Ziel von Universitäts-Rankings ist es, durch qualitative und quantitative Evaluierung von spezifischen Indikatoren fundierte Informationen über die akademische Qualifikation einer Universität zu liefern. Allerdings, die jeweils verwendeten Indikatoren und die Methoden der Evaluierung unterscheiden sich von Ranking-Organisation zu Ranking-Organisation.
Das THE-Ranking ist ja nur eine der Organisationen, die ein weltweites Universitäts-Ranking anbietet. Weitere wichtige Institutionen sind das QS (Quacquarelli Symonds) University Ranking, das Center of World University Ranking (CWUR) und das Akademische Ranking der Welt Universitäten (ARWU).
Für die Erstellung des THE World University Ranking werden insgesamt 18 Kriterien berücksichtigt; so einerseits die Befragung von Universitätsangehörigen bzw. Absolventen und andererseits sind es „Eckdaten“, wie z. B. die Zahl der Zitierungen von Artikeln in Fachzeitschriften, der wirtschaftliche Output, die personelle Ausstattung (Personal/Studenten) und die Gesamtressourcen oder auch Links zur Geschäftswelt (Karriere der Absolventen), die in die Bewertung eingehen. Die Ergebnisse der Evaluierung werden jährlich in einem Magazin, das von der angesehenen Zeitung „The Times“ editiert wird, veröffentlicht (Tab. 1).
Das QS World University Ranking vergleicht Universitäten auf Basis von 8 Indikatoren, diese werden von insgesamt 150 Mitarbeitern in Büros weltweit erhoben; insbesondere in den USA und Kanada gilt es als das einflussreichste aller Rankings.
Schwerpunkte der Evaluierung sind neben Forschungsleistungen vor allem hochrangig positionierte Publikationen und Nobelpreise. Insgesamt werden im QS World University Ranking 1.000 Universitäten aus 85 Ländern gelistet (Tab. 2).
Das Center of World University Rankings (CWUR), das seine Zentrale in den Vereinigten Arabischen Emiraten hat, verwendet 7 Indikatoren für die Erstellung der Rangordnung, wobei schwerpunktlich die Qualität der Lehre und des wissenschaftlichen Outputs bewertet werden; besonderer Stellenwert kommt weiters dem beruflichen Werdegang der Alumni zu. Das CWUR-Ranking umfasst 1.000 von 18.000 Universitäten weltweit (Tab. 3).
Das sog. Akademische Ranking der Weltuniversitäten (ARWU), bekannt auch als Shanghai Ranking, wurde erstmals im Jahre 2003 veröffentlicht; es ist aufgrund der angewandten Methodik ebenfalls ein sehr angesehenes Ranking. Die spezifischen Indikatoren umfassen u. a. die Zahl der Alumni und Mitarbeiter, denen Nobelpreise verliehen bzw. sonstige Ehrungen zuteil wurden, weiters die Zahl der Artikel in „Nature“ und „Science“ und die Pro-Kopf-Leistung der Universität; der Fokus dieses Rankings liegt schwerpunktlich auf Forschungsleistungen. Mehr als 1.200 Universitäten werden jährlich von ARWU gerankt und die Top 500 veröffentlicht (Tab. 4).
Das Shanghai Ranking bewertet neben dem Subject Field Ranking der Medizinischen Universitäten noch zusätzliche medizinische Sub-Disziplinen wie z. B. Medical Technology bzw. Pharmacy and Pharamceutical Sciences. In diesen Bereichen belegt die MedUni Wien weltweit die Plätze 25 bzw. 33.
Zur Erstellung der einzelnen Rankings werden also unterschiedliche Kriterien herangezogen, die Ergebnisse sind, entsprechend, auch unterschiedlich zu bewerten. Die Komplexität der Evaluierung zeigt, wie schwierig bzw. unmöglich es ist, Universitäten und deren Leistungen objektiv zu vergleichen. Für die 4 oben zitierten Universitäts-Rankings lässt sich allerdings feststellen, dass die ersten 10 Ranking-Positionen, gleichgültig welcher Zugang zur Beurteilung gewählt wurde, US-amerikanische und britische Universitäten (Cambridge/Oxford) belegen. Beste Uni außerhalb den USA und Großbritannien ist in jedem dieser Rankings die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich, die jeweils eine Position zwischen 10 und 20 einnimmt. Bestgereihte deutschsprachige Universitäten sind die LMU München und die Universität Heidelberg, die im THE-Ranking zwischen dem 34. und 45. Platz angesiedelt sind. Tatsächlich ist das THE-Ranking eher auf europäische Verhältnisse zugeschnitten, an der 1. Stelle liegt hier die Universität Oxford, gefolgt von der Universität Cambridge; in den anderen Rankings sind die Universitäten Harvard, Stanford, das Massachusetts Institute of Technology (MIT) oder das California Institute of Technology (Caltech) bestgereiht. Im Großen und Ganzen decken sich die Listen der 10 weltweit „besten“ Universitäten in diesen 4 Rankings.
Sehr geehrte Frau Kollegin, sehr geehrter Herr Kollege,
Rankings sind zweifellos in allen Bereichen unseres Lebens Ausdruck eines globalen Bedürfnisses, wobei vor allem Universitäts-Rankings in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen haben. Da die Ranking-Resultate allerdings von der unterschiedlichen Auswahl und Gewichtung der verwendeten Kriterien abhängen, ist es nachvollziehbar, dass beim Ranking durch US-Institutionen US-Universitäten die ersten Plätze einnehmen, im Ranking eines europäischen Magazins (THE) hingegen europäische Universitäten. Auffällig ist weiters, dass in den letzten Jahren asiatische Unis zunehmend besser beurteilt wurden, was nicht zuletzt auch auf hohe finanzielle Mittel zurückzuführen ist. Im Übrigen haben die besten türkischen Universitäten bereits die österreichischen überholt.
In diesem Kontext stellt sich zwangsläufig die Frage nach dem Nutzen dieser aufwändigen Universitäts-Rankings: Sie sind zwar geeignet, mehr Transparenz in Bezug auf die Vergleichbarkeit von Universitäten im nationalen und internationalen Wettbewerb zu schaffen, es steht allerdings ebenso fest, dass sie diese Aufgabe nur zum Teil erfüllen: So ermöglichen sie zwar eine gewisse Orientierung, die „Wirklichkeit“ wird allerdings reichlich verkürzt abgebildet. Da Rankings aber nicht nur Entscheidungen von Studierenden, von Professoren und von Universitätsleitungen beeinflussen, sondern ihnen auch wissenschaftspolitisch eine wichtige Steuerungsfunktion zukommt, ist ein besonders sorgsamer Umgang mit den Ergebnissen von Rankings zu fordern. Dieser betrifft nicht zuletzt auch die Problematik der interessenbestimmten Interpretation von Daten bzw. die Gefahr, dass durch Drittmittel spezielle Forschungsschwerpunkte gesteuert werden, die in erster Linie den Geldgebern dienen; letzteres gilt im Besonderen für US-Universitäten. Bei Verwendung von Universitäts-Rankings als Benchmark, d. h. um fachliche, vor allem aber auch politische Entscheidungen im Universitätsbetrieb zu legitimieren, ist deshalb das Wissen um die dem jeweiligen Ranking zugrunde liegenden Umstände, also um die Auswahl der spezifischen Kriterien und um deren qualitative und quantitative Bewertung, sowie um eventuelle Interessenkonstellationen ebenso von Bedeutung wie die Berück-sichtigung „lokaler Gegebenheiten“.