Doris Kiefhaber: seit 2001 Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe

20-jähriges Jubiläum

Seit nunmehr 20 Jahren ist Doris Kiefhaber Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe. Sie ist eine Frau der Tat, und gemeinsam mit ihrem Team hat sie in diesen 20 Jahren enorm viel für KrebspatientInnen in Österreich erreicht. Wir blicken zurück.

Liebe Frau Kiefhaber, können Sie uns einen Einblick geben, wie mansich die Österreichische Krebshilfe vor 20 Jahren vorstellen kann?

Doris Kiefhaber: Auch vor 20 Jahren war die Österreichische Krebshilfe bereits eine verlässliche und kompetente Anlaufstelle für KrebspatientInnen und Angehörige. Hatten wir damals rund 23 Beratungsstellen in ganz Österreich, so sind es heute 63. Wir haben zudem die finanzielle Soforthilfe eingeführt, um PatientInnen, die durch die Erkrankung in Not geraten sind, auch finanziell unterstützen zu können. Und wir sind miteinander – als Team – ins nächste Jahrtausend gegangen: moderner, vernetzter und schlagkräftiger.

Was können Sie sich heute gar nicht mehr vorstellen, was vor 20 Jahren war?

Dass wir alle wieder per „Sie“ sind (lacht). Spaß beiseite. Was mich wirklich sehr freut, ist, dass wir als österreichweites Team (Vorstandsowie Kolleginnen und Kollegen) innerhalb kürzester  Zeit zusammengerückt sind und dadurch vieles entbürokratisieren und effizienter gestalten konnten. So ist es auch gelungen, dass wir – der Dachverband, alle 9 Landesvereine und die 63 Beratungsstellen – wirklich ein Team sind.

Sie hatten sicher enorm viele Projekte, die für Sie bzw. in der Folge die PatientInnen weichenstellend waren. Könnten Sie 5 herausgreifen und mitunter auch erläutern, was die Idee dahinter war und wer Ihre wichtigen BegleiterInnen im Projekt waren?

Das war sicher der Soforthilfe-Fonds, den wir vor rund 15 Jahren einführten. Zugrunde liegt ein persönliches Erlebnis: Eine Patientin sagte damals im Laufe des Gespräches zu mir, dass zu all den Sorgen um ihre Gesundheit, ihr Leben auch finanzielle Sorgen kommen. Sie weiß einfach
nicht, ob sie sich eine Perücke kaufen oder ihrem Kind den Schulschikurs zahlen soll. Beides ginge sich nicht aus. Ich war zutiefst betroffen, dass man vor so einer Entscheidung stehen kann. Wir haben damals rasch und unauffällig unter uns Kolleginnen zusammengelegt und so
getan, als wäre das eine offizielle Krebshilfe-Unterstützung. Innerhalb weniger Wochen wurde dann ein professionell organisierter Soforthilfe-Fonds eingeführt, mit dem jährlich hunderten PatientInnen in ganz Österreich auch finanziell geholfen werden kann.
Dankbar bin ich auch dafür, dass es gelungen ist, nach sieben Jahren „Kampf“ die Wiedereingliederungsteilzeit durchzusetzen, die KrebspatientInnen nach abgeschlossener Therapie einen stufenweisen Wiedereinstieg nach Krebs ermöglicht. Die maßgebliche Unterstützung dafür kam von Barbara Prammer und Sabine Oberhauser.
Ein besonderes persönliches „Baby“ ist sicher die Einführung der Pink-Ribbon-Aktion in Österreich. In den letzten 18 Jahren konnten wir insgesamt über 8 Mio. Euro an Spenden lukrieren und damit über 85.000- mal einer Brustkrebspatientin konkret helfen. UnterstützerInnen der ersten Stunde waren Prof. Sevelda, der an das Projekt von Anfang an glaubte und mir erlaubte, es zu versuchen, und Uschi Pöttler-Fellner, die „Pink Ribbon“
medial aus der Taufe hob und bis heute maßgeblich unterstützt.
Ein besonderes Highlight war auch, als es 2003 gelungen ist, dass die SpitzenpolitikerInnen ihrer Parteien: Gusenbauer, Schüssel, Haupt und Van der Bellen sowie Riess-Passer, Rauch-Kallat, Glawischnig und Bures für TV-Spots der Österreichischen Krebshilfe gemeinsam vor die Kamera traten und an die Bevölkerung appellierten: „Über vieles kann man diskutieren, aber eines ist sicher: Früherkennung kann Leben retten – darüber sind wir uns einig.“ Die Spots haben wirklich Wellen geschlagen, und wir konnten die Aufmerksamkeit nutzen, um unsere medizinischen Botschaften besser zu kommunizieren.
Ein sehr arbeitsreiches Jahr war auch 2010, unser 100-jähriges Jubiläum. Neben vielen Aktionen organisierten wir eine Gala in der Spanischen Hofreitschule, bei der wir rund 750.000 Euro an Spenden für die finanzielle Soforthilfe einnehmen konnten.

Prof. Paul Sevelda ist seit 20 Jahren Präsident. Wie hat er Ihren Werdegang als Geschäftsführerin der Krebshilfe beeinflusst?

Prof. Sevelda hat mich sowohl als Geschäftsführerin als auch als Mensch geprägt. Seine Energie, die Offenheit für Neues, seine verbindende Art und sein unermüdliches, authentisches
Engagement sind beispielgebend und sehr motivierend. Ich bewundere seine Entschlossenheit,
Fehlentwicklungen beim Namen zu nennen, an Lösungen mitzuarbeiten und wenn notwendig, auch mal außerordentliche Schritte zu setzen – wie z. B. das „Don’t-smoke-Volksbegehren“ (gemeinsam mit der Wiener Ärztekammer). Ich bewundere auch seine Hartnäckigkeit, wie z. B. beim Kampf um die Einführung eines organisierten Mamma-Screenings oder für die Aufnahme der HPV-Impfung ins Kinderimpfprogramm. Es ist eine Ehre und Freude, ihm zuarbeiten zu dürfen.

Seit 2015 ist Martina Löwe die 2. Geschäftsführerin. Wie teilen Sie sich die Geschäftsführung?

Die Tätigkeit der Geschäftsführung und die damit verbundenen neuen Projekte und Visionen sind immer mehr geworden. Ich habe deshalb vorgeschlagen, Martina Löwe, die damals bereits viele Jahre die Krebshilfe in unterschiedlichen Projekten unterstützte, zur 2. Geschäftsführerin zu bestellen. Nach dem Motto: geteilte Verantwortung – doppelter Enthusiasmus. So schaffen wir es, zu keiner notwendigen Aktion aufgrund fehlender Kapazitäten „nein“ sagen zu müssen.

Was wünschen Sie sich für die nächsten Jahre?

Gesundheit.

Danke für das Gespräch