Die gebürtige Grazerin Beate Hartinger-Klein ist im heimischen Gesundheitswesen weiß Gott keine Unbekannte mehr: ausgebildete Lebens- und Sozialberaterin, Controlling bei der Steiermärkischen Krankenanstalten GmbH, Stellvertretende Generaldirektorin im Hauptverband der Sozialversicherungsträger, zuständig für Health Care Consulting bei der Deloitte GmbH, Aufsichtsrätin des Kepler Universitätsklinikums Linz, einschlägige Lehraufträge in Wien, Graz und St. Pölten. Eine Frau also, die ihr Geschäft bestens verstehen wird.
Beate Hartinger-Klein: Bestens! Wir wollen schon den Studenten bessere Anreize bieten, um die Ärzteflucht ins Ausland zu stoppen. Jungärzte wollen wir mit wirtschaftlichen Argumenten davon überzeugen, sich zunächst fünf Jahre für eine Tätigkeit auf dem Land zu verpflichten. Für die bereits etablierten Mediziner werden wir den total veralteten Leistungskatalog gründlich ändern, um bessere Verdienstmöglichkeiten zu erreichen.
Ganz klar: Wir wollen keinen staatlichen Gesundheitsdienst, die Freiberuflichkeit bleibt gesichert! Uns geht es darum, ein Grundeinkommen zu sichern.
Der Grundgedanke ist natürlich gut und unverzichtbar. Aber derzeit tun mir die niedergelassenen Ärzte leid, weil sie begründet Mühe haben, sich in diesem bürokratischen Chaos zurechtzufinden. Da werden wir mit Hilfe von EDV-Experten gründlich ausmisten und für Umsetzbarkeit sorgen.
Ja, ich bin schon vor den Feiertagen mit Vertretern von Ärzte- und Apothekerkammer zusammengesessen. Mein Wunsch: Beide Institutionen mögen den Patienten vor ihre eigenen Interessen stellen! Das Gespräch war überaus konstruktiv. Es gibt bereits einige konkrete Kooperationsprojekte.
Auf jeden Fall drei Maßnahmen: erstens zum Stichwort Mutter-Kind-Pass: Den will ich bis 18 Jahre ausbauen. Ich möchte einen nahtlosen Übergang vom Kindes- und Jugendalter zum Erwachsenen schaffen und damit auch ein neues, besseres Bewusstsein für die Vorsorgeuntersuchung erreichen.
Zweitens Mundhygiene für Kinder auf Kassenkosten. Mädchen und Buben sollen mit Hilfe der Zahnärzte lernen, rechtzeitig auf ihre Zähne zu achten. Da herrscht deutlicher Handlungsbedarf. Und drittens müssen die Krankenkassen einen gemeinsamen Leistungskatalog haben. Den wollen wir also harmonisieren, wie es so schön heißt. Nächster Schritt: Ab 2019 werden SVA und Bauernkasse zusammengelegt. Später soll es nur noch eine Gebietskrankenkasse geben. Ich bin aber für weitere Vorschläge offen.
Dazu möchte ich vorausschicken: Bisher ist es hauptsächlich um Geld und Macht gegangen. Ich möchte den Patienten in den Mittelpunkt stellen. Allerdings hat es auch für die wirtschaftliche Sanierung genug Chancen gegeben, die nicht genützt wurden. Meine Eckpunkte einer Reform sind optimale Zusammenarbeit zwischen dem niedergelassenen und dem stationären Bereich. Also zwischen den Ärzten in den Ordinationen und den Spitälern; und eine bestmögliche regionale Versorgung, für die es schon gute, umsetzbare Modelle gibt.
Nun, ein Schlüssel zur erfolgreichen Neugestaltung des Gesundheitswesens wird sein, die Gesundheitsberufe besser zu vernetzen. Damit kann man beispielsweise auch dem drohenden Ärztemangel wirkungsvoll begegnen. Konkret: Die Angehörigen gesundheitsbezogener Berufe wie Apotheker, Pflegepersonal, Psycho- und Physiotherapeuten und so weiter sollen künftig unter ärztlicher Kontrolle mehr machen dürfen. Das entlastet die Mediziner entscheidend – sie können sich ganz auf ihre Kerntätigkeit konzentrieren.
Bei mir wird es ganz gewiss keine Arzneimittel im Supermarkt geben! Bezüglich online: Da sollen sich ausgebildete Apotheker etwas überlegen. Die Abgabe von Arzneimitteln darf nur über heimische Apotheken erfolgen, alle Daten müssen in Österreich bleiben.
Ich bin damit nicht glücklich. Was Heinz-Christian Strache persönlich betrifft, werde ich alles versuchen, dass er aufhört, zu rauchen. Schließlich soll er gesund bleiben. Erfolgsgarantie kann ich allerdings keine geben. Bezüglich Rauchen ist mein großes Anliegen eben das Aufhören. Ich werde demnächst ein Konzept präsentieren, das vor allem unsere Jugend betrifft. Schließlich sind wir bei den Jungen in Europa letzte. Das muss und wird sich ändern!
Stärkung der Selbsthilfegruppen, die ein wichtiges Sprachrohr der Bevölkerung sind. Bessere Hinweise auf Patientenrechte – diese sollen nicht erst bekannt sein, wenn es schon zu spät ist. Wir überdenken die chefärztliche Bewilligung. Chefärzte sollen nicht abgeschafft, aber anderweitig nutzbar gemacht werden. Etwa bei der Verhinderung der Verschreibung zu vieler Medikamente (Polypragmasie).