Univ.-Prof. Dr. Alain G. Zeimet: Die AGO-Tagung erfreut sich durch ihre hochqualitativen Inhalte über eine stets steigende Beliebtheit. Letztes Jahr konnten wir weit über 400 Teilnehmer in Salzburg, wo die Tagung zum 8. Mal en suite stattfindet, begrüßen. Es ist hervorzuheben, dass diese Tagung die einzige in Österreich ist, bei der gynäkoonkologische Fortbildung in geballter Form geboten wird und die Teilnehmer über die neuesten Erkenntnisse auf dem Gebiet der gynäkologischen Onkologie umfassend und wenn immer möglich aus erster Hand informiert werden. Auch dieses Jahr ist es uns wieder gelungen, eine Reihe ausländischer Referenten zu ganz aktuellen Themen einzuladen.
Wir haben 2002 begonnen, das onkologische Pflegepersonal in die AGO-Tagung aktiv zu integrieren und hatten damals festgestellt, dass es wenig gute Angebote zur Fortbildung in der onkologischen und insbesondere der gynäkoonkologischen Pflege gab. In der österreichischen AGO war jedoch seit jeher das Bewusstsein vorhanden, dass nur eine sehr enge Partnerschaft und Kooperation zwischen Pflegepersonal und Ärzteschaft dem Wohl der onkologischen Patientin dienlich sein kann. Was lag da näher, auch dafür Sorge zu tragen, dass die onkologischen Pflegepersonen durch eine umfassende und regelmäßige Fortbildung den alltäglichen pflegerischen, aber auch menschlichen Forderungen mehr als gewachsen sind. Durch den zunehmenden direkten Aufwand in der Pflege und die Vielseitigkeit der neuen Onko-Therapien sind solche Fortbildungsveranstaltungen absolut unerlässlich. Das zeigt der jährlich steigende Zulauf aus dem In-, aber auch aus dem Ausland. Aber der beste Beweis, dass dieses jährliche Fortbildungsseminar für Pflegepersonen ein wahre Erfolgsgeschichte darstellt, ist der Umstand, dass das AGO-Konzept durch andere Fachgesellschaften imitiert wird. Als Dank für die Mitbegründung und die langjährige Organisation dieses Seminars ist es der österreichischen AGO ein sehr großes Anliegen, im Rahmen der diesjährigen Tagung DGuKS Annemarie Frank für ihr unermüdliches Engagement die AGO-Ehrenurkunde zu verleihen.
Maßnahmen zur Prävention, eine verlässliche Früherkennung und eine hocheffiziente Therapie der Frühformen gynäkologischer und senologischer Malignome sind noch immer die Eckpfeiler in der Onkologie, um bösartige Tumoren zu vermeiden, aber auch heilen zu können. Jede ernstzunehmende wissenschaftliche Gesellschaft muss diese Maßnahmen immer im Blickfeld behalten, um Leid zu vermeiden oder aber erfolgreich zu behandeln. Daher ist es uns dieses Jahr ein Anliegen, besonders auf diesen Gebieten fort- und weiterzubilden und mit den Teilnehmern neue Erkenntnisse zu diskutieren. Das Zervixkarzinom-Screening der Zukunft wird neben der Zurücknahme der Radikalität beim frühen Zervixkarzinom Thema sein. Es werden die neuesten Daten zum Krebsgenom beim Endometriumkarzinom aus der Mayo-Klinik und die neuesten Ansätze für ein effizientes Ovarialkarzinom-Screening vorgestellt. Bei der erblichen Brustkrebsprädisposition wird über endokrine und chirurgische Prävention diskutiert werden.
Beim diesjährigen Wertheim-Preisträger Bradley Monk handelt es sich, was die derzeitige Studienlandschaft angeht, zweifelsohne um den aktivsten amerikanischen Gynäko-Onkologen und seine neuen Erkenntnisse zur anti-angiogenetischen Therapie beim Zervixkarzinom werden mit Spannung erwartet.
Es ist nahezu skandalös, dass die Durchimpfungsrate hier in Österreich bei knapp 5 % liegt, damit stellt eines der reichsten Länder der Welt das absolute europäische Schlusslicht dar. Die AGO hat zusammen mit ihrer Muttergesellschaft, der OEGGG, im letzten Jahr eine Kampagne initiiert, um diesen Umstand so rasch wie möglich zu ändern. Als Zeichen in diese Richtung hat die AGO den letztjährigen Wertheim-Preis an niemand Geringeren als den Nobelpreisträger in Medizin von 2008, Prof. Harald zur Hausen, der als erster die HP-Viren als ätiologisches Agens des Zervixkarzinoms erkannt hat, verliehen. Die von den Gynäkologen gesetzten Aktivitäten waren entscheidend an einem dezenten Umdenken in den Reihen der politisch Verantwortlichen beteiligt. Wenigstens wird heute über ein von der öffentlichen Hand bezahltes Impfprogramm für Buben und Mädchen laut nachgedacht. Um der Politik noch die letzten Impulse zu verleihen, wurde auf Initiative der OEGGG und AGO ein interdisziplinäres Konsortium mit allen Fachrichtungen, die bösartige HPV-bedingte Tumoren behandeln, gegründet. Zusätzlich plant die AGO eine weitere Kampagne mit dem Namen „Impfpflicht“, welche gezielt die junge österreichische Bevölkerung bezüglich HPV-Impfung aufklären wird.