Blasenkarzinom

Autor: Dr. Fransesco Soria

Radiofrequenz-induzierte Thermochemotherapie bei nicht-muskelinvasivem Blasenkarzinom

Ayres B et al., London, UK, Abstract #MP08-01:
In einer retrospektiven Studie von 135 Patienten mit „BCG-Versagen“ bei nicht-muskelinvasivem Blasenkarzinom wurde die Wirkung der Chemohyperthermie mit dem Synergo-System evaluiert. Das 5-Jahres karzinom-spezifische Überleben (CSS) betrug 79%. Weniger als 25% der Patienten benötigten eine radikale Zystektomie. Limitationen: Retrospektive Studie.
Innovation: ★★☆     Datenqualität: ★★☆     Praxisrelevanz: ★★☆

 


 

Transurethrale Resektion vs. en-bloc-Resektion bei nicht-muskelinvasivem Blasenkarzinom

Geavlete B et al., Bukarest, Rumänien, Abstract #MP08-05:
In dieser randomisiert-kontrollierten Studie von 120 Patienten mit einem nicht-muskelinvasiven Urothelkarzinom der Harnblase (Tumorgröße <3 cm), wird die klassische transurethrale Resektion (TUR-B) mit der en-bloc-Resektion verglichen. Es zeigte sich, dass die Patienten, welche mittels en-bloc-Resektion behandelt wurden, einen geringeren Blutverlust, ein höheres 1- und 2-Jahres rezidiv-freies Überleben und weniger Komplikationen aufwiesen.
Innovation: ★★☆     Datenqualität: ★★☆     Praxisrelevanz: ★★☆

 


 

​Neoadjuvante dosis-dichte MVAC-Chemotherapie vs. Gemcitabine-Cisplatin vor radikaler Zystektomie

Tang D et al., Tampa, USA, Abstract #PD11-10:
In einer retrospektiven Studie von 332 Patienten mit muskelinvasivem Blasenkarzinom wurde die Wirkung der neoadjuvanten dosis-dichten MVAC-Chemotherapie mit dem Gemcitabine-Cisplatin-Schema vor radikaler Zystektomie verglichen. Dosis-dichtes MVAC ist mit einer höheren kompletten Ansprechrate (41% vs. 23%) und besserem Gesamtüberleben assoziiert. Über Komplikationen und Nebenwirkungen wurde leider nicht berichtet. Limitationen: Retrospektive Studie, single-center.
Innovation: ★★☆     Datenqualität: ★☆☆     Praxisrelevanz: ★★☆

 


 

Pembrolizumab neoadjuvant vor radikaler Zystektomie bei muskelinvasivem Blasenkarzinom

Necchi A et al., Mailand, Italien, Abstract #PD11-11:
In dieser Phase-2-Studie (PURE-01) wurde die Wirkung einer neoadjuvanten Pembrolizumab-Therapie vor radikaler Zystektomie bei muskelinvasivem Blasenkarzinom evaluiert. Insgesamt wurden 24 Patienten inkludiert, jedoch konnten nur 14 analysiert werden. Der primäre Endpunkt war die Anzahl des pT0-Stagings bei radikaler Zystektomie. Die komplette Ansprechrate und das Downstaging betrugen 28,4% und 21,4%. Limitationen: Geringe Patientenanzahl.
Innovation: ★★★     Datenqualität: ★★☆     Praxisrelevanz: ★★☆

 


 

Persistierende DNA-Mutationen im Harn mit Ansprechen auf neoadjuvante Chemotherapie assoziiert

Abbosh P et al., Philadelphia (USA), Abstract #MP41-04;
In dieser Studie wurde die cell-free DNA im Urin von Blasenkarzinom-Patienten, die mit neoadjuvanter Chemotherapie vor radikaler Zystektomie behandelt wurden, evaluiert. 50 verschiedene karzinom-assoziierte Gene wurden vor und nach Chemotherapie getestet. Persistierende DNA-Mutationen im Urin waren mit einem geringen Ansprechen der neoadjuvanten Chemotherapie assoziiert. Cell-free DNA im Urin könnte in Zukunft in harnblasen-erhaltenden Therapieprotokollen benutzt werden.
Innovation: ★★★     Datenqualität: ★☆☆     Praxisrelevanz: ★☆☆

 


 

Zusätzlicher Effekt der adjuvanten Chemotherapie nach radikaler Zystektomie und neoadjuvanter Chemo?

Omura M et al., Japan, Abstract #MP41-07;
In einer retrospektiven Studie wurde die Effektivität der adjuvanten Chemotherapie nach radikaler Zystektomie und neoadjuvanter Chemotherapie evaluiert. Es zeigte sich kein Unterschied im Gesamtüberleben zwischen Patienten, die mit neo- und adjuvanter Chemotherapie sowie nur neoadjuvanter Chemotherapie behandelt worden waren. Limitationen: Geringe Patientenanzahl (30 Patienten), geringe Anzahl verabreichter Zyklen.
Innovation: ★★☆     Datenqualität: ★☆☆     Praxisrelevanz: ★☆☆

 


 

Next Generation Sequencing: Erfahrungen am Memorial Sloan Kettering Cancer Center mit 454 Patienten

Isharwal S et al., New York, USA, Abstract #MP54-04;
In dieser Studie wurden die genomische Veränderungen von 454 Patienten mit Harnblasenkarzinom evaluiert, um prädiktiven Faktoren für das Ansprechen einer neoadjuvanten Chemotherapie zu identifizieren. TP53, Retinoblastom und FGFR3-Mutationen waren mit höheren Tumorstadien assoziiert. Die Patienten mit „DNA Damage Repair“ Gen-Mutationen hatten höhere Ansprechraten bei neoadjuvanter Chemotherapie sowie ein besseres Gesamtüberleben im Vergleich zu „wild-type“ Patienten.

 


 

ProstaglandinE2-Inhibitoren: Potenzial als chemo-sensibilisierende Agentien?

Kashiwagi E et al., Baltimore, USA, Abstract #MP54-08;
In dieser präklinischen Studie wurde über die Verbindung von Prostaglandin E2 mit der Harnblasen- Karzinogenese und Chemotherapie-Resistenz berichtet. ProstaglandinE2-Inhibitoren wie beispielsweise Colecoxib könnten in Zukunft als therapeutische chemo-sensibilisierende Agentien bei Patienten mit Prostagladin-E2-Überexpression benutzt werden. Um diese Hypothesen zu bestätigen sind jedoch klinische Studien hierzu erforderlich.

 


 

Blasenkarzinom-Organoide: Hexaminolevulinat (Cysview®) in Kombination mit Blaulicht führt zu Zelltod

Matulay JT et al., New York, USA, Abstract #MP54-13;
In dieser “in-vitro”-Studie wurde die Aktivität der Kombination vom Hexaminolevulinat und Blaulicht evaluiert. Frische Blasenkarzinom-Proben wurden mit Hexaminolevulinat behandelt; ein Teil davon wurde danach Blaulicht exponiert. Die Kombination von Hexaminolevulinat und Blaulicht senkte das Überleben der Organoide. Diese Ergebnisse zeigen einen potenziellen therapeutischen Ansatz des Blaulichts beim Urothelkarzinom der Harnblase.

 


 

Roboter-assistierte radikale Zystektomie mit geringerem Blutverlust und kürzeren Krankenhausaufenthalten assoziiert

Soria et al., Österreich, Abstract #PD41-11;
In dieser multizentrischen retrospektiven Studie wurden die perioperativen Ergebnisse der roboter-assistierten radikalen Zystektomie (RARC) mit den der offenen radikalen Zystektomie (ORC) verglichen. Insgesamt wurden 1.887 Patienten (1.197 RARC und 609 ORC) inkludiert. Es zeigten sich keine Unterschiede in den 30- und 90-Tage Komplikations- oder Mortalitätsraten. Die RARC war mit geringerem Blutverlust und kürzeren Krankenhausaufenthalten, jedoch auch mit einer erhöhten stationären Wiederaufnahmerate assoziiert.

 


 

Subanalyse der IMvigor210-Studie: Schnelle Progression unter Atezolizumab bei welchen Patienten?

Joseph RV. et al., Florida, USA, Abstract #MP78-07;
In dieser Subanalyse der IMvigor210-Studie (Atezolizumab bei Patienten mit metastasiertem Urothelkarzinom nach cisplatin-basierter Chemotherapie) wurden die Charakteristika der Patienten mit einer schnellen Progression unter Atezolizumab analysiert. Das Vorhandensein von Lebermetastasen, einem niedrigen Hämoglobin-Level (<10g/dl) und eines ECOG Performance Status >0 waren mit einer schnellen Progression (nach 9 Wochen) assoziiert.
Innovation: ★★☆     Datenqualität: ★★☆     Praxisrelevanz: ★☆☆

 


Herausforderung älterer Patient mit high-risk- nicht-muskelinvasivem Blasenkarzinom

Racioppi M. et al., Italien, Abstract #MP83-04;
In dieser prospektiven Studie wurden 200 Patienten mit nicht-muskelinvasivem Blasenkarzinom, mit multiplen Komorbiditäten und einem Alter über 80 Jahre inkludiert. Je 100 Patienten wurden mit einem intravesikalen BCG-Induktionszyklus zweiwöchentlich (Gruppe 1) und wöchentlichem BCG (Standard, Gruppe 2) behandelt. Es zeigte sich kein Unterschied im 2-Jahres karzinom-spezifischen und progressions-freien Überleben. Außerdem hatten die Gruppe 1-Patienten signifikant geringere Komplikationsrate.
Innovation: ★★☆     Datenqualität: ★★★     Praxisrelevanz: ★☆☆

 


 

Autor: Dr. Beat Förster

Transurethrale en-bloc-Resektion mit Hybrid-Knife zur Therapie des primären nicht-muskelinvasiven Blasenkarzinoms

Hu J et al., China, Abstract #MP47-02;
In dieser randomisiert-kontrollierten Studie wurde die transurethrale en-bloc Hybrid-Knife-Resektion (n=47) mit der Standard-TURB (n=47) beim primären nicht-muskelinvasiven Blasenkarzinom verglichen. Es konnte gezeigt werden, dass die en-bloc-Resektion eine höhere Rate an fortgeschrittenen Stadien hervorbrachte (TaHG +T1: 29 vs. 20, p<0.05; T1b: 8 vs. 1, p<0.05) bei gleichbleibender 1-Jahres Rezidivrate (p=0.079). Es wird geschlussfolgert, dass die en-bloc-Technik die fortgeschrittenen Stadien besser detektieren kann und sich damit die Prognose sowie adäquate weitere Therapie besser bestimmen lässt.
Innovation: ★★☆     Datenqualität: ★☆☆     Praxisrelevanz: ★★☆

 


 

Verfeinerte Selektionskriterien für neoadjuvante Chemotherapie beim muskelinvasiven Blasenkarzinom: Kombination klinischer Risikofaktoren und molekularer Subtypen

Duplisea J et al., Houston, USA, Abstract #MP47-04;
In dieser retrospektiven Analyse wurden 165 Patienten, welche eine radikale Zystektomie mit oder ohne neoadjuvante Chemotherapie erhielten und deren TURB-Tumorgewebe mittels Genom-Analyse in basal, luminal oder p53-like eingeteilt werden konnte, untersucht. Es zeigte sich, dass das Gesamtüberleben der Patienten mit basalen Tumoren in allen Risikokategorien mit der neoadjuvanten Chemotherapie höher war als ohne, nicht aber bei den Patienten mit luminalen oder p53-like-Tumoren. Es wird empfohlen, die Genom-Einteilung in die Risikostratifizierung zu integrieren.
Innovation: ★☆☆     Datenqualität: ★☆☆     Praxisrelevanz: ★★☆

 


 

Evaluierung der MD Anderson Risikokriterien: Keine neoadjuvante Chemo vor radikaler Zystektomie bei low-risk-Patienten mit muskelinvasivem Blasenkarzinom

Lyon T et al., Rochester, USA, Abstract #PD41-07;
In dieser retrospektiven Analyse wurde die MD Anderson Risikostratifizierung bei muskelinvasivem Blasenkarzinom, welche die Kriterien Hydronephrose, lymphovaskuläre Invasion, variante Histologie und cT3/4-Stadien beinhaltet, validiert. Es zeigte sich in einer Analyse von insgesamt 1.931 Patienten, dass low-risk-Patienten ein sehr niedriges Upstaging-Risiko haben und daher ohne vorherige neoadjuvante Chemotherapie einer radikalen Zystektomie zugeführt werden können.
Innovation: ★☆☆     Datenqualität: ★☆☆     Praxisrelevanz: ★★☆

 


 

Langzeit-prognostischer Wert von Survivin-exprimierenden zirkulierenden Tumorzellen bei Hochrisiko-nicht-muskelinvasivem Blasenkarzinom

Busetto GM et al., Rom, Italien, Abstract #MP58-05;
In dieser retrospektiven Studie wurde bei Patienten mit nicht-muskelinvasivem Urothelkarzinom der Harnblase, zirkulierende Tumorzellen (CTCs) im Blut auf Survivin-Expression untersucht. Das Vorhandensein von CTCs, die Expression von Survivin im Tumor und in den CTCs waren alle signifikant mit dem rezidivfreien und karzinomspezifischen Überleben während eines medianen Follow-Up von 9 Jahren assoziiert (p=0,006, p<0,0001, p<0,001). Der Nachteil im karzinom-spezifischen Überleben könnte mit der Persistenz einer Subpopulation von Highlander-Zellen im Blut bei T1G3-Tumoren zusammenhängen.
Innovation: ★★☆     Datenqualität: ★☆☆     Praxisrelevanz: ★★☆

 


 

Ungenauigkeit des klinischen Stagings nach neoadjuvanter Therapie beim muskelinvasen Blasenkarzinom

Meyer A. et al., USA, Abstract #MP78-10;
In dieser retrospektiven Analyse wurden bei Patienten mit muskelinvasivem Blasenkarzinom (cT2-4, cN0, cM0) nach neoadjuvanter Chemotherapie transurethrale Biopsien aus der Harnblase entnommen und mit den definitiven pathologischen Stadien nach radikaler Zystektomie verglichen. Diese Studie zeigt, dass ein klinisches Staging mittels Biopsien nach neoadjuvanter Chemotherapie in >50% der Fälle inadäquat ist. Ein cT0-Status hat sich in über der Hälfte der Fälle nicht bestätigt, weshalb man nicht vom jetzigen Standardvorgehen mit anschließender radikaler Zystektomie abweichen sollte.
Innovation: ★★☆     Datenqualität: ★☆☆     Praxisrelevanz: ★★☆

 


 

Ergebnisse der Phase-II-Studie CALIBER: Intravesikale Chemoablation vs. TURB bei low-risk nicht-muskelinvasivem Blasenkarzinom

Mostafid H. et al., GB, Abstract #PD66-04;
In dieser randomisierten, kontrollierten Phase-II-tudie (CALIBER) wurden Patienten mit rezidivierendem low-risk nicht-muskelinvasivem Urothelkarzinom der Harnblase 2:1 entweder in die Behandlungsgruppe mit intravesikaler Chemoablation mit MMC-Instillationen (4x wöchentlich) oder in die Kontrollgruppe mit transurethraler Resektion randomisiert. Insgesamt wurden 82 Patienten (54 Chemoablation vs. 28 TURB) eingeschlossen, jedoch wurde die Rekrutierung vorzeitig beendet, da die erwartete komplette Ansprechrate von 60% bei der Chemoablation nicht erreicht wurde. Die komplette Ansprechrate bei der Chemoablation betrug 37% im Gegensatz zur TURB mit 80%, wobei 20% drei Monate nach TURB Rezidive vorwiesen. Die Chemoablation ist insgesamt gut verträglich, 98,1% der Patienten haben alle 4 Instillationen erhalten. Weitere Studien sind notwendig, um die Rolle der neoadjuvanten intravesikalen Chemotherapie zu bestimmen.
Innovation: ★★★     Datenqualität: ★★☆     Praxisrelevanz: ★★☆

 


 

HEMAturia-Studie: Prospektive Validierung eines harnbasierten DNA-Tests für die Blasenkarzinom-Diagnose

K. van Kessel et al., NL, Abstract #PD66-06;
In dieser prospektiven Studie (HEMAturia) wurde ein spezifischer DNA-Test (FGFR3, TERT, HRAS, OTX1, ONECUT2 und TWIST1) in Urinproben von 1.006 Patienten mit unklarer Mikro- oder Makrohämaturie vor Zystoskopie durchgeführt, wodurch bei 121 Patienten ein Blasenkarzinom diagnostiziert werden konnte. Der Test hat eine Sensitivität von 90,5%, eine Spezifität von 75% und einen negativen prädiktiven Wert von 98%. Der Test wurde bereits mehrfach validiert, soll bei der Entscheidung zur Zystoskopie helfen und ist nun bereit für eine klinische Implementierung.
Innovation: ★★☆     Datenqualität: ★☆☆     Praxisrelevanz: ★★☆

 


 

Profitieren alle Patienten? Intermediäre intravesikale Mitomycin-C-Instillation bei nicht muskelinvasivem Blasenkarzinom

Bosschieter J. et al., NL, Abstract #PD66-07;
Die Autoren präsentierten eine prospektive Studie von 1.976 Patienten mit intermediate- und high-risk nicht-muskelinvasivem Blasenkarzinom, welche entweder eine sofortige Mitomycin-C-Instillation oder eine Instillation 2 Wochen postoperativ erhielten. Es zeigte sich in der multivariablen Analyse, dass die sofortige Instillation in beiden Risikogruppen mit einer 25%igen Reduktion des relativen Risikos eines Rezidivs assoziiert ist (HR 0,75, 95% CI 0,64–0,88, p<0,001).
Innovation: ★☆☆     Datenqualität: ★★☆     Praxisrelevanz: ★★☆