Therapie: Aber nicht nur in der medikamentösen Tumortherapie zeigen sich innovative Ansätze. Auch in der operativen Therapie gibt es Fortschritte. Durch die Entwicklung verschiedenster biologischer und synthetischer Netze haben Patientinnen nun die Möglichkeit, bei Notwendigkeit einer Brustdrüsenentfernung eine prä- oder retropektorale Sofortrekonstruktion mit Implantaten in Anspruch zu nehmen. Auch in der Axillachirurgie konnte gezeigt werden, dass die systemische Therapie in Kombination mit postoperativer Bestrahlung das Risiko eines Lokalrezidivs in der Axilla soweit minimieren kann, dass eine komplette axilliäre Dissektion nur mehr in Ausnahmefällen notwendig ist.
Take-home Message: Aufgrund der Identifikation neuer Targets beim Mammakarzinom stehen heutzutage verschiedenste zielgerichtet Therapien wie z. B. Immunchheckpoint-Innhibitoren und PARP-Inhibitoren mit guten Erfolgen zur Verfügung.