EAU 2019 Prostatakarzinom Tag 4

Dr. Bernhard Grubmüller

Prostatakarzinom-Mortalitätsrisiko nach Beendigung des PSA-Screening-Programmes: Ergebnisse des „Göteborg randomized population-based prostate-cancer screening trials“

Franlund G., et al., Göteborg, Schweden, Abstract #1125

Da manche Guidelines ab dem 70. Lebensjahr keine PSA-Abnahme mehr empfehlen, untersuchte diese Studie das Langzeitrisiko an PC zu versterben bei knapp 4.500 Männern, die aufgrund ihres Alters (>70 Jahre) den Screening-Arm des „Göteborg Randomized Prostate Cancer Screening Trials“ verlassen mussten. Nach einem medianen Follow-Up von ca. 9 Jahren wurde bei fast 190 Patienten nach Beendigung der Studie ein PCa diagnostiziert, von denen 21 daran verstarben. Die Autoren schlussfolgerten, dass es zu früh ist, um PSA-Testungen ab 70 Jahren generell nicht mehr zu empfehlen. Ein wichtiger Prädiktor für ein PC im weiteren Verlauf war hierbei ein PSA-Baseline-Wert von >3ng/ml mit 70 Jahren.

Innovation: ★    Datenqualität: ★★    Praxisrelevanz: ★★★


Dr. Judith Stangl-Kremser

Next Generation Sequencing (NGS) bei metastasiertem, kastrationsresistentem Prostatakarzinom (mCRPC) zur Identifizierung von Targets für eine individualisierte Behandlung – im Alltag möglich?

Heidenreich A. et al., Köln, Deutschland, Abstract #898

Zwischen 1/2016 bis 12/2017 wurden 214 Patienten mit mCRPC behandelt. Bei 52/214 mCRPC-Patienten kam es unabhängig von der zugelassenen systemischen Therapie  zur Krankheitsprogression. Es wurden für eine NGS-Analyse  Biopsien der fortschreitenden Läsionen durchgeführt. 40,3% zeigten mindestens eine möglicherweise behandelbare Mutation: BRCA1 / 2 oder ATM n = 11, AR n = 7, DLL3 n = 3, p53 n = 9, Rad51C n = 4, CTNNB1 n = 4, PTEN / PIK3CA n = 4.
Fazit: Die NGS-Analyse von Biopsiematerial aus fortschreitenden Metastasen ist bei mCRPC möglich, wobei ein interdisziplinärer Rahmen im Diagnose- und Therapieentscheidungsprozess vorausgesetzt wird.

Innovation: ★★    Datenqualität: ★★    Praxisrelevanz: ★


SPARE-Studie: Androgenentzugstherapie nach Behandlung mit Abirateron bei Patienten mit chemotherapie-naivem CRPC

Ohlmann C. H. et al., Bonn, Deutschland, Abstract #1035

In dieser exploratorischen Phase-II-Studie wurden 67 Patienten randomisiert:  AA/P-Therapie mit ADT (kontinuierlich) vs. AA/P (ohne ADT bei AA/P-Therapiestart). Primärer Studienendpunkt war die rPFS-Rate in Monat 12. Sekundäre Endpunkte inkludierten die PSA-Ansprechrate, das objektive Ansprechen, die Zeit bis zur PSA-Progression und die Sicherheit.
Ergebnis: Weder die rPFS-Rate im Monat 12, noch die Zeit bis zur PSA-Progression unterschieden sich signifikant. Der PSA-Rückgang ≥ 50% war vergleichbar: 67.6% vs. 72.7%.
Fazit: Die Ergebnisse zeigen, dass die Behandlung mit AA/P ohne ADT effizient ist. Nach diesen Ergebnissen ist eine Fortsetzung der ADT bei Patienten mit mCRPC in Kombination mit AA/P möglicherweise nicht mehr erforderlich.

Innovation: ★    Datenqualität: ★    Praxisrelevanz: ★★

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