Wie kriegt man eine Reform auf den Boden?

Mit der GuKG-Novelle 2016 wurde nicht nur die Pflegeausbildung ­reformiert, sondern es wurden auch neue Berufsbilder mit neuen Kompetenzbereichen geschaffen. Nach einer Übergangsfrist wird die Berufsausbildung für den gehobenen Dienst ausschließlich im universitären Bereich (FH-Studium mit Bachelor-Abschluss) erfolgen. Die Überführung der Ausbildung in den tertiären Bildungssektor und die damit verbundene Attraktivierung – Stichwort Akademisierung der Pflege – ist dabei aber nur ein Aspekt der Reform.
Künftig wird es drei statt bisher zwei Berufsbilder geben. Damit verschieben sich auch Kompetenzen. Neu geschaffen wurde das Berufsbild der zweijährig generalistisch ausgebildeten Pflegefachassistenz. Diese soll etliche Aufgaben übernehmen, die bis jetzt beim diplomierten Personal lagen.
Was bedeutet das für den Praxisalltag? Mit der Gesetzesnovelle ist zwar ein erster Schritt der Pflegereform gesetzt, der zweite ist mit dem Start der Ausbildung erfolgt. Doch wie geht es jetzt weiter? Spätestens wenn nächstes Jahr die ersten Pflegefachassistenten ihre Ausbildung beenden, sollten auch die Weichen für den vermutlich größten und schwierigsten Schritt, die Implementierung in der Praxis, gesetzt sein.
Doch hier ist noch vieles ungeklärt: Wer soll die frisch ausgebildeten Pflegekräfte, deren Berufsbild es bislang noch gar nicht gibt (!), dann in der Praxis begleiten und schulen? Wird es dafür die nötigen Ressourcen geben – nämlich Pflegekräfte, die die Praxisanleitung übernehmen können und vor allem dafür auch Zeitressourcen haben?
– Keine leichte Aufgabe … Gilt es doch, ein System mit drei Kompetenzbereichen parallel zu einem bestehenden mit bislang nur zwei Kompetenzbereichen zu implementieren – und das im laufenden Betrieb!
Noch sind viele Fragen offen und die Strukturen noch nicht geschaffen. Der Ball liegt bei den Trägerorganisationen. Die Zeit läuft … Denn die Pflegereform wird nur dann erfolgreich sein, wenn es gelingt, die theoretische Ausbildung auch praktisch auf den Boden zu bringen.

AutorIn: Susanne Hinger

Chefredakteurin klinik

Foto: Felicitas Matern


Klinik 06|2017

Herausgeber: MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH
Publikationsdatum: 2017-12-12