Es galt in den Anfängen der Pandemie als Therapiehoffnung, sorgte aber auch für Debatten: Hydroxychloroquin. Jetzt zeigt sich, dass es für tausende Todesfälle verantwortlich sein könnte.
Während der ersten Corona-Welle im Jahr 2020 wurde das Malaria- und Rheumamittel Hydroxychloroquin (HCQ) off-label verwendet, obwohl es keine Beweise für den klinischen Nutzen gab. Das sorgte in medizinischen Kreisen und auch in der Politik für heftige Debatten. Der damalige US-Präsident Donald Trump hatte das Medikament vorschnell im Mai 2020 empfohlen, als „Game Changer“ in der Pandemie bezeichnet und nahm es prophylaktisch selbst ein. Die Folge waren sogar globale Lieferengpässe – sehr zum Leidwesen von Patient:innen mit Autoimmunerkrankungen, die auf Hydroxychloroquin angewiesen sind. Bereits im November 2020 zeigte die RECOVERY-Studie, dass die kardiale Mortalität und die Gesamtmortalität unter HCQ-Behandlung stiegen. In der Folge zeigte dann eine Metaanalyse randomisierter Studien, dass die Verwendung von HCQ mit einem Anstieg der Sterblichkeitsrate um 11 % verbunden war.
Nun hat eine weitere Metaanalyse versucht, die HCQ-bedingten Todesfälle weltweit zu schätzen. „Wir haben die weltweite Krankenhaussterblichkeit, die auf die Verwendung von HCQ zurückzuführen ist, geschätzt, indem wir die Sterblichkeitsrate, die HCQ-Exposition, die Anzahl der Krankenhauspatienten und das erhöhte relative Sterberisiko durch HCQ kombiniert haben. Die Sterblichkeitsrate bei Krankenhauspatienten für jedes Land wurde anhand der gepoolten Prävalenz berechnet, die durch eine Metaanalyse veröffentlichter Kohorten geschätzt wurde“, schreiben die Autor:innen. Die HCQ-Exposition wurde anhand mittlerer und extremer Schätzungen aus derselben systematischen Überprüfung geschätzt. Die Anzahl der hospitalisierten Patient:innen während der ersten Welle wurde aus speziellen Datenbanken extrahiert. Die systematische Überprüfung umfasste 44 Kohortenstudien (Belgien: k = 1, Frankreich: k = 2, Italien: k = 12, Spanien: k = 6, Türkei: k = 3, USA: k = 20). Die HCQ-Verschreibungsraten schwankten von Land zu Land stark (zwischen 16 und 84 %). Fazit: es traten 16.990 HCQ-bedingte Todesfälle im Krankenhaus auf. (red)
Service: Publikation