Ibrutinib als Monotherapie oder in Kombination mit Rituximab verglichen mit der Standardtherapie bei unbehandelten, älteren Patienten mit CLL

 

Sonntag, 2. Dezember 2018

Session: Plenary Scientific Session

Abstract 06
Woyach JA et al.

Redaktion: Axel Beer

Eine Chemoimmuntherapie (CIT; Bendamustin plus Rituximab: BR) ist der bisherige Goldstandard der Behandlung von älteren Patienten mit CLL, da gezeigt wurde, dass die Zugabe eines CD20-Antikörpers zu einer Chemotherapie das Überleben verlängert. Ibrutinib ist in Europa seit 2016 als Erstlinientherapie für Patienten mit CLL zugelassen und wurde noch nicht direkt mit einer aggressiven CIT in einer Studie verglichen. Auch die Zugabe des CD20-Antikörpers Rituximab zu Ibrutinib wurde noch nicht in einer prospektiven Phase-III-Studie untersucht.

Die Phase-III-Studie A041202 der Alliance North American Intergroup verglich das progressionsfreie Überleben (PFS) von 547 unbehandelten, symptomatischen CLL-Patienten (≥ 65 Jahre) unter einer BR-Therapie (n=183) mit einer Ibrutinib-Monotherapie (n=182; I-Arm) und einer Kombination aus Ibrutinib und Rituximab (n=182; IR-Arm). Das Chemotherapie-Regime wurde über zwei Tage intravenös verabreicht. Die Patienten bekamen insgesamt sechs Zyklen im Abstand von 28 Tagen. Die  Ibrutinib-Therapie wurde täglich oral verabreicht. Im Falle eines Progresses konnten die Patienten unter BR-Therapie auf eine Ibrutinib-Monotherapie wechseln.

Zwei Drittel der Teilnehmer waren Männer, 54% in einer High-Risk Stage (III oder IV). Prognostische Marker wurden ebenfalls erhoben: unmethyliertes ZAP-70 wurde bei 53 %, Deletion von 17p oder 11q bei 28 % gefunden. Das progressionsfreie Überleben konnte von 537 Patienten analysiert werden. Das mediane PFS nach einem medianen Follow-up von 32 Monaten betrug im BR-Arm 41 Monate und wurde weder im I-Arm noch im IR-Arm zum Zeitpunkt der Datenanalyse erreicht (HR I-Arm vs. BR-Arm: 0,4; p<0,0001; HR IR-Arm vs. BR-Arm: 0,41; p<0,0001; HR IR-Arm vs. I-Arm: 1,01, p=0,48). Das geschätzte 2-Jahres-PFS war 74 % im BR-, 87 % im I- und 88 % im IR-Arm. Das mediane Gesamtüberleben (OS) wurde in keinem Behandlungsarm erreicht, das geschätzte 2-Jahre-OS betrug 95 %, 90 % und 94 %.

Behandlungsbedingte unerwünschte hämatologische Ereignisse vom Schweregrad 3 oder höher wurden bei 61 % im BR-Arm, 41 % im I-Arm und 38 % im IR-Arm beobachtet (p<0,001), nicht-hämatologische Ereignisse wurden von 63 %, 74 % und 74 % der Patienten gemeldet (p=0,04).

Diese Phase-3-Studie mit rund 550 Patienten zeigt, dass Ibrutinib das progressionsfreie Überleben (PFS) bei CLL-Patienten ab 65 Jahren verbessert. Die Zugabe von Rituximab bringt darüber hinaus keine Verbesserung des PFS. Nach zwei Jahren Follow-Up wurde kein signifikant verbessertes Gesamtüberleben (OS) mit Ibrutinib gezeigt, wobei das mediane OS zum Zeitpunkt der Datenauswertung noch nicht erreicht war. Aufgrund der Kosten und des Nebenwirkungsprofils schlagen die Studienautoren vor, die Therapiedauer nach Möglichkeit zu reduzieren.

Die Daten der Alliance-A041202-Studie rechtfertigen, Ibrutinib für CLL-Patienten über 65 Jahre als Therapiestandard zu definieren. Rituximab-Zugabe bringt keine Vorteile.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Ibrutinib die Standardbehandlung für ältere Patienten mit CLL sein sollte – es ist wirksamer als die beste verfügbare Chemo-Immuntherapie“, sagt Studienautorin Jennifer Woyach von der Ohio State University.

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