SD 02|2018
Publikationsdatum: 2018-05-23
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Blunder S, Koks S, Koks G, Reimann E, Hackl H, Gruber R, Moosbrugger-Martinz V, Schmuth M, Dubrac S, Enhanced expression of genes related to xenobiotic metabolism in the skin of patients with atopic dermatitis but not with ichthyosis vulgaris. J Invest Dermatol 2018; 138(1):98–108
Die Rolle des Immunsystems sowie der epidermalen Barriere sind in der Pathogenese der Neurodermitis weitgehend anerkannt. Insbesondere der Stellenwert der epidermalen Barriere wurde zuletzt intensiv untersucht. Besonderes Augenmerk wurde hierbei auf das Gen Filaggrin gelegt. Filaggrin kodiert für das gleichnamige Strukturprotein, welches eine zentrale Rolle in der epidermalen Barrierefunktion spielt. In umfassenden Studien konnte gezeigt werden, dass Mutationen im Filaggrin-Gen ursächlich für die Entstehung der nichtentzündlichen Hauterkrankung Ichthyosis vulgaris sind. Des Weiteren stellen Mutationen in diesem Gen den wichtigsten, prädisponierenden Risikofaktor in der Pathogenese der Neurodermitis dar. Trotz dieser weitreichenden Erkenntnisse ist der Entstehungsmechanismus der Neurodermitis nach wie vor Ziel intensiver Forschungsbemühungen.
Methoden: Der Gegenstand der besprochenen Studie war es, das molekulare Profil der Haut von Patienten mit Ichthyosis vulgaris sowie von Patienten mit Neurodermatitis mit und ohne Mutationen im Filaggrin-Gen zu untersuchen. Dabei war das Ziel dieser Arbeit, näheren Einblick in den Stellenwert von Filaggrin in der Pathogenese von Ichthyosis vulgaris im Vergleich zur Neurodermitis zu erhalten.Um dies zu bewerkstelligen, verwendeten wir Next Generation Sequencing, um die Transkriptome von Hautproben von Patienten mit Ichthyosis vulgaris, Patienten mit Neurodermitis mit und ohne Filaggrin-Mutationen, Patienten mit Ichthyosis vulgaris und Neurodermitis sowie Kontrollpersonen ohne Mutationen im Gen Filaggrin zu analysieren und zu vergleichen.
Ergebnisse: Mithilfe dieser Herangehensweise konnten wir die unterwartete Entdeckung machen, dass in der Haut von Neurodermitispatienten – unabhängig von deren Filaggrin-Mutationsstatus – Gene verstärkt exprimiert werden, die im Stoffwechsel von Xenobiotika eine wichtige Rolle spielen. Xenobiotika sind artifizielle, körperfremde Stoffe, denen unsere Haut tagtäglich ausgesetzt ist. Dazu gehören alle Arten chemischer Verbindungen, u. a. pharmazeutische Wirkstoffe, Kosmetika, Toxine, Pestizide und Umweltgifte.
Fazit: Die Ergebnisse der besprochenen Arbeit lassen den überraschenden Schluss zu, dass vermehrte Exposition gegenüber Xenobiotika möglicherweise eine bis dato kaum beachtete Rolle in der Entstehung von Neurodermitis spielt. Dem folgend weist die vorliegende Studie auf einen bisher kaum beachteten Mechanismus in der Pathogenese der Neurodermitis hin, welcher gerade in der Vorbeugung wie auch der Therapie der Neurodermitis zukünftig von Bedeutung sein könnte.