Mit dem diesjährigen Preisträger wird jener Mann ausgezeichnet, der erstmals den Zusammenhang zwischen dem HPV-Virus und dem Zervixkarzinom herstellte. Er wurde im Jahr 2008 für seine Forschungen mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet und war maßgeblich an der Entwicklung der HPV-Impfung beteiligt. Durch sein wissenschaftliches Oeuvre werden in Zukunft viel weniger Wertheim- Operationen nötig sein, im besten Fall wird sie sogar obsolet. Voraussetzung ist, dass die Impfung breit eingesetzt und auf weitere Virustypen ausgedehnt wird. GYN-AKTIV bat Professor zur Hausen um ein Kurzinterview.
GYN-AKTIV: Herr Professor zur Hausen, sind Viren als Krebsverursacher auch bei anderen gynäkologischen malignomen als dem Zervixkarzinom denkbar. selbst bei Brustkrebs gibt es ja Befürworter einer viralen Genese?
Professor Harald zur Hausen: Viren sind zweifellos auch bei anderen gynäkologischen Malignomen als Krebsverursacher denkbar. Allerdings gibt es derzeit keine Beweise dafür.
Wird die Virologie in Zukunft auch bei chronischen erkrankungen mit nach wie vor ungeklärter ursache wie multipler sklerose mitreden, von manchen wird zu diesen eine virale Genese diskutiert. Gibt es hier seriöse Anhaltspunkte – sie selbst haben ja auch das epstein- Barr-Virus beforscht?
Bei der multiplen Sklerose wird seit langem eine mögliche Virusätiologie diskutiert. Es liegen auch einige Befunde vor, die darauf deuten könnten, dass Epstein- Barr-Viren oder auch das humane Herpes-Virus Typ 6 hier eine bestimmte Rolle spielen könnten. Von uns ist gegenwärtig eine Arbeit in Druck, die zeigt, dass zumindest Epstein- Barr-Viren auch noch eine andere Virusinfektion fördern, nämlich die sogenannten TT-Viren. Da TT-Virussequenzen auch bei multiplen Sklerosen nachgewiesen werden, verdient dieser Punkt Interesse und bedarf einer weiteren Bearbeitung. Gegenwärtig gibt es aber keine klaren Hinweise, dass solche Viren an dem Geschehen der multiplen Sklerose unmittelbar beteiligt sind.
Welche Rolle sollte der HPV-Testung im rahmen der Zervixkarzinomfrüherkennung zukommen? soll für HpVGeimpfte das pap-screening-schema adaptiert werden? Da gegenwärtig nur 70–80 % der Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses durch die Impfung verhindert werden, empfiehlt es sich, weiterhin das Pap-Screening durchzuführen. Es wird allerdings zunehmend die HPV-Testung als ein Test eingeführt, der offenkundig eine noch bessere Vorhersage des Risikos erlaubt. Hier liegen erste Daten vor allem aus den Niederlanden vor.
Vielen Dank für das Gespräch.