Stellenwert von Xenobiotika in der Pathogenese der Neurodermitis

Blunder S, Koks S, Koks G, Reimann E, Hackl H, Gruber R, Moosbrugger-Martinz V, Schmuth M, Dubrac S, Enhanced expression of genes related to xenobiotic metabolism in the skin of patients with atopic dermatitis but not with ichthyosis vulgaris. J Invest Dermatol 2018; 138(1):98–108

 

Die Rolle des Immunsystems sowie der epidermalen Barriere sind in der Pa­thogenese der Neurodermitis weitgehend anerkannt. Insbesondere der Stellenwert der epidermalen Barriere wurde zuletzt in­tensiv untersucht. Besonderes Augenmerk wurde hierbei auf das Gen Filaggrin ge­legt. Filaggrin kodiert für das gleichnami­ge Strukturprotein, welches eine zentrale Rolle in der epidermalen Barrierefunktion spielt. In umfassenden Studien konnte ge­zeigt werden, dass Mutationen im Filag­grin-Gen ursächlich für die Entstehung der nichtentzündlichen Hauterkrankung Ich­thyosis vulgaris sind. Des Weiteren stel­len Mutationen in diesem Gen den wich­tigsten, prädisponierenden Risikofaktor in der Pathogenese der Neurodermitis dar. Trotz dieser weitreichenden Erkenntnisse ist der Entstehungsmechanismus der Neu­rodermitis nach wie vor Ziel intensiver For­schungsbemühungen.

Methoden: Der Gegenstand der bespro­chenen Studie war es, das molekulare Pro­fil der Haut von Patienten mit Ichthyosis vulgaris sowie von Patienten mit Neuro­dermatitis mit und ohne Mutationen im Filaggrin-Gen zu untersuchen. Dabei war das Ziel dieser Arbeit, näheren Einblick in den Stellenwert von Filaggrin in der Pa­thogenese von Ichthyosis vulgaris im Ver­gleich zur Neurodermitis zu erhalten.Um dies zu bewerkstelligen, verwende­ten wir Next Generation Sequencing, um die Transkriptome von Hautproben von Patienten mit Ichthyosis vulgaris, Patien­ten mit Neurodermitis mit und ohne Filaggrin-Mutationen, Patienten mit Ich­thyosis vulgaris und Neurodermitis sowie Kontrollpersonen ohne Mutationen im Gen Filaggrin zu analysieren und zu verglei­chen.

Ergebnisse: Mithilfe dieser Herangehens­weise konnten wir die unterwartete Ent­deckung machen, dass in der Haut von Neurodermitispatienten – unabhängig von deren Filaggrin-Mutationsstatus – Gene verstärkt exprimiert werden, die im Stoff­wechsel von Xenobiotika eine wichtige Rol­le spielen. Xenobiotika sind artifizielle, kör­perfremde Stoffe, denen unsere Haut tag­täglich ausgesetzt ist. Dazu gehören alle Arten chemischer Verbindungen, u. a. pharmazeutische Wirkstoffe, Kosmetika, Toxine, Pestizide und Umweltgifte.

Fazit: Die Ergebnisse der besprochenen Arbeit lassen den überraschenden Schluss zu, dass vermehrte Exposition gegenüber Xenobiotika möglicherweise eine bis da­to kaum beachtete Rolle in der Entste­hung von Neurodermitis spielt. Dem fol­gend weist die vorliegende Studie auf ei­nen bisher kaum beachteten Mechanis­mus in der Pathogenese der Neuroder­mitis hin, welcher gerade in der Vorbeugung wie auch der Therapie der Neurodermitis zukünftig von Bedeutung sein könnte.