Populationsbasierte Screening-Methoden erwiesen sich als ineffektiv, neue Ansätze für eine frühzeitige Diagnose und Prävention, die die molekulare Genomik nutzen, sind (noch) in Entwicklung.
Ein besonders hohes Risiko, an OC zu erkranken, haben Frauen mit Mutationen in den Tumorsuppressorgenen BRCA1 und BRCA2. So haben Trägerinnen der BRCA1-Mutation bis zum 69. Lj. ein kumulatives Erkrankungsrisiko von knapp 40 %. Bei BRCA2-Mutationsträgerinnen beträgt das kumulative Risiko 11–22 %. Im Gesamtkollektiv werden bei ca. 20 % BRCA1/2-Mutationen gefunden. Bislang gibt es keine validen Prädiktoren (Familienanamnese, Histologie, Alter der Patientin) für das Vorliegen von BRCA-Mutationen.
Nur bei Testung jeder Patientin mit Eierstockkrebs, unabhängig von der Familienanamnese, ist eine Identifikation genetisch belasteter Familien möglich.
SOLO-1-Studie zur Front-Line-Erhaltungstherapie mit dem PARP-Inhibitor Olaparib bei BRCA-mutierten Patientinnen: Bahnbrechende Erkenntnisse liefert zu dieser Thematik die SOLO-1-Studie (Moore K et al., NEJM 2018): Der PARP-Inhibitor Olaparib definiert bei BRCA-mutierten Patientinnen den neuen Standard in der Front-Line-Erhaltungstherapie.
Nach Operation und adjuvanter platinhaltiger Chemotherapie wird nach partiellem oder komplettem Ansprechen Olaparib p. o. über einen Zeitraum von 2 Jahren als Erhaltungstherapie verabreicht. Das mediane PFS lag in der Kontrollgruppe bei 13,8 Mo. und war in der Olaparib-Gruppe nach 48 Mo. noch nicht erreicht (HR 0,30; 95%-KI 0,23–0,41). Das 3-Jahres-PFS lag in der Placebogruppe bei 26,9 Mo. und in der Olaparib-Gruppe bei 60,4! Die Nebenwirkungen zeigen die typ. Merkmale bei PARP-Inhibitoren und führten zu einer vertretbaren Zahl an Therapiemodifikationen – bzw. einer geringen Anzahl an Therapieabbrüchen. Diese Studienergebnisse führten zur FDA-Zulassung von Olaparib als Erhaltungstherapie in der First-Line bei BRCA-mutiertem Ovarialkarzinom. Die Zulassung durch die EMA wird für das 2. od.3. Quartal 2019 erwartet.
Diese Studie zeigt, dass die frühzeitige Kenntnis des BRCA-Status (aus somatischer und/oder Keimbahntestung erhoben) therapieentscheidend ist.
Aufgrund der aktuellen Datenlage aus der SOLO-1-Studie empfiehlt die AGO den in der Abbildung dargestellten Therapiealgorithmus (Stand März 2019).
Zusammenfassend kann gesagt werden:
Offene Fragen:
Operativer Therapieplan: Die Wahl zwischen primärem Tumordebulking (PDS) gefolgt von adjuvanter Chemotherapie oder neoadjuvanter Chemotherapie (NACT) und Intervall-Debulking (IDS) wird immer noch kontroversiell diskutiert. Bisher haben zwei randomisierte klinische Studien die Therapieansätze verglichen, müssen jedoch wegen der geringen Rate an R0-resezierten Patientinnen kritisiert werden. Die Ergebnisse aus der TRUST-Studie (NCT02828618) – diese randomisiert NACT vs. PDS bei fortgeschrittenem EOC in selektierten Zentren mit ≥ 50 % R0-Raten – sollen in wenigen Jahren diese Fragestellung endgültig beantworten.
Die Frage, wie Patientinnen vorselektiert werden sollen (z. B. mit validierter Bildgebung oder laparoskopischem Scoringsystem und Algorithmen zur Vorhersage der Operabilität), ist ebenfalls (noch) nicht endgültig beantwortet und Grund intensiver Forschung.
Unbestritten ist mittlerweile die Bedeutung der operativen Qualität der Primär-Operation (R0-Resektion). Eine komplette Tumorresektion ist der wichtigste Prädiktor für das Gesamtüberleben!
FAZIT: Mit den PARP-Inhibitoren steht eine hoch wirksame neue Substanzklasse als therapeutische Optionen zur Verfügung. Bisher nicht gekanntes Langzeitansprechen gibt berechtigt Hoffnung auf ein deutlich verlängertes Gesamtüberleben bei akzeptabler Toxizität.