Dr. Philipp Hockl
Hämatologie und Onkologie, Kepler Universitätsklinikum Linz
Die hohe Aktivität der neuen zielgerichteten Therapien beim Hodgkin Lymphom (HL) ist sehr beeindruckend, vor allem bei schwer vorbehandelten Patienten. Das optimale Timing der Behandlung zu finden, wie in der Session diskutiert wurde, bleibt aber nach wie vor eine Herausforderung. Die Daten der jüngsten Studien geben aber Anlass zur Hoffnung.
Für Patienten, die für eine Behandlung mit Bleomycin nicht in Frage kommen, ergeben sich neue Therapieoptionen. Die risikoadaptierte Therapie (wird derzeit mittels PET-CT durchgeführt) bei Patienten mit neu-diagnostizierten HL ist ein Standardvorgehen. Eine weitere Optimierung des risikoadaptierten Vorgehens (Therapie-Eskalation/Deeskalation) sollte, solange die Datenlage noch unklar ist, im Rahmen von Studien erfolgen. Nach der Untersuchung in großen, internationalen Studien sollte es zu einer Standardisierung der Vorgehensweise kommen.
Die Herausforderungen der Therapie sind je nach Patientengruppe unterschiedlich, bei der heutigen Session wurden oft die älteren Patienten mit Komorbiditäten erwähnt, bei welchen es zu schwereren Nebenwirkungen kommt. Besonders junge Patienten können aufgrund der Langzeittoxizität (z.B. Brustkrebs) von neuen Verfahren, etwa zur Reduktion der Dosis einer Strahlentherapie, profitieren.
Die Ergebnisse der älteren Patienten in der Subgruppenanalysen der ECHELON-1-Studie (Adriamycin/Bleomycin/Vinblastin/Dacarbazin [ABVD] vs. Brentuximab Vedotin + Adriamycin/Vinblastin/Dacarbazin [A-AVD] bei neu diagnostiziertem HL) sind sicherlich relevant. Patienten mit Höchstrisiko (IPS 4+) haben vermehrt von einer A-AVD-Behandlung profitiert. Von dieser Therapie wird man in Zukunft sicher noch einiges hören. Der Einsatz von Brentuximab Vedotin wird bei bestimmten Patientengruppen eine Rolle spielen, zum Beispiel bei älteren Patienten oder jenen mit Kontraindikation zu Bleomycin.
Als Bridging zum Transplant und auch in der Erhaltungstherapie werden zahlreiche Wirkstoffkombinationen in klinischen Studien untersucht, die Frage nach der optimalen Kombination ist noch nicht abschließend beantwortet.
Die alternierende Gabe von AVD und Brentuximab Vedotin ist sicher ein interessanter Ansatz, um die Toxizität zu reduzieren, die unter A-AVD (z.B. Neuropathien und Neutropenien) nicht unerheblich ist.
Die ideale Dauer und Kombination einer Behandlung mit PD-1-Blockern muss in größeren Studien noch genauer untersucht werden, die ersten Daten sind vielversprechend. Da das Ansprechen auf PD-1-Blocker-Monotherapie leider nicht von langer Dauer war, werden sicherlich die Kombinationen eine größere Rolle spielen. Ob PD-1-Blocker in einer früheren Behandlungslinie mit einer anderen zielgerichteten Therapie kombiniert werden können, wird sicher vor allem von der Toxizität und dem Ausmaß des eventuellen Benefits abhängen.
Die Session war sehr interessant, es wird viel an der optimalen Therapie für das HL geforscht. Vor allem die Fragen nach den besten Kombinationen und dem optimalen Setting für die einzelnen Patientengruppen sind noch offen.