Im AKH gibt es wieder Aufregung wegen Personaleinsparungen? Worum geht es im Detail?
Univ.-Prof. Dr. Thomas Szekeres: Hauptproblematik ist, dass das Wissenschaftsbudget ab 2013 fortgeschrieben wird, d. h. es gibt keine Inflationsanpassung. Der Rektor hat mit
Beginn dieses Jahres bereits begonnen, Stellen nicht nachzubesetzen. In Summe sollen damit im AKH 180 Stellen, hauptsächlich im klinischen Bereich, eingespart werden. Zusätzlich dazu hat er jetzt angekündigt, 20–25 Journaldiensträder ab 1. 1. 2012 einzusparen!
Von wie vielen? Wie viele Ärzte machen derzeit Nachtdienst?
Derzeit sind jede Nacht 172 Ärzte im Dienst. Die berechnete Zahl lag seinerzeit bei der Übersiedelung ins neue Gebäude bei 230 Nachtdiensträdern. D. h. 172 sind schon sehr
knapp bemessen; eine weitere Reduktion um 20 bis 25 würde unweigerlich zu massiven Einschnitten bei der Leistungsfähigkeit des Hauses führen. Insbesondere ist geplant, den
Facharztdienst in der Notfallaufnahme einzusparen, d. h. es wäre für Notfallpatienten mit spezifischen Problemen kein entsprechender Facharzt, z. B. Gynäkologe, Augenarzt, HNO-Arzt etc. verfügbar.
Zusätzlich fürchten wir auch eine Einschränkung der Versorgung der Herzinfarktpatienten, weil auch bei der Herzkatheterversorgung der Nachtdienst eingespart werden soll.
Würden die Einsparungen Auswirkungen auf die Versorgung der Herzinfarktpatienten haben?
Die Herzkatheterversorgung in Wien ist in einem Rad mit anderen Spitälern organisiert, am Wochenende hat das AKH Dienst. Bei einer Einschränkung der Nachtdienste ist mit massiven Folgen für die Patienten selbst zu rechnen.
Zusätzlich hat der Rektor eine Rufbereitschaft am Wochenende geplant, was meiner Meinung nach nicht machbar ist.
Wo sehen Sie hier das Problem?
Wien als Großstadt ist einfach zu groß, die Menschen wohnen ja nicht in der Nähe des Krankenhauses, sodass es zu lang dauern würde, um rechtzeitig vor Ort zu sein. Zusätzlich ist es auch aus Fragen der Lebensqualität nicht erwünscht.
Ist schon bekannt, welche Nachtdiensträder eingespart werden sollen?
Der Rektor hat angekündigt, Ende September die konkreten Räder bekannt zu geben. Was bereits umgesetzt wird, ist die Nichtnachbesetzung von ärztlichem Personal: Das führt an einigen Abteilungen bereits zu Engpässen. Ein zusätzliches Problem sind natürlich auch
Reduzierungen der Stadt Wien beim nichtärztlichen Personal, v. a. bei der Pflege.
Wo gibt es bereits Engpässe wegen fehlender Nachbesetzung?
Wir wissen bereits jetzt von Engpässen z. B. in der Strahlentherapie, in der Urologie. Auf etlichen anderen Abteilungen gibt es beginnende Probleme; diese werden sich weiter verschärfen, wenn noch mehr Personal reduziert wird.
Mit welchen Konsequenzen werden diese Engpässe verbunden sein?
Es wird zu einem Herunterfahren der Leistung kommen. Das ist die einzige Möglichkeit, um mit reduziertem Personalstand arbeiten zu können. Ich halte das bei einem GroßSpital wie dem AKH jedoch nicht für sinnvoll: Ein großes Spital wird immer hohe Betriebskosten haben. Wenn ich die
Leistungen zurückfahre, verteuere ich damit das Spital! Wie bei einem Autobus, bei dem ich, auch wenn er halb leer fährt, dieselben Benzinkosten habe. Natürlich kann man über die
Sinnhaftigkeit diskutieren, warum in Wien das zweitgrößte Spital der Welt an einem Standort gebaut wurde. Aber es steht nun einmal. Am vernünftigsten wäre es, das Haus zu
100% auszulasten und – wenn man wirklich Kapazität reduzieren will – diese außerhalb des AKH zu reduzieren.
Was haben Sie in näherer Zukunft vor?
Wir werden Forderungen an die Regierung, insbesondere die Finanzministerin, nach entsprechender Finanzierung stellen, damit wir zumindest den Status quo aufrechterhalten können. Ich gehe davon aus, dass es mit der Bekanntgabe der konkreten Maßnahmen zu Aktivitäten seitens der Betroffenen kommen wird.
Vielen Dank für das Gespräch!