Klinik 01|2013

Herausgeber: MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH

Aktuell

Focus: Schwangerschaft und Risikoerkrankungen

  • Risiko Gestationsdiabetes

    Gestationsdiabetes (GDM) ist eine erstmals in der Schwangerschaft aufgetretene Glukosetoleranzstörung. Es gelten engere Grenzwerte als für einen manifesten Diabetes.

    Ein GDM geht mit einem erhöhten Risiko für Mutter und Kind (Makrosomie, ­Geburtstraumata, Schulterdystokie und Hypogklykämie, Sectiorate etc.) einher.

    In der 24.–28. SSW muss ein oraler Glukosetoleranztest zum Screening auf GDM erfolgen.

    Bei GDM muss die Schwangere in ein dreistufiges ambulantes Betreuungsprogramm übernommen werden. Können die Zielwerte mit Ernährungsumstellung und Lifestylemodifikation nicht binnen einer Woche erreicht werden, muss eine Insulintherapie erfolgen.

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  • Konsequentes Infektionsscreening halbiert die Frühgeburtenrate

    Durch ein einfaches Screening auf asymptomatische vaginale Infektionen kann die Frühgeburtenrate signifikant gesenkt werden.

    Als Folge eines flächendeckenden Screenings könnten für die primären Spitals­kosten aufgrund von Frühgeburten alleine in Wien nahezu 10 Mio. Euro pro Jahr eingespart werden.

    Ein für das Screening gut geeigneter Zeitpunkt ist das späte erste oder frühe zweite Schwangerschaftstrimenon.

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  • Blutungs- und Gerinnungskomplikation verhindern

    Bei Schwangeren mit Von-Willebrand-Syndrom und Hämophilie-Konduktorinnen erfolgt während der SS meist keine Therapie, peri- und postpartal gegebenenfalls eine Substitution oder Desmopressin-Gabe.

    Bei schweren hormonassoziierten Thrombosen in der Anamnese sollte eine Thromboseprophylaxe über die gesamte Dauer der SS inkl. 6 Wochen postpartal erfolgen.

    Bei heterozygoter Faktor-V-Leiden-Mutation ohne Vorgeschichte einer Thrombose oder ­Pulmonalembolie ist in der SS in der Regel keine Prophylaxe erforderlich, postpartal bis zu 6 Wochen individuell.

    Bei Frauen südosteuropäischer Abstammung sollte bei Aborten an eine Variante eines homo­zygoten Antithrombinmangels gedacht werden. Mit Substitution und antikoagulatorischer ­Therapie kann das Outcome verbessert werden.

    Frauen mit Mehrfachaborten sollten frühzeitig auf Antiphospholipidsyndrom untersucht werden. Die Komplikationsrate kann mit antikoagulatorischer Therapie verbessert werden, bleibt aber hoch.

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  • Schilddrüse und Schwangerschaft

    Internationale Guidelines empfehlen eine Risikoevaluierung für ein gezieltes „Case finding“ zu Beginn der Schwangerschaft. Die OEGGG empfiehlt ein TSH-Screening bis zur 12. SSW.

    Übliche Normbereiche gelten nicht, es gibt eigene trimesterspezifische Referenzbereiche.

    Eine gesicherte, auch latente Hypothyreose muss therapiert werden.

    Eine latente Hyperthyreose ist ungefährlich, eine manifeste erhöht das kindliche und mütterliche Risiko.

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  • Schwangerschaft und Hypertonie

    Die Inzidenz von hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen liegt bei 6–8%. Präeklampsie ist nach wie vor die Hauptursache für mütterliche und perinatale ­Morbidität und Frühgeburtlichkeit.

    Die Risikoevaluierung sollte anamnestisch bei Erstvorstellung der Schwangeren erfolgen. Zur Hochrisikogruppe zählen: Zustand nach Präeklampsie, chronische Nieren­erkrankung, APS, SLE, Diabetes und chronische Hypertonie.

    Die Sekundärprävention erfolgt mit 100 mg ASS. Eine antihypertensive Therapie sollte schweren Verlaufsformen vorbehalten bleiben. Bei der Wahl des Antihypertensivums sind die Einschränkungen in der Schwangerschaft und mögliche teratogene Wirkungen zu beachten.

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  • HIV-Infektion und Schwangerschaft – Vertikale Transmission verhindern

    Die antiretroviralen Therapieoptionen ermöglichen es heute auch Menschen mit HIV-Infektionen, ihren Wunsch nach einem eigenen Kind zu erfüllen.

    Durch eine antiretrovirale Kombinationstherapie (ART), eine antiretrovirale Prophylaxe für das Neugeborene, einen optimierten Entbindungsmodus und Stillverzicht kann die vertikale Transmissionsrate auf unter 2% gesenkt werden.

    Ohne diese Intervention liegt das Transmissionsrisiko bei 25–40%.

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  • Kindliche Morbidität und Mortalität durch Infektionen in der Schwangerschaft

    Erstinfektionen mit dem Zytomegalievirus (CMV) und dem Varizella-Zoster-Virus (VZV) während der Schwangerschaft stellen ein relevantes Risiko für das Ungeborene dar.

    Die Risiken für das Ungeborene können durch die Gabe eines jeweils spezifischen Hyperimmunglobulins reduziert werden; die Wirksamkeit bei CMV-Infektion muss noch weiter evaluiert werden.

    Andere, früher gefürchtete Erreger spielen heute dank Durchimpfung eine unerhebliche Rolle.

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Querdenker

Infektiologie

  • Clostridium difficile – der stille Killer

    Hauptrisikofaktor für Clostridium-difficile-Infektionen (CDI) sind bis zu 3 Monate (!) zurückliegende Antibiotikatherapien sowie Protonenpumpeninhibitoren, die den Darm-pH verschieben.

    Rezidive sind häufig und treten oft erst nach Spitalentlassung auf.

    Durch sporozide Oberflächendesinfektion patientennaher Flächen kann die Übertragungsrate reduziert werden.

    Fidaxomicin ist ein neues nichtresorbierbares Antibiotikum mit schmälerem Wirkspektrum als Vancomycin. Verglichen mit Vancomycin kann eine höhere Rate anhaltender Heilung erzielt werden.

    Wichtig ist die rasche Regeneration der Darmflora. Adjuvant haben sich Multispezies-Probiotika bewährt. Mit Stuhltransplantation werden gute Erfolge erzielt.

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Onkologie

  • Leukämien 2013: Schritt für Schritt ins Biologika-Zeitalter

    In der Therapie der CML zeigen Ponatinib und Bosutinib nach dem Versagen ­anderer Tyrosinkinaseinhibitoren Wirksamkeit (Ponatinib >> Bosutinib).

    Bei Patienten mit CML, die über zwei Jahre ein tiefes molekularbiologisches ­Ansprechen erfahren haben, kann ein Absetzversuch unternommen werden.

    Ibrutinib ist bei Hochrisiko-CLL effektiv.

    Blinatumomab kann bei ALL zu einer vollständigen Krankheitseradikation führen.

    Mit All-trans-Retinsäure plus Arsentrioxid steht bei akuter Promyelozytenleukämie eine ­hochwirksame chemotherapiefreie Option zur Verfügung.

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Patient Blood Management

  • Teil 13: Leitlinie in Ausarbeitung: Patientenorientiertes Blutmanagement

    Perioperative Anämie und Bluttransfusion sind Prädiktoren für eine Outcome-Verschlechterung.

    „Patientenorientiertes Blutmanagement“ (POBM) ist ein Gesamtpaket und umfasst Prävention und Therapie von Gerinnungsstörungen, multimodale Korrektur und Management der Anämie, entsprechende Diagnostik sowie Anwendung sämtlicher Methoden zur autologen Blutaufbereitung.

    Ein interdisziplinärer Arbeitskreis unter Koordination der ÖGARI erarbeitet praktikable evidenz- bzw. konsensbasierte Handlungsempfehlungen zur systematischen Anwendung des POBM-Gesamtkonzeptes.

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Rheumatologie

Schmerzmedizin