Wissenswertes zur Facharztprüfung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Die Facharztprüfung „Frauenheilkunde und Geburtshilfe“ der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) ist für alle AssistenzärztInnen eine wichtige Hürde, auf die sich jeder/jede angemessen vorbereiten möchte. Ich selbst habe die Prüfung 2019 erfolgreich absolviert und versuche euch daher im Folgenden einige Tipps für eine stressfreie Vorbereitung zu geben.

Anmeldung und Voraussetzungen

Im Allgemeinen handelt es sich bei unserer Facharztprüfung um einen elektronischen Multiple-Choice-Test mit 120 Fragen. Zu jeder Frage gibt es 5 Antwortmöglichkeiten, wobei immer nur 1 Antwort richtig ist. Es stehen 3,5 Stunden zur Beantwortung der Fragen zur Verfügung. Ich empfand die Zeit mehr als ausreichend.
Die Prüfung findet typischerweise einmal pro Jahr (meistens) in Wien statt. Die nächste Möglichkeit, sie zu absolvieren, besteht am 17. 4. 2020. Voraussetzung für die Zulassung zur Prüfung ist der Nachweis von 44 anrechenbaren Ausbildungsmonaten. Diese müssen zum Anmeldeschluss, welcher 3 Monate vor dem Prüfungstermin ist, erreicht sein. Die Anmeldung erfolgt über die zuständige Landesärztekammer. Die Formulare dafür finden sich auf der Website der Akademie der Ärzte. Die derzeitige Prüfungsgebühr beträgt € 1.150 pro Antritt. In den Bundesländern Wien und Burgenland wird einmalig ein Teil von der Ärztekammer rückerstattet. Bitte fragt bei der Anmeldung der Prüfung bei eurer zuständigen Ärztekammer nach!

Prüfungsvorbereitung

Für eine optimale Prüfungsvorbereitung sollte zu Beginn die bereits oben genannte Website der Akademie der Ärzte, aufgesucht und durchgestöbert werden. Auf dieser finden sich viele wichtige Informationen, wie zum Beispiel der „Blueprint“. Es handelt sich hierbei um einen Themenkatalog, der von der zuständigen wissenschaftlichen Gesellschaft erarbeitet wurde und als Grundplan für die Zusammenstellung jeder Facharztprüfung verwendet wird. Der „Blueprint“ gibt daher eine gute Übersicht, welche Themen prüfungsrelevant sind. Auch wird eine Liste mit empfohlenen Lehrbüchern, wissenschaftlichen Publikationen und anderen Lernunterlagen auf der Website angeführt. Ein Themenbereich, der für mich in diesen Büchern unterrepräsen tiert oder zu schwierig zu verstehen war, stellte die Endokrinologie dar. Hierfür griff ich auf das Buch ,,Gynäkologische Endokrinologie: Ein Handbuch für die Praxis“ von Michael Ludwig zurück.

Austausch mit KollegInnen: Eine gute Idee ist es, sich mit mehreren AssistentInnen mit der Absprache zusammenzuschließen, dass jeder/jede einen Teil der Themen des „Blueprints“ mit Hilfe der Lehrbücher zusammenfasst. Die geschlossene Facebook-Gruppe der Jungen Gyn bietet sich diesbezüglich zum Austausch an. Des Weiteren eignen sich die Module der OEGGG Akademie (www.oeggg.at), um andere LeidensgenossInnen, welche ebenfalls planen, zur Facharztprüfung anzutreten, kennenzulernen.

Bei der OEGGG Akademie handelt es sich um verschiedene mehrtägige Seminarblöcke, welche speziell darauf ausgerichtet sind, auf die Facharztprüfung vorzubereiten. Jedes Seminar bzw. Modul hat spezielle Themenbereiche des „Blueprints“ als Inhalt. Die Module umfassen die folgenden: generelle Konzepte, Geburtshilfe, benigne Erkrankungen/Urogynäkologie/Gynäkologie der alternden Frau, perioperatives Management/Notfälle/Onkologie Beckenmalignome, Senologie, Pränataldiagnostik/Infektiologie/Psychosomatik, Endokrinologie & Reproduktionsmedizin und Onkologie Refresher intensiv. Die Vortragenden stellen Spezialisten auf ihrem Fachgebiet dar, die versuchen, das Lehrwissen prüfungsrelevant aufzubereiten. Besonders hilfreich gestaltet sich die Tatsache, dass in den Seminaren immer auf die derzeit aktuellen und prüfungsrelevanten Leitlinien eingegangen wird.

Des Weiteren sind einige Beispielfragen auf der Website www.arztakademie.at angeführt. Es empfiehlt sich, diese durchzuarbeiten, um eine ungefähre Vorstellung zu bekommen, wie die Fragen aufgebaut sein können.
Besonders für Prüflinge nichtdeutscher Muttersprache würde ich das Lesen der Beispielfragen anraten: Es muss sehr genau auf die Formulierung geachtet werden, damit unwichtige Angaben einen nicht auf die falsche Fährte führen. Ein offizieller Fragenpool existiert nicht.
Es gibt Bücher mit Fragenbeispielen aus anderen Ländern, die einen zusätzlich bei der Vorbereitung helfen können: zum Beispiel das Buch ,,Facharztprüfung Gynäkologie und Geburtshilfe: 1234 kommentierte Prüfungsfragen“ von Christoph Keck et al.

Für Fragen, bei denen Details auf Bildern erkannt werden müssen, gibt es jedoch so gut wie keine Möglichkeit zur Vorbereitung. Die Bilder, die kamen, waren aber meistens sehr eindeutig, und es sind solche, die einem aus der Praxis geläufig sind. Ich kann euch diesbezüglich nur empfehlen: Googelt einmal quer durchs Fachgebiet, druckt Bilder aus, nehmt sie bei der OEGGG Akademie mit, setzt euch zusammen und fragt euch gegenseitig anhand der Bilder ab.
Ich selbst begann – abgesehen von der OEGGG Akademie – 3–4 Monate vor der Prüfung zu lernen, und hatte in dieser Zeit auch 3 Wochen Urlaub, den ich für eine besonders intensive Lernzeit genutzt habe.

Prüfungsmodus und -ablauf

Um die Vorbereitungsphase optimal abzurunden, empfiehlt es sich, das Demovideo „Facharztprüfung“, welches sich ebenfalls auf der Website der Akademie der Ärzte befindet, anzuschauen. In diesem wird der Prüfungsmodus und die Handhabung des Prüfungsprogramms erklärt. Dies hat mir geholfen, Sicherheit bezüglich des Prüfungsablaufs zu gewinnen.

Bei der Prüfung selbst werden Wasser und Traubenzucker bereitgestellt. Der Sitzplatz wird jedem Prüfling per Nummer bei der Registrierung zugeteilt. Jeder Laptop hat 2 Akkus und es können keine Daten verloren gehen, da jede Prüfung zu jeder Zeit auf einem Server gespeichert ist. Es sind auch einige Ersatzlaptops verfügbar. Das betreuende Personal war sehr entgegenkommend und bemüht, Sonderwünsche bedingt durch Erkältung, Schwangerschaft etc. zu berücksichtigen. Zu Beginn werden ein paar einleitende Worte gesprochen und dann startet die Prüfung. Die Toilette kann jederzeit und auch von mehreren Leuten gleichzeitig aufgesucht werden, wobei dort eine Aufsichtsperson steht.

Für mich hat sich folgende Strategie bewährt: Ich habe zuerst alle Fragen, die ich einfach beantworten konnte, erledigt und die anderen als unbeantwortet markiert. Dadurch ist ein guter Überblick gewährleistet, wie viele tatsächlich gewusst wurden, da mindestens 70 % richtig beantwortet werden müssen.

Kein Grund für Versagensängste

Die Drop-out-Rate ist relativ gering. In den letzten Jahren scheiterten pro Jahrgang ca. 2 Personen. Sollte es passieren, dass die Prüfung nicht bestanden wurde, sollte jedenfalls die Möglichkeit der Prüfungseinsicht in Anspruch genommen werden. Einerseits wird so ersichtlich, welche Fragen falsch beantwortet wurden, andererseits wird die richtige Antwort angeführt. Die Prüfung kann insgesamt 5-mal absolviert werden, wobei der letzte Antritt in Form einer mündlichen kommissionellen Prüfung abgehalten wird. Es ist empfehlenswert, zum erstmöglichen Zeitpunkt anzutreten, da sich dadurch noch ein zweiter Antritt während der Ausbildungszeit ausgeht, falls sich die Situation ergibt, die Prüfung beim ersten Mal nicht zu bestehen. Das Ergebnis wurde uns per Post ca. 3 Wochen nach der Prüfung zu gesandt. Dabei erfolgt die Bewertung mit „bestanden“ oder „nicht bestanden“.

Ich wünsche euch allen viel Glück!