Zusammenhang von gastrointestinalen und vaginalen Laktobazillen

Die vaginale Besiedelung durch Laktobazillen erfolgt oft mit mehreren Typen gleichzeitig. Die Autoren sind sich nicht einig, was eine „Standard-Laktobazillenflora“ ist, und weisen auf mögliche geografische Variationen innerhalb der normalen Laktobazillen-Scheidenflora hin. Daten einer eigenen Studie, zeigen dass, L. crispatus, L. gasseri, L. jensenii und L. rhamnosus die Spezies sind, welche in unserer, mitteleuropäischen weiblichen Population am häufigsten vorkommen (Kiss et al., 2008).

Einfluss von Laktobazillen auf den Darm und Auswirkung auf die Scheide: Die Laktobazillen besiedeln unseren Gastrointestinaltrakt und beeinflussen dadurch die normale Darmflora. Laktobazillen haben während des Transits durch das Verdauungssystems die Eigenschaft zu überleben. Die Milchsäurebakterien müssen zur Adhäsion an menschliche Darmepithelzellen imstande sein. Sie fördern die Verdauung, bauen unser Immunsystem auf, sind in der Lage, toxische Substanzen zu entgiften, helfen bei der Vitaminproduktion, insbesondere Vitamine der Gruppe B, und durch die Kolonisierung des Darmes schützen sie uns vor Infektionen. Die Laktobazillen fördern die Freisetzung von Bakteriozid bzw. bakteriostatisch wirkenden Substanzen, die das Wachstum zahlreicher Krankheitserreger unterdrücken. Es ist bekannt, dass die orale Gabe von Laktobazillen einen nützlichen Effekt auf den Darm aufweist. Seit langem wird auch ein Zusammenhang zwischen dem Verdauungstrakt und der Vaginalflora vermutet. Der Einfluss auf die Scheide erfolgt durch eine direkte Kolonisation der Keime oder durch eine antiinfektive und antientzündliche Wirkung. Der Übergang der Laktobazillen vom Darm in der Scheide ereignet sich über das Perineum. Der Zusammenhang zwischen einer normalen bakteriellen Flora der Scheide und der Besiedelung des Darmes ist noch nicht ausreichend geklärt. In letzter Zeit mehren sich Hinweise, dass der Darm als mögliches Reservoir für Laktobazillen dient, welche durch eine vaginale Kolonisation die normale vaginale Flora positiv beeinflussen. Daten einer eigenen Studie zeigen eine Übereinstimmung der rektalen und vaginalen Laktobazillen-Flora bis zu 80 % (Petricevic, 2012). Antonio und Koautoren publizierten, dass die Kolonisation des Rektums mit Laktobazillen das Risiko einer bakteriellen Vaginose signifikant reduziert und die normale Scheidenflora positiv beeinflusst (Antonio, 2005). Weiters berichteten Ried und Morelli, dass oral aufgenommene Laktobazillen nach der Darmpassage vaginal nachweisbar waren (Ried, 2003; Morelli, 2004). Ried und Mitarbeiter konnten in ihrer Studie an gesunden Frauen nachweisen, dass sich L. rhamnosus und L. fermentum nach oraler Einnahme vaginal ansiedeln und vermehren können (Ried, 2003). Die positiven Eigenschaften der Laktobazillen sollten nicht nur auf den Darm begrenzt betrachtet, sondern auch auf den vaginalen Bereich ausgeweitet werden.

Zur Verbesserung der Scheidenflora können wir zwei Konzepte vorstellen. Einerseits ein altbekanntes Konzept: die Verwendung von Vaginalkapseln mit Laktobazillen zur Wiederherstellung der normalen Vaginalflora (Ozkinhy, 2005; Petricevic, 2008). Andererseits ein neues Konzept: orale Laktobazillen als probiotische Anwendung zur Wiederherstellung der normalen Scheidenflora (Ried, 2003; Petricevic, 2008).

Fazit: Laktobazillen besiedeln jeden Abschnitt unseres Verdauungs- und Urogenitalsystems. Sie beeinflussen unsere Verdauung positiv, bauen unser Immunsystem auf und schützten uns vor möglichen Infektionen. Der Darm dient als mögliches Reservoir für Laktobazillen, welche eine normale vaginale Flora aufbauen. Zusammenfassend kann man von einem rektogenitalen Zusammenhang und Einfluss der Laktobazillen sprechen. Folglich bedeutet eine gesunde Darmflora auch eine gesunde Scheidenflora.

 


 

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