ÖGAM reagiert auf den hohen Informationsbedarf in der Primärversorgung

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Mit zunehmender Ausbreitung der Epidemie geraten nun auch immer mehr Praxen in Quarantäne, was sowohl Ärzte und Ärztinnen als auch MitarbeiterInnen betrifft. Dies kann, wenn die Entwicklung so weitergeht, die Gefährdung der gesamten Versorgung bedeuten. Zudem sind primärversorgende Praxen potenzielle Multiplikationsräume.

Als erste Maßnahmen empfehlen wir daher:

  • Trennung vulnerabler Gruppen (alte, vor allem gebrechliche Patienten, chronisch Kranke, Multimorbide, Menschen unter Immunsuppression) von allen (!) Patienten mit Infektionskrankheiten:
  • Telefonische Anmeldung und Einrichtung einer „Infektionssprechstunde“ zu Randzeiten
    • Mögliches Tool für eine strukturierte Erhebung am Telefon ist der MFA-Triagebogen der DEGAM.
    • Praxen ohne Terminsystem: telefonisches Aussortieren von Infektfällen und Verweisen auf Infektionssprechstunde
    • alternativ eventuell getrennte Anmelde- und Wartebereiche
  • Reduzieren der Kontakthäufigkeit
    • Dauermedikamente: nach Abwägung der individuellen Situation die erlaubte Höchstabgabemenge verordnen
    • Wo immer möglich: Telefonsprechstunden (zum Beispiel Befundbesprechung) – nicht in allen Bundesländern kassenseitig
    • Kontrollen und Monitoring: Häufigkeit kritisch gegen das Risiko abwägen
  • Reduzieren von Kontaktflächen
    • Eine möglichst geringe Zahl von Mitarbeitern tritt mit den Infektionspatienten in Kontakt (unterschiedliche Verrichtungen werden von derselben Mitarbeiterin/vom selben Arzt vorgenommen)
    • Bei mehreren Ärzten in einer Ordination: eventuell Kontakt mit Infektpatienten durch einen „abgestellten“ Kollegen – damit geraten im Anlassfall nicht alle in Quarantäne.

Alle diese Maßnahmen schützen die vulnerablen Gruppen in unseren Ordinationen genauso wie uns selbst.

Zu einer reibungslosen Umsetzung können einige legistische und bürokratisch/technische Veränderungen notwendig beziehungsweise sinnvoll sein (kontaktlose Krankschreibung, Telefon- oder Videosprechstunde, höhere Abgabemengen für Dauermedikamente und andere)

Die ÖGAM befindet sich in engem Austausch mit der DEGAM und weiteren Experten, wir werden versuchen, euch möglichst zeitnahe Updates beziehungsweise Tools zur Verfügung zu stellen, um gemeinsam an der Versorgungssicherheit für Österreich mitzuwirken.
Bis zur Bereitstellung der Toolbox empfehlen wir die pragmatischen Algorithmen der DEGAM (werden laufend aktualisiert) www.degam.de und die entsprechenden Seiten von Ärztekammern und Sozialministerium.

oegam.at/covid-19