Mag.a Dr. scient. med.in Monika Hackl
Bundesanstalt Statistik Österreich
In Österreich werden jährlich rund 45.000 neue Krebsdiagnosen gestellt, und rund die Hälfte der Patient:innen verstirbt an den Folgen. Die aktuelle Publikation des Österreichischen Nationalen Krebsregisters beleuchtet die Entwicklung von Inzidenz- und Sterblichkeitsraten, Unterschiede zwischen Geschlechtern und Altersgruppen sowie Überlebenswahrscheinlichkeiten. Die Analyse bietet einen Überblick über die häufigsten malignen Entitäten und zeigt Fortschritte bei der Reduktion des Sterblichkeitsrisikos.
Die aktuelle Publikation des Österreichischen Nationalen Krebsregisters umfasst Daten zu sämtlichen malignen Neubildungen, einschließlich Lymphomen und Leukämien. Wie international üblich sind Hautkrebsformen – mit Ausnahme des malignen Melanoms – sowie Carcinoma-in-situ-Fälle nicht in der Gesamtinzidenz enthalten. Carcinoma-in-situ-Fälle werden jedoch separat ausgewiesen.1
Im Jahr 2022 wurden in Österreich bei 44.764 Menschen Krebsneuerkrankungen dokumentiert, 24.081 bei Männern und 20.683 bei Frauen. Bei 11.290 Männern und 9.715 Frauen führte eine Krebserkrankung im Jahr 2022 zum Tod. Damit sind Krebserkrankungen für etwa ein Fünftel (22,5%) der jährlichen Todesfälle verantwortlich. Tendenziell gehen aber sowohl das Risiko einer Neuerkrankung als auch das Sterblichkeitsrisiko zurück. Zum Jahresende 2022 lebten in Österreich 402.805 Personen mit der Diagnose Krebs.1
Im Jahr 2022 gab es etwas weniger Inzidenzfälle als 2021 (45.194 Neuerkrankungen) und um 10,4% mehr als vor zehn Jahren (40.561 Neuerkrankungen). Bei beiden Geschlechtern gab es geringfügige Änderungen der Zahl an Neuerkrankungen von 2021 auf 2022 (Männer: –1,0%, Frauen: –1,3%). Im Vergleich mit 2012 kam es bei den Männern zu einem Anstieg um 14,3% und bei den Frauen um 6,1%.1
In den zehn Jahren bis 2022 ging bei den Männern die um den Altersstruktureffekt bereinigte Neuerkrankungsrate der bösartigen Tumoren um 5,1% auf 566,7 Fälle pro 100.000 Männer zurück. Ebenso sank die Krebssterberate im gleichen Zeitraum um 14,7%. Auch bei den Frauen lag die altersstandardisierte Neuerkrankungsrate 2022 unter den Werten von 2012, die Differenz betrug 6,0% (408,8,8 pro 100.000 Frauen). Die Krebssterberate sank in diesem Zeitraum um 10,9%. Das Risiko, bis zum 75. Lebensjahr an Krebs zu erkranken, war unter Zugrundelegung der altersspezifischen Erkrankungsverhältnisse von 2022 bei den Männern 1,3 Mal so hoch wie bei den Frauen. Das Risiko für Männer, bis zu ihrem 75. Lebensjahr an einem bösartigen Tumor zu erkranken, erreichte 2000 mit 39,8 % seinen höchsten Wert und ging in den darauffolgenden Jahren bis zum aktuellen Diagnosejahr 2022 auf 31,6% zurück. Das Risiko für Frauen, bis zu ihrem 75. Lebensjahr an einem bösartigen Tumor zu erkranken, blieb im selben Zeitraum mit etwa 25 % gleich. 2022 war es 23,7 %.1
Bei der Hälfte aller Erkrankten wurden Darm-, Lungen-, Brust- oder Prostatakrebs diagnostiziert: 4.467 bösartige Tumoren des Dickdarms bzw. Enddarms, 5.203 Tumoren der Lunge, 6.096 bösartige Tumoren der Brust bei Frauen und 7.000 bösartige Tumoren der Prostata bei Männern. Die häufigste Krebserkrankung bei Männern ist seit 1994 Prostatakrebs, im Jahr 2022 mit 7.000 Fällen (165,3 pro 100.000 Männer). Nach einem Rückgang gab es in den vergangenen Jahren wieder einen Anstieg an neudiagnostizierten Prostatakrebsfällen. Lungenkrebs, vom Prostatakrebs auf Platz 2 der häufigsten Krebsleiden verdrängt, zeigt einen nach Geschlechtern stark unterschiedlichen Verlauf: Während das Erkrankungsrisiko der Männer seit Jahren stark sank (die Zahl der Neudiagnosen blieb etwa gleich), stieg das der Frauen stetig an. Bei den Frauen ist Brustkrebs seit jeher die häufigste Krebslokalisation mit 6.096 Fällen im Jahr 2022 (122,4 pro 100.000 Frauen). Die altersstandardisierten Raten der Neuerkrankungen an Brust- und Eierstockkrebs gingen in den letzten zehn Jahren zurück. Die bösartigen Neubildungen des Magens sanken ebenfalls kontinuierlich und zwar sowohl bei Männern als auch Frauen. Auch die Anzahl der bösartigen Neubildungen des Dickdarms verringerte sich im Zeitverlauf bei beiden Geschlechtern. Bei anderen Krebsarten blieb die Zahl der Neuerkrankungen weitgehend unverändert.1
Referenz: (1) Statistik Austria, Österreichisches Krebsregister, Stand 09. 01. 2024
Das Österreichische Nationale Krebsregister wird von Statistik Austria geführt. Grundlage für die Registrierung und Klassifikation der Krebserkrankungen im Österreichischen Nationalen Krebsregister sind systematische Meldungen zu Krebsbefunden aus den Krankenanstalten. Das Österreichische Nationale Krebsregister ist einzigartig in Österreich, da es auf gesetzlicher Grundlage Daten zu Krebserkrankungen für ganz Österreich erfasst und auswertet. Das Resultat steht der Öffentlichkeit als sogenannte Krebsstatistik zur Verfügung.
Detailliertes Zahlenmaterial und Grafiken finden Sie auf der Website von Statistik Austria unter
https://www.statistik.at/statistiken/bevoelkerung-und-soziales/gesundheit/krebserkrankungen