Der Entwurf der oberösterreichischen Spitalsreform liegt vor. 760 Akutbetten, das sind 9%, sollen eingespart werden. Ungenützte Kapazitäten sollen abgebaut, Parallelstrukturen bereinigt werden. Der Widerstand ist – verglichen mit anderen Bundesländern – zumindest überschaubar und lokal. Ein Grund dürfte sein, dass die Vertreter der Trägerorganisationen von Anfang an ins Boot geholt wurden, ebenso wie die Gebietskrankenkasse und die Ärztekammer.
Außerdem kann man in Oberösterreich, verglichen mit anderen Bundesländern, bei Einsparungen aus dem Vollen schöpfen. Oberösterreich ist das Land mit der höchsten
Bettendichte und den meisten Belagstagen. Eingriffe, die anderswo längst tagesklinisch erfolgen, werden in Oberösterreich immer noch stationär erbracht. Und von manchem
dürfte es in Oberösterreich schlicht zu viel geben, so z.B. von Herzkatheterplätzen, deren Zahl weit über der von der kardiologischen Gesellschaft errechneten liegt. Klar, dass diese Einrichtungen dann auch genützt werden. Ob tatsächlich alle Patienten den Herzkatheter auch brauchen, kann angesichts der extremen zahlenmäßigen Diskrepanzen natürlich bezweifelt werden. Vor allem auch, weil die Oberösterreicher deswegen noch lange nicht gesünder sind, wie Landeshauptmann Pühringer ausführt.
Bei all den Argumenten, die mit für sich sprechenden Zahlen unterfüttert sind, und bei all dem Spott, mit dem Ökonomen und Kommentatoren die derzeitige Spitalslandschaft in Oberösterreich charakterisieren, stellt sich doch ein gewisses Unbehagen ein. Vor eineinhalb Jahren hat sich die damalige Gesundheitslandesrätin in einem klinik-Interview dazu bekannt, dass Oberösterreich bewusst auf die stationäre Versorgung setzt.
Wenn es stimmt, dass jetzt „leere Betten“ beseitigt werden, wie Pühringer die Überversorgung auf den Punkt bringt, dann frage ich mich, warum die Politik das so lange offenbar so wollte und auch so finanziert hat. Und ich frage mich auch, ob Strukturen, die jetzt Spitälern
vorgeworfen werden, nicht auch deshalb entstanden sind, weil sie anderswo fehlen. Vielleicht weil Ambulanzen mitfinanziert werden, die Leistungen erbringen (müssen), die sonst extramural erbracht werden?
Ich erinnere mich noch an die oberösterreichische Brustkrebsstudie, die gezeigt hat, dass Brustkrebs in Oberösterreich erst in einem weiter fortgeschrittenen Karzinomstadium detektiert wird als in Restösterreich. Der Zusammenhang mit den in Oberösterreich überdurchschnittlich langen Wartezeiten auf einen Facharzttermin wurde damals nur ganz kurz diskutiert, dann geriet schließlich die Studie ganz schnell unter Verschluss …
Bleibt also zu hoffen, dass es bei der Spitalsreform tatsächlich nur um leere Betten und um eine Bereinigung von Parallelstrukturen geht und dass die eingesparten Leistungen
tatsächlich im Krankenhaus kompensiert werden können. Denn im niedergelassenen Bereich müssten wohl erst Kapazitäten geschaffen werden.