UIM 08|2022
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Klimabedingte Naturkatastrophen nehmen weltweit bedenklich zu – kann daraus jedoch eine Zunahme an Asthma bronchiale, insbesondere eine Zunahme des Schweregrades dieser chronisch inflammatorischen Atemwegserkrankung, zusammenhängend nachgewiesen werden, und wenn ja, welche Art von Naturereignis führt dazu?
Der Klimawandel beeinträchtigt soziale und umweltbedingte Faktoren der Gesundheit, wie z. B. saubere Luft, sicheres Trinkwasser, ausreichend Nahrung und gesunde Böden. Prognostisch vorhergesagt werden durch den zunehmenden Klimawandel zwischen 2030 und 2050 zusätzlich ca. 250.000 Menschen sterben, dies durch Unterernährung, Malaria, Diarrhö oder Hitzestress. Eine Reduzierung der CO2-Emission führt demgegenüber zu einer Verbesserung der Gesundheit, insbesondere durch Reduzierung der Luftverschmutzung. Equiluz-Garcia et al. zeigten 2020 in einem sehr ansprechenden Schaubild, dass durch Klimawandel hervorgerufene Wetteränderungen die Luftqualität modifizieren können.1 Aber hat dies auch Auswirkungen auf das Krankheitsbild Asthma bronchiale? Die Arbeitsgruppe wies darauf hin, dass ein Zusammenhang zwischen dem Anstieg von CO2 und einem schnelleren Wachstum von Pflanzen, einer Verlängerung der Pollensaison, einem früheren Beginn der Pollensaison sowie einer Zunahme der Pollen-Quantität und Allergenität sowie auch einer Sensibilisierung gegenüber subtropischen Allergenen besteht.1.
Bereits 2018 wies die Arbeitsgruppe um Cockcroft und Mitarbeiter:innen darauf hin, dass ein enger Zusammenhang zwischen einem starken Gewitter und der Zunahme von Asthmasymptomen verbunden mit einer Zunahme an Hospitalisierungen existiert, und sie gaben dieser klimabedingten Zunahme an Asthma bronchiale den Namen „Thunderstorm-Asthma”.2 Sie erklärten dieses Phänomen durch die Anwesenheit von elektrischen Entladungen in den Gewitterwolken während eines Gewittersturms. Durch diesen Gewittersturm mit Starkregen kommt es hierbei zu einer Fragmentation von Gräserpollen und zu vermehrtem Aufwirbeln dieser fragmentierten Pollen.2 Dieses „Thunderstorm-Asthma“ wurde von vielen Autor:innen – so z. B. in Melbourne, Australien, 1984, 1987 und 1998 (jeweils im Zusammenhang mit Gräserpollen) sowie in London 1994 (Gräserpollen) und in Kuwait 2016 – berichtet.2 Harun und Mitarbeiter:innen zeigten hierbei eine Korrelation zwischen „Thunderstorm“ und einer massiven Verschlechterung der Asthmasymptomatik auf.3 Lake und Mitarbeiter:innen wiesen einen Zusammenhang zwischen der Konzentration an Ambrosia-Pollen und einer Zunahme von Ambrosia-Sensibilisierungen nach.4 Es liegt nahe, dass durch den Anstieg der Pollenkonzentration (Pollenfragmentation) eine akute Erhöhung der Pollen-Sensibilisierung eintrat, die zu einer massiven Zunahme an Asthmasymptomen und zuletzt zu einer deutlichen Verschlechterung des Asthmaschweregrades und vermehrten Klinikaufenthalten führte.
Die World Meteorological Organization (WMO) gab bekannt, dass sich die durchschnittliche globale Temperatur im Jahr 2020 bei 1,2 °C über dem vorindustriellen Level (1850–1900) befand . Hohe Temperaturen führen nachgewiesenermaßen zu vermehrten altersabhängigen Hospitalisierungen von Menschen durch Auftreten von respiratorischen Symptomen. Dies konnten Michelozzi und Mitarbeiter:innen bereits 2009 in 12 europäischen Städten wie Dublin, Stockholm, London, Paris, Valencia u. a. nachweisen.5 Hierbei war der prozentuale Anteil altersabhängig bei über 75-Jährigen mit 4,5 % am höchsten.
In Australien zeigte sich in der Zeit zwischen Dezember 2006 und Januar 2007 ein Zusammenhang zwischen dort aufgetretenen Waldbränden (PM2,5-Exposition) und einem Anstieg der asthmabedingten Klinikeinweisungen.6 Später, im Jahre 2012, zeigten Alman und Mitarbeiter:innen einen Zusammenhang zwischen einem damals aufgetretenen heftigen Waldbrand in Colorado und einer Zunahme an akuten Hospitalisierungen aufgrund von Atemwegserkrankungen auf; dies abhängig von der Expositionszeit zwischen 1 und 24 Stunden, wobei Personen über 40 Jahre am häufigsten betroffen waren.7
Es gibt ihn also, den Zusammenhang zwischen klimabedingten Naturkatastrophen und einer Zunahme der Asthmasymptomatik bzw. Zunahme der Schwere dieser chronisch inflammatorischen Atemwegserkrankung.