Internationalen Registern zu Folge ist die Zahl der Patienten mit Cystischer Fibrose (CF), die an COVID-19 erkrankt sind, momentan relativ niedrig. Das zeigt sich ebenfalls in der Gruppe der lungentransplantierten Patienten. Virale Infektionen der Atemwege verlaufen bei Patienten mit CF generell schwerer als in der Gesamtpopulation. Daten der H1N1-Pandemie 2009 zeigen, dass sich eine Virusinfektion auf die Morbidität bei CF-Patienten auswirkt und war mit Atemnot, Sauerstoffpflichtigkeit und Mortalität assoziiert. CF-Patienten müssen jedenfalls aufgrund der Lungenbeteiligung als Hochrisikogruppe für einen möglicherweise schweren Verlauf einer COVID-19 Erkrankung klassifiziert werden.
Zusätzlich zur Einhaltung der Gesetze, Verordnungen und Empfehlungen zu Präventionsmaßnahmen, sollen CF-Patienten – beziehungsweise Familien von CF-Patienten – möglichst zu Hause bleiben und soziale wie berufliche Kontakte so weit wie möglich vermeiden. Insbesondere soll auf Handhygiene und Abstand zu nicht im Haushalt lebenden Personen geachtet werden. Daten aus Italien legen jedoch nahe, dass sich CF-Patienten, die an COVID-19 erkrankt sind, bei Familienmitgliedern und Personen aus dem engeren Umfeld infiziert haben. Einkäufe und Besorgungen von Medikamenten und Heilbehelfen wie Atemphysiotherapiehilfsmitteln sollen möglichst durch dritte Personen erfolgen. Vom Schulbesuch wird durch die Cystic Fibrosis Foundation abgeraten.
Derzeit sollen nicht notwendige Arztbesuche und Vorstellungen in Spitalsambulanzen und spezialisierten Zentren vermieden werden. Routinevorstellungen im Zuge des CF-Krankheitsmanagements sollen trotzdem durchgeführt werden. Behandler sollen gemeinsam mit den betroffenen Familien entscheiden, welche Maßnahmen verschoben werden können. Die individuelle Abklärung kann möglicherweise auch am Telefon anstelle einer persönlichen Vorstellung stattfinden. Die üblichen therapeutischen Maßnahmen wie Atemphysiotherapie, medikamentöse und Ernährungstherapie sollten besonders sorgfältig fortgesetzt werden. Hausbesuche durch medizinisches Fachpersonal bei CF-Patienten sind mit einem erhöhten Infektionsrisiko assoziiert und sollen vermieden werden.
Eine Vorstellung beim oder telefonische Kontaktaufnahme mit dem Arzt oder dem betreuenden Zentrum ist angezeigt, wenn die Körpertemperatur über 38° C steigt, oder Husten sowie Atemnot auftreten. In diesem Fall sollen fiebersenkende Medikamente und die übliche inhalative Medikation rasch zum Einsatz kommen. Das weitere Vorgehen sollen der behandelnde Arzt oder das Zentrum gemeinsam mit der betroffenen Familie besprechen.
Klinisch indizierte, stationäre i.v. Antibiotikatherapien sollten jedenfalls durchgeführt werden. Bei einer notwendigen stationären Behandlung einer SARS-CoV-2 Erkrankung wird in jedem Fall, neben der den Leitlinien der intensivmedizinischen Fachgesellschaften entsprechenden Behandlung, primär auch immer eine spezifische, dem jeweiligen Keimspektrum angepasste Antibiotikatherapie einzuleiten sein.
Derzeit kommt es bei der Versorgung mit Routinemedikamente, die beim CF-Management eingesetzt werden, zu keinen Versorgungsengpässen. Medikamente sollen für wenige Wochen auf Vorrat gehalten werden, im Interesse der Versorgung aller CF-Patienten soll von Hamsterkäufen Abstand genommen werden.
Literatur